Gelebte Geschichte

In Hamburgs Wirtschaft steckt viel Tradition. Einige Unternehmen haben sich über Jahrhunderte erhalten. Sie stehen für Mut und Ausdauer, aber auch für Besonnenheit und die Fähigkeit, sich anzupassen. Zehn solcher Erfolgsgeschichten stellt die HW vor.
Mike Schaefer
Ingo C. Peters begann im Hotel Vier Jahreszeiten als Page und stieg zum Hoteldirektor auf. Inzwischen leitet er das Fünfsternehaus seit 25 Jahren.

Text: Frank Schlatermund, Fotos: Mike Schaefer, 10. Juni 2022 (HW 3/2022)


125 Jahre

Hotel Vier Jahreszeiten

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Mike Schaefer
Bevor Ingo C. Peters das Vier Jahreszeiten als Direktor übernahm, arbeitete er unter anderem in Luxushotels in Europa, Thailand. Indonesien und den USA.

Das Hotel Vier Jahreszeiten ist legendär. Es steht für Luxus und Komfort, aber auch für Würde, Charme und Charakter. Wohnkultur inszeniert sich von selbst in diesem Haus, das Traditionen wahrt und zugleich Neues wagt, dessen individuelle Note Gäste und Personal gleichermaßen betört. Staatsoberhäupter nehmen hier Quartier, Filmlegenden und Industrielle, aber auch Scheichs und Royals halten Hof am Neuen Jungfernstieg.

„Begonnen hat alles mit elf Zimmern auf drei Etagen“, erzählt Hoteldirektor Ingo C. Peters. Seit 25 Jahren leitet er das Grandhotel, das keiner so gut kennt wie er: Anfang der 1980er-Jahre machte er hier eine Ausbildung zum Pagen. Schon damals wollte der Sohn eines Architekten und einer Apothekerin nicht Akademiker, sondern Hoteldirektor werden.

Er berichtet, wie der Gründer Friedrich Haerlin, ein Schwabe, das Hotel 1897 aus einer Zwangsversteigerung erwarb und mit Weitblick expandierte, indem er in den Folgejahren die angrenzenden fünf Immobilien sukzessive hinzukaufte. „1928 wurde das Gebäudeensemble einheitlich auf fünf Etagen aufgestockt und mit einem durchgehenden Kupferdach versehen.“ Hinzu kam eine neue Fassade; und das Haus, das um 1900 das erste Hotel der Stadt mit einer Warmwasser-Zentralheizung war, erhielt das Aussehen, wie es die Welt heute kennt.

Mit dem Verkauf an einen japanischen Bauunternehmer im Jahr 1989 endete die Ära Haerlin. Danach wechselte die Nobelherberge noch zweimal den Besitzer, ehe sie 2013 an den aus dem Rheinland stammenden Unternehmer Kurt Dohle ging. Der heutige Glanz des Vier Jahreszeiten und die Aura, die es umgibt, sind maßgeblich das Verdienst von Ingo C. Peters: Unter seiner Ägide fand 2009 eine Komplettsanierung statt, und auch die 156 Zimmer und Suiten erhielten wenig später ein neues Design.


50 Jahre

Deutsche Klassik

Bei Konzertveranstalter Pascal Funke geben sich Weltstars wie Anne-Sophie Mutter, Cecilia Bartoli, Daniil Trifonov und Simon Rattle buchstäblich die Klinke in die Hand. Denn sein Unternehmen, die Deutsche Klassik, nimmt ausschließlich namhafte Künstlerinnen und Künstler, renommierte Orchester und hochkarätig besetzte Ensembles unter Vertrag. „Für die Planung eines Konzertes benötigen wir in der Regel etwa zwei Jahre“, erzählt er. „Wir müssen die Künstler anfragen, Termine koordinieren, geeignete Spielstätten finden, Eintrittspreise festlegen und Programme besprechen.“ Viel Arbeit, für die Geduld und Organisationstalent, nicht selten aber auch Feingefühl und diplomatisches Geschick vonnöten sind.

