100 JAHRE SCHIEFER & CO.
Vor 100 Jahren erfüllten sich Hubert Schiefer und Wilhelm Bochem einen Traum. In einem Keller in der Ellmenreichstraße hinter dem Schauspielhaus begannen sie damit, Edelmetalle zu recyceln und Edelmetall-Legierungen herzustellen. Der Handel florierte, und bis heute versorgt Schiefer & Co. Gold- und Silberschmiede, Künstler und Juweliere mit Arbeitsmaterial. „Der Betrieb befindet sich noch immer am selben Ort“, berichtet Reinhard Bochem, Großneffe des Gründers. „Geändert hat sich eigentlich nur, dass wir außer dem Keller nun auch noch die beiden Etagen darüber haben.“ Dass diese einst ein Bordell beherbergten, lässt er nicht unerwähnt.
In den massiven Panzerschränken, die sogar den Bomben des Zweiten Weltkrieges trotzten, lagern Edelmetalle in allen Variationen. Die Arbeitsräume voller Werkzeug, Maschinen und Gerät gleichen einem Labyrinth, das mit seinen Galvanisierungsbädern eher an eine Alchemistenküche denken lässt. „Das Geschäft lief eigentlich immer super, in dieser Branche gibt es nicht viel Konkurrenz“, erzählt Bochem. „Während des Krieges mussten wir allerdings für einige Zeit schließen, denn unser gesamter Edelmetallvorrat wurde 1939 beschlagnahmt und nach Berlin gebracht.“ Bevor der heute 58-Jährige ins Unternehmen einstieg, um seinen Vater Robert, den Neffen des Gründers, zu unterstützen, hatte er beruflich vieles ausprobiert.
Unter anderem arbeitete er für Ralph Lauren in Paris, produzierte Werbefilme, besaß eine Agentur, die Menschen dabei half, Probleme aller Art zu lösen, und rief die Reise-Reality-Show „Flirt Fleet“ ins Leben. Stets ist er auf der Suche nach kreativem Input für den Betrieb. Allein für das Jubiläum lud er mehrere Hundert Gäste ins Hotel „Reichshof“ ein und organisierte für sie ein komplettes Wochenendprogramm.
Erst kürzlich brachte Reinhard Bochem ein kunstvoll gefertigtes Medaillon auf den Markt, das, mit reinsten Duftölen befüllt, unterschiedlich wirken kann, zum Beispiel gegen Kopfschmerz oder Depression. Sein inzwischen verstorbener Vater ist in der Firma unvergessen: Im Eingang hängt sein Porträt, und für alle, sagt sein Sohn, bleibe er stets der „ewige Chef“.
100 JAHRE ADOLF WEBER
Sein Interesse am Baugewerbe und an Immobilien erwachte früh. Marcus-C. Huckfeldt-Weber erinnert sich, wie er seinen Vater als Kind regelmäßig auf Baustellen begleitet hat und dort auf Gerüsten herumgekrabbelt ist. „Dass ich die Firma eines Tages übernehmen würde, stand für mich immer außer Frage“, erzählt der 48-Jährige. Er absolvierte eine Banklehre, wurde Immobilienökonom, arbeitete für verschiedene Immobilienunternehmen – und trat 2001 schließlich in den Familienbetrieb ein.
Die ADOLF WEBER Grundbesitz- und Projektgesellschaft, vor 100 Jahren als reines Bau- und Abrissunternehmen vom Urgroßvater in Wandsbek gegründet, hat sich heute auf die Entwicklung von Gewerbeimmobilien, vor allem Gewerbeparks, spezialisiert, realisiert aber auch Wohn- und Büroprojekte. Ein Teil der fertiggestellten Objekte bleibt im Bestand, der andere geht in den Verkauf.
Die Verwaltung von Immobilien übernimmt ADOLF WEBER ebenso wie die deren Optimierung. „Wir möchten unsere Objekte möglichst nachhaltig nutzen“, so Huckfeldt-Weber. „Darum bauen wir zukunftsorientiert und denken nicht nur an die Erstvermietung, sondern überlegen auch, was danach kommt.“ Ein Prinzip, das sich bewährt: Der Vermietungsstand bei ADOLF WEBER liegt derzeit bei fast 100 Prozent.
Wie die gesamte Wirtschaft, sieht sich auch Marcus-C. Huckfeldt-Weber mit den Herausforderungen der Zeit konfrontiert: Fachkräftemangel, Wegfall der Wohnungsbauförderung, gestiegene Baupreise, Auflagen bei der energetischen Sanierung. „Das ist zwar nicht einfach“, sagt er, „aber wir werden das in jedem Fall stemmen.“ Sein Unternehmen baut er jedenfalls immer weiter aus, eröffnete bislang Niederlassungen in Dortmund, München und Österreich. Jedes Mal, bevor er eine weitere Dependance gründet, schaut er ganz genau hin und analysiert das Umfeld: „Wir gehen nur an besonders wirtschaftsstarke Standorte.“
Das Verhältnis zu seinem Vater, mit dem er das Unternehmen bis zu dessen Ruhestand 2012 gemeinsam geleitet hat, beschreibt Huckfeldt-Weber als ausgesprochen gut. „Wir reden über viele Belange“, sagt er, „aber mein Vater hat früh loslassen können.“ Huckfeldt-Weber, selbst Vater zweier Söhne, schaut gelassen in die Zukunft: Das Unternehmen stehe auf solidem Grund und sei bestens aufgestellt.
