Die Aktivitäten der Handelskammer Hamburg bleiben in der internationalen Kammerfamilie nicht unbemerkt. Die konsequente Neuausrichtung auf Zukunftsthemen im Rahmen der Standortstrategie „Hamburg 2040“ und die damit verbundene Frage „Wie wollen wir zukünftig leben und wovon?“ haben international viel Beachtung gefunden. Auch die Gemeinwohlstudie und die Beantwortung der Frage, welchen Beitrag die Handelskammer zur Weiterentwicklung der Stadt leisten kann, erweckt bei Kammern weltweit viel Interesse.
Die wiedererstarkte internationale Beachtung zeigt sich in der Bitte des Weltkammerverbands WCF an die Handelskammer Hamburg, eine internationale Task Force zum Thema „Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen“ zu leiten. Dazu nahm Kammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne vom 27. Februar bis 2. März an der WCF-Vorstandssitzung der International Chamber of Commerce – dem höchsten Gremium des internationalen Kammerverbundes – im kolumbianischen Bogotá teil.
„Adjust, Advocate und Assist“
Wichtig ist es, nicht digitalen Trends hinterherzulaufen, sondern Trends frühzeitig zu erkennen und diese für Unternehmen vor Ort nutzbar zu machen.
Malte Heyne
Beim Thema Digitalisierung stellte Heyne in den Sitzungen die Aufgaben und Herausforderungen der Kammern in den Mittelpunkt. „Wichtig ist es, nicht digitalen Trends hinterherzulaufen, sondern Trends frühzeitig zu erkennen und diese für Unternehmen vor Ort nutzbar zu machen“, so Heyne. Dafür müssen Strukturen und Denkweisen in den Kammern entsprechend der fortschreitenden Digitalisierung angepasst und den Mitgliedern konkrete Unterstützungsangebote unterbreitet werden („Adjust“). Es gehöre ferner zu den wichtigsten Aufgaben der Kammern, sich auf unterschiedlichen Ebenen für Rahmenbedingung einzusetzen, die Innovationen und Digitalisierung nicht nur ermöglichen, sondern fördern („Advocate“).
In den kommenden Monaten werden sich Kammervertreterinnen und Kammervertreter weltweit über Best-Practice-Ansätze und mögliche Unterstützungsangebote für Unternehmen austauschen und gemeinsam konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten („Assist“). „Entlang der drei Schritte ‚Adjust, Advocate und Assist‘ wollen wir eine ‚AAA-Bewertung für die Kammer in der Digitalisierung‘ entwickeln“, erläutert Heyne. AAA gilt in der Finanzwirtschaft als Bestnote bei Bonitäts-Einstufungen.
„Klimaneutralität 2040“ als Blaupause
Große Aufmerksamkeit erzielte zudem das Kammer-Projekt „Klimaneutralität 2040“. Gemeinsam mit der OECD erarbeitet die Handelskammer Hamburg aktuell ein Gutachten, das wichtige Impulse zur Transformation des Wirtschaftsstandorts Hamburg hin zu einer klimaneutralen Metropole liefern wird. Die Ergebnisse der Studie könnten dabei als Blaupause für Wirtschaftsstandorte weltweit dienen und verdeutlichen, wie sich wirtschaftlicher Erfolg und Klimaschutz miteinander verbinden lassen. Die Kammer wurde gebeten, bei der kommenden Weltkammerkonferenz ihre Erkenntnisse zu präsentieren.
In einer Diskussionsrunde europäischer Kammervertreter mit kolumbianischen Unternehmerinnen und Unternehmern unterstrich Malte Heyne die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die sich durch die aktuellen Herausforderungen ergeben, etwa im Bereich der Erneuerbaren Energien oder der Diversifizierung von Lieferketten. Gerade für Unternehmen aus Staaten, die bis dato nicht im wirtschaftspolitischen Fokus lagen, würden sich hier ganz neue Möglichkeiten des internationalen Handels bieten.
Internationales Netzwerken
Die World Chambers Federation (WCF) repräsentiert über 1400 Kammern weltweit. Ihre Website bietet einen Überblick über sämtliche Aktivitäten – und die Geschichte der Kammern, die bis ins Jahr 1599 nach Marseille zurückführt. Dort wurde der Begriff „Chambre de Commerce“ erstmals verwendet. 66 Jahre später (1665) wurde in Hamburg der Handelskammer-Vorläufer Commerz-Deputation gegründet.
Die WCF ist Teil der Internationalen Handelskammer (International Chamber of Commerce ICC), der weltweit größten Wirtschaftsorganisation mit einem Netzwerk von 45 Millionen Mitgliedern in mehr als 100 Ländern. Ziele sind die Förderung des internationalen Handels und einer verantwortlichen Unternehmensführung sowie ein globaler Ansatz bei der Regulierung.