Für die Planung eines Konzertes benötigen wir in der Regel zwei Jahre.

Pascal Funke

Gründer der Deutschen Klassik war vor 50 Jahren Hans-Werner Funke, Inhaber der „Konzert- und Gastspieldirektion Hans-Werner Funke“ (heute Funke Media) und Vater von Pascal Funke. Unter dem Dach seiner Neugründung erwarb der Geschäftsmann nach und nach zahlreiche alteingesessene Konzertagenturen in Hamburg und in anderen Städten, über die er deutschlandweit agieren und Klassik veranstalten konnte. Reihen wie „Pro Arte“ in Hamburg und Frankfurt, „Promusica“ in Hannover sowie die „Meisterkonzerte“ in Bremen und Braunschweig sind seit jeher Garant für volle Häuser.

Seit Eröffnung der Elbphilharmonie tritt auch die Stadt Hamburg als Veranstalter auf. Für Pascal Funke, der rein privatwirtschaftlich arbeitet und keine Subventionen erhält, eine, wie er sagt, vollkommen neue Situation. Beunruhigt ist der 51-jährige Diplom-Kaufmann ob der städtischen Konkurrenz allerdings nicht: „Immerhin ist unser Konzept, klassische Musik von Hamburg aus in andere Metropolen des Landes zu tragen, einzigartig.“


125 Jahre

A.G. Schmidt & Sohn

Wer das Glück hat, sich in Tilman Schmidts Lager in der Buttstraße umschauen zu dürfen, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Als Großhändler für Leder und Schuhbedarf sind seine Regale, Schränke und Schubladen prall gefüllt mit allem, was der Schuhmacher benötigt: Schnallen und Sohlen, Absätze und Ösen, Garn, Bürsten, Klebstoff, Schleifpapier, Pinsel, Messer. Suchen muss Schmidt nichts; er weiß, wo er auf 600 Quadratmetern was gelagert hat.

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Hätte Tilman Schmidt nicht das Unternehmen seines Vaters übernommen, wäre er wahrscheinlich noch immer Devisenhändler.

Sein Urgroßvater, Albert Gustav Schmidt, hat die A.G. Schmidt & Sohn GmbH vor 125 Jahren in der Hein-Hoyer-Straße in St. Pauli gegründet. „Weil das Gebäude im Krieg stark beschädigt und auch zu eng wurde, zog der Betrieb Anfang der 1960er-Jahre in die Buttstraße am Fischmarkt“, berichtet der 60-Jährige. Die Einrichtung kann Geschichten erzählen, denn seit dem Einzug hat sich kaum etwas verändert. Schmidts Büro sieht noch immer so aus, wie es der Großvater vor langer Zeit verlassen hat, und in den Türen der beiden zentnerschweren Tresore sind Einschusslöcher aus Kriegstagen zu sehen.

Den Familienbetrieb wollte Tilman Schmidt ursprünglich nicht übernehmen. Er machte eine Banklehre, handelte mit Devisen. „Irgendwann bin ich an einem Freitag aus dem Büro gegangen, ohne zu wissen, dass ich am Montag kündigen würde“, erzählt er. „Ich wollte Führungsverantwortung, aber das ist in einer Bank ein langer Weg.“

Im väterlichen Unternehmen ging die Karriere schneller, bereits 1983 konnte Schmidt das Steuer an der Seite seines Vaters übernehmen – damals noch mit 15 Angestellten. Inzwischen arbeitet er weitgehend allein, teilweise unterstützt durch seine Frau und eine Buchhalterin. Es gibt immer weniger Schuhmacher, begründet er diese Entwicklung. „Ihnen bricht zunehmend der Umsatz weg, denn heute liegen Sneaker und Billigschuhe im Trend, deren Reparatur sich ganz einfach nicht lohnt.“


100 Jahre

Grindelhof-Apotheke

Horst Peter Alexander hat in seinem Leben schon viele wichtige Entscheidungen getroffen. Die beste von allen, sagt er, sei der Kauf einer Apotheke gewesen. Noch dazu eine mit Geschichte: Die Grindelhof-Apotheke, 1922 von Theodor Grasses im Grindelhof eröffnet, überlebte den Zweiten Weltkrieg trotz schwerer Zerstörung sowie mehrere Jahre Kellerprovisorium in der Schlüterstraße und zahlreiche Inhaberwechsel.

Horst Peter Alexander führt das Unternehmen seit 2016: „Als selbstständiger Apotheker verdiene ich zwar weniger Geld als in der freien Wirtschaft, aber ich bin mein eigener Herr.“ Ein achtköpfiges Team beschäftigt der 53-Jährige, darunter Ingrid Glaeske-Allers, die langjährige Vorbesitzerin der Apotheke, die zwar kürzertreten, sich aber noch nicht in den Ruhestand verabschieden möchte.

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Horst Peter Alexander führt die Grindelhof-Apotheke seit 2016.

Schon immer hatte Alexander Interesse an Naturwissenschaften, seine Leistungskurse im Abitur waren Biologie und Chemie. Bevor er allerdings Pharmazie studierte, war er Fallschirmjäger, danach Auszubildender bei Kaufhof in Aachen. „Ich wollte unabhängig sein, kein akademisches Ballastwissen anhäufen“, erzählt er. Auch nachdem er seine Meinung geändert und sich in Kiel immatrikuliert hatte, war der Beruf des Apothekers noch keine Option für ihn. In die pharmazeutische Industrie wollte er, ins Marketing, arbeitete eine Zeit lang bei Ratiopharm.

Irgendwann kam der Sinneswandel, und Alexander ließ sich als approbierter Apotheker im Grindelhof nieder. Mit der Burg-Apotheke in Uhlenhorst, die in diesem Jahr ebenfalls 100 Jahre alt wird, kam 2021 eine zweite Apotheke hinzu. Einer weiteren Expansion steht er, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, eher skeptisch gegenüber: Der Fachkräftemangel verschont auch Apotheken nicht.


150 Jahre

Betten-Schwen

Als dem Zigarrenfabrikanten Carl Joachim Schwen mit Abzug der Dänen aus Wandsbek im Jahr 1864 ein Großteil der Kundschaft wegbrach, eilte ihm seine Frau Catharina Dorothea zur Hilfe. Die gelernte Näherin gestaltete einen Teil der Geschäftsräume ihres Mannes in der heutigen Kattunbleiche in einen Handel mit Weißwaren und Textilien um, die sie selbst in Heimarbeit fertigte. Eröffnung war am 1. Mai 1872.

Seit 2020 leitet Regina Schwen die Heinrich Schwen GmbH & Co. KG, benannt nach dem Sohn der Gründerin und besser bekannt als „Betten-Schwen“. Schon als Kind träumte die heute 55-Jährige davon, eines Tages Verkäuferin zu werden. Erste Erfahrungen sammelte sie mit elf beim Flohmarktverkauf. „Ich selbst kann mich kaum erinnern“, berichtet sie, „aber wie ich aus Erzählungen weiß, muss ich recht erfolgreich gewesen sein.“ Sie machte eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau und stieg 1989 in fünfter Generation in den väterlichen Betrieb ein, der sich seit 1955 in der Wandsbeker Marktstraße befindet.

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Regina Schwen wollte schon als Kind Verkäuferin werden.

Von der gesteppten Daunendecke bis zum motorbetriebenen Bettrahmen bietet das Fachgeschäft auf 200 Quadratmetern alles, was der Mensch zum Schlafen benötigt. Zum Programm gehören unter anderem auch Bademäntel, Tischdecken, Handtücher und Schürzen.

Regina Schwen und ihre fünf Mitarbeiterinnen sind davon überzeugt, dass es das eine Universalbett nicht gibt: „Je nach Körperbau, Geschmack, Wohnverhältnissen und eigenem Empfinden müssen wir das optimale Bett für jeden individuell zusammenstellen.“ Die Kundschaft weiß die Expertise des Traditionshauses zu schätzen, und auch die Klitschko-Brüder haben sich schon bei Betten-Schwen beraten lassen.


200 Jahre

M.J. & M.E. Strokarck

Viel hat die Firma Strokarck in den vergangenen 200 Jahren erlebt: den Großen Brand von 1842 etwa, eine Cholera-Epidemie, die Eröffnung des Rathauses, die Einweihung der U-Bahn, zwei Weltkriege, zahlreiche Umzüge. Als Martin Joachim Strokarck sein Unternehmen 1822 gründete, hatte Hamburg gerade einmal 150 000 Einwohner. Er begann damals als Buchhalter und Hypothekenmakler. Zudem erkannte er in der Vermittlung von Grundstücken ein lukratives Geschäft. Nachdem sein Sohn Martin Emil in die Firma eingestiegen war, erfolgte am 26. Mai 1866 der Firmeneintrag ins Handelsregister unter M.J. & M.E. Strokarck. Die Eintragsnummer A 2838 gilt bis heute.

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Leiten das Unternehmen gemeinsam (v. li.): Martin Jürgen Strokarck, Christine Strokarck und ihr Vater Martin Ulrich Strokarck

Inzwischen haben die fünfte und sechste Generation das Steuer der GmbH & Co. KG übernommen: Martin Jürgen Strokarck, sein Bruder Martin Ulrich und dessen Tochter Christine. Unter anderem verwalten sie Wohnungseigentumsanlagen, Mietwohn- und Geschäftshäuser, vermitteln Eigentumswohnungen, Zinshäuser sowie Gewerbeflächen und sind in unterschiedlichsten Grundstücksangelegenheiten beratend tätig. „1953 haben wir in der Lenhartzstraße in Eppendorf zusammen mit Marquardt & Noack eine der ersten Wohnungseigentumsanlagen Hamburgs gebaut“, erzählt Martin Ulrich Strokarck. Weitere Projekte dieser Art folgten und trugen in der Nachkriegszeit zum Wiederaufbau der Stadt bei.

1983 hat Strokarck die vor 90 Jahren gegründete Robert Dittmer GmbH & Co. KG übernommen. Gleichwohl sei Expansion nie ein zentrales Thema gewesen, sagen Martin Ulrich Strokarck und seine Tochter. „Als kleinere Firma genießen wir den Luxus, unsere Kunden persönlich zu kennen.“ Die Vermittlung des Grundstückes an der Kirchenallee, auf dem das Deutsche Schauspielhaus errichtet wurde, geht übrigens auf die Firma Strokarck zurück.


100 Jahre

Kerling Gebrüder Bürotechnik

Jörn Düsekow hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er selbst bezeichnet sich als Nerd (englisch für „Computerenthusiast“), seine Welt ist die der digitalen Bürokommunikation. „Wir ticken hier alle so“, sagt er. „Wäre das nicht der Fall, wären wir in unserem Job falsch.“ Der 50-Jährige leitet gemeinsam mit Frank Thieme die Kerling Gebrüder Bürotechnik GmbH, ein Handels- und Systemhaus für Kommunikationstechnik und Datenverarbeitung. Die beiden Geschäftsführer und ihr elfköpfiges Team richten PCs und ganze Computernetzwerke ein, bringen Server zum Laufen, installieren mobile Endgeräte, Telefonanlagen und Fotokopierer. Zudem unterstützen sie Firmen bei der Digitalisierung.

Wir sind auch für Privathaushalte da, Rentner erhalten bei uns sogar 35 Prozent Rabatt.

Jörn Düsekow

Gegründet wurde das Unternehmen vor 100 Jahren von den Gebrüdern Kerling in einer Garage in Altona. Sie handelten damals mit mechanischen Geräten aller Art: Schreibmaschinen mit Typenhebel, mechanische Registrierkassen, Rechen-, Buchungs- und Fakturiermaschinen. Später kamen noch Strickmaschinen hinzu. Das Geschäft florierte, bis der Zweite Weltkrieg die Brüder zum Verkauf zwang.

Frank Thieme und Jörn Düsekow, die beide bei Kerling gelernt haben, stehen seit den 1990er-Jahren an der Spitze der Firma, die inzwischen in Eimsbüttel ansässig ist und so gar nichts mehr mit dem Garagenhandel von einst zu tun hat. Ihre Zielgruppe sind vor allem kleine und mittelständische Betriebe, die einen höheren Anspruch an ihren IT-Dienstleister stellen. „Wir sind aber auch für Privathaushalte da“, sagt Düsekow. „Rentner erhalten bei uns sogar 35 Prozent Rabatt.“


125 Jahre

Rumöller Betten

Es gibt Menschen, die möchten einfach nur ein Bett kaufen. Andere wiederum wünschen sich ein komplett neues Schlafzimmer. Marc Böhle hilft in beiden Fällen, die optimale Lösung zu finden. Der Inhaber von Rumöller Betten verfügt nicht nur über eine große Ausstellungsfläche, sondern auch über jahrelange Erfahrung. „Bei der Wahl des richtigen Bettes kommt es weniger auf die Summe der technischen Eigenschaften an“, sagt er. „Vielmehr sollte das subjektive Empfinden, das Wohlgefühl im Vordergrund stehen.“ Qualitativ gehört sein Sortiment zur Spitzenklasse. Das allerdings hat seinen Preis: Ein Rumöller-Bett kostet zwischen 5000 und 50 000 Euro.

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privat
Anfang der 1960er-Jahre: Die Eltern von Marc Böhle und seine Großmutter (Mi.) schauen sich im Geschäft in Blankenese ein gerade angeliefertes Bett an.

Bereits als Schüler hat Böhle im elterlichen Geschäft ausgeholfen. Dass er eines Tages die Leitung übernehmen würde, stand von vornherein fest. Er ließ sich zum Einzelhandelskaufmann ausbilden und startete bei Rumöller Anfang der 1990er-Jahre. Sein Großvater, Heinrich Böhle, hatte das 1897 von Theodor Rumöller in Blankenese gegründete Unternehmen 1956 erworben und sukzessive erweitert und modernisiert. Marc Böhle, Inhaber seit 2002, vergrößerte das Stammhaus an der Elbchaussee abermals und eröffnete ein zusätzliches Geschäft in der Innenstadt – bereits neun Jahre zuvor hatte er im Elbe-Einkaufszentrum eine Filiale eingerichtet.

Der 54-Jährige ist stolz auf das, was er bislang erreicht hat – und auf seine 17-köpfige Belegschaft, die Tag für Tag maßgeblich zum Firmenerfolg beiträgt. Zudem hat er klare Vorstellungen, was sein Geschäftskonzept betrifft: „Wir statten weder Hotels noch Kreuzfahrtschiffe aus.“ Schlafkabinen nobler Megajachten hingegen richtet Marc Böhle gern ein. Darin sieht er, wie er sagt, eine große Herausforderung.


225 Jahre

Verein Hanseatischer Transportversicherer

Ob eine Versicherung im Schadenfall zahlt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, um welche Art von Schaden es geht. Oder wie es dazu gekommen ist. War es ein Unfall? Menschliches Versagen? Ein technischer Defekt? Um Details ermitteln zu können, sind Versicherer und Assekuradeure auf externe Fachleute mit Spezialwissen angewiesen, die auch die Höhe eines Schadens beziffern können.

Rund 300 Havariekommissare sind weltweit für uns tätig.

Tim de Bruyne-Ludwig

Sachkundige, wie sie der „Verein Hanseatischer Transportversicherer“ beschäftigt. Der VHT ist im Seekaskobereich tätig und wird beauftragt, wenn es um Schäden an Schiffen oder deren Fracht geht. „Wir sind die ausgelagerte Schadenfall-Bearbeitungsinstitution für den deutschen Versicherungsmarkt“, sagt Geschäftsführer Tim de Bruyne-Ludwig. „Mit unseren Gutachter- und Sachbearbeitungsteams übernehmen wir die gesamte technische Bearbeitung eines Schadens.“ Ob ein Ereignis gedeckt ist oder nicht, prüft der VHT allerdings nicht. Er ermittelt nur die Ursache und die Höhe des Schadens. Anhand dieser Informationen entscheidet der Versicherer sein weiteres Vorgehen.

Entstanden ist der wirtschaftliche Verein 1797 als „Verein Hamburger Assecuradeure“, der vor 22 Jahren mit dem Bremer Pendent, dem „Verein Bremer Seeversicherer“ von 1818, zum VHT mit den beiden Hauptstandorten Hamburg und Bremen verschmolzen ist. „Wir verfügen über ein großes Netzwerk“, so de Bruyne-Ludwig, der Schiffbau studiert hat. „Rund 300 Havariekommissare sind weltweit für uns tätig.“ 70 Mitglieder verzeichnet die Einrichtung derzeit, darunter Versicherungen wie ERGO, KRAVAG, AGCS und AXA. Aufnahmekriterium: ein deutscher Firmensitz und zumindest eine Niederlassung in Hamburg oder Bremen.


100 Jahre

Thode+Scobel

„Wir handeln weltweit mit mehr als 60 Ländern, und unsere Vertriebsregionen sind größtenteils Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika“, sagt Rudolf Kretzschmar. Er ist Geschäftsführer der Thode+Scobel GmbH & Co. KG, bekannt auch unter dem Namen THOSCO. Das Hamburger Handelshaus, das auch eine Niederlassung in Nigeria unterhält, hat sich in erster Linie auf die Beschaffung und die Distribution von Rohstoffen unter anderem für pharmazeutische, kosmetische und chemische Industrie spezialisiert.

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THOSCO
Die THOSCO-Gründer Albert Thode und Emil Scobel waren schon in den 1920er-Jahren erfolgreiche Geschäftsleute.

Die internationalen Transporte zu Land, zu Wasser und per Luftfracht erfolgen ausschließlich über eigene Logistik. „Vieles geht vom Einkaufsort direkt zum Kunden“, so Kretzschmar. „Wenn jemand von einem Produkt 150 Tonnen bestellt, können wir das nicht zwischenlagern, dazu reichen unsere Lager nicht aus.“ Mit 81 Jahren zieht sich der Senior langsam aus dem Berufsleben zurück. Noch bis vor Kurzem war er täglich im Büro. Doch nun, sagt er, möchte er der jüngeren Generation das Feld überlassen. „Ich halte mich aber stets über alles, was in der Firma passiert, auf dem Laufenden.“

Die Wurzeln von THOSCO reichen zurück bis ins Jahr 1896. Damals gründete Albert Thode die Firma Albert Thode & Co. Der Name Thode+Scobel entstand, als Emil Scobel 1922 als Partner ins Unternehmen eintrat. Seit mehr als 40 Jahren steht Rudolf Kretzschmar an dessen Spitze. Nach seiner Außenhandelslehre lebte und arbeitete er zunächst 17 Jahre im westafrikanischen Liberia, bevor ihn der damalige THOSCO-Inhaber nach Deutschland zurückholte und ihm sukzessive die Firmenleitung übertrug.

Seinen geschäftlichen Erfolg nimmt Rudolf Kretzschmar, der lange im Afrika-Ausschuss der Handelskammer tätig war, nicht für sich allein in Anspruch. Vielmehr verweist er auf eine hervorragende Arbeit im Team: Der Geschäftsführung gehören inzwischen auch Johannes Berning und André Rogalski – zwei langjährige Mitarbeiter – sowie seine Tochter Britta Kretzschmar an.

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