225 JAHRE DONNER & REUSCHEL
„Ich habe den schönsten Job der Welt“, sagt Marcus Vitt. „Etwas anderes als das, was ich mache, könnte ich mir nicht vorstellen.“ Seine Welt sind die Finanzen – Fonds und Aktien, Vermögensverwaltung, Investments, Geldanlagen aller Art. Der 57-Jährige ist Sprecher des Vorstandes von Donner & Reuschel, einer der ältesten Privatbanken Hamburgs. Wer in seinem Haus ein Konto führt, hat es geschafft: 500 000 Euro sollte die Mindesteinlage sein, besser noch eine Million.
Es war der Kaufmann und Reeder Conrad Hinrich Donner, der das Unternehmen vor genau 225 Jahren gegründet hat. Seine internationalen Geschäftskontakte machten ihn zum „Global Player“ des 19. Jahrhunderts. 1865 zum Beispiel beteiligte sich die Conrad Hinrich Donner Bank an der Gründung der „Hongkong and Shanghai Banking Corporation“. Der Enkel des Gründers gehörte zu jenem Kreis, der die „Hamburgischen Electricitäts-Werke“ ins Leben gerufen hat.
„1905 waren wir die zehntgrößte Bank der Welt“, erzählt Vitt, der seit 2002 im Vorstand sitzt. „Wir hatten zum Beispiel Niederlassungen in Übersee, unter anderem in Asien und in Südamerika.“ Unter seiner Führung expandierte das Bankhaus – seit 1990 Bestandteil der Signal Iduna Gruppe – in den vergangenen Jahren wieder stetig. 2009 beispielsweise übernahm es Reuschel & Co. Privatbankiers in München und heißt seither Donner & Reuschel. Der Schwerpunkt sei heute für alle 600 Mitarbeitenden die „ganzheitliche Beratung“, so Marcus Vitt. „Wir genießen das Vertrauen unserer Kunden, zu denen wir eine starke Bindung und oft eine tiefe Freundschaft entwickelt haben und die wir zum Teil über Generationen hinweg betreuen.“
Eine Herausforderung sieht der aus Siegen stammende Geschäftsmann, der ständig zwischen Hamburg und dem Büro in München pendelt, im Wunsch der EU, alles regeln und verändern zu wollen. „Bankkunden sehnen sich nach Kontinuität, nach Planbarkeit und Sicherheit, aber das ist in der heutigen Zeit nicht immer zu gewährleisten.“ Auf jeden Fall will er das Traditionshaus sukzessive weiterzuentwickeln, ohne dabei zu weit in die Zukunft zu planen. Es müsse, wie er sagt, „passen“.
100 JAHRE ZWECKER & CO.
Wolfgang Zwecker ist 83 Jahre alt und denkt nicht eine Sekunde daran, sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Die Arbeit halte ihn fit, sagt er. Sein Unternehmen, die Zwecker & Co. GmbH, handelt mit Trockenfrüchten und Schalenobst aus aller Welt. Datteln aus Tunesien und Walnusskerne aus Chile gehören ebenso dazu wie Papayas aus Thailand, Zwergorangen aus China und Mandeln aus Italien, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. „Wir sind Agenten und vermitteln die Produkte zwischen Exporteur und Importeur“, beschreibt er seine Tätigkeit.
Es waren sein Großvater Paul und sein Vater Edmund, die das Unternehmen 1923 im Asia-Haus in der heutigen Willi-Brandt-Straße gegründet haben. Edmund verlegte es 1934 nach St. Georg. „Im Krieg brannte das Gebäude am Lindenplatz vollkommen aus“, erinnert sich Zwecker. „Mein Vater ging Tage später zur Ruine und entdeckte unseren Tresor, der aus dem dritten Stock gefallen war.“ Der Inhalt – Gold und Silber, Geld und Besteck – war unbeschädigt.
Wir sind Agenten und vermitteln die Produkte zwischen Exporteur und Importeur.
Wolfgang Zwecker
Heute befinden sich die Geschäftsräume nach mehreren Ortswechseln wieder in St. Georg – in einer ehemaligen Schule, die auch Wolfgang Zwecker als Kind besucht hat. „Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber möglicherweise war genau hier mein Klassenzimmer.“ Auf einem Regal vor seinem Schreibtisch hütet er einen kleinen Schatz: die Schreibmaschine seines Vaters, eine „Erika“, und eine mechanische Rechenmaschine von 1960, die er auch zu bedienen versteht.
Bevor Vater Edmund ihn in die Firma aufnahm, machte Wolfgang Zwecker, der noch heute leidenschaftlich gern mit der Vespa herumfährt und Mitglied im Präsidium des „Waren-Vereins der Hamburger Börse“ ist, eine kaufmännische Lehre. Die Prüfung legte er damals in der Handelskammer ab.
Regelmäßige Reisen gehören zu seinem Job, um seine Geschäftskontakte in alle Welt zu pflegen. Inzwischen steht ihm sein jüngster Sohn Oliver zur Seite. Viel Wert legt der Unternehmer auf Kontinuität: Seit 26 Jahren arbeitet er mit dem größten Walnusskernproduzenten Chiles zusammen.
125 JAHRE ERNST DELLO
Als August Praesent sein Unternehmen Ernst Dello & Co. 1898 am Dammtor gründete, ahnte er nicht, wohin die Reise geht. Heute, 125 Jahre später, ist aus dem kleinen Geschäft für Lotterielose und Fahrräder eines der führenden Autohäuser Deutschlands geworden. „Seit 1966 befindet sich der Stammsitz am Nedderfeld“, erzählt Kurt Kröger, der die Geschicke der Firma seit 1987 lenkt. „Damals war hier alles noch grüne Wiese.“
Begonnen hatte der Erfolg einst mit der Übernahme der Opel-Generalvertretung für Hamburg und Umgebung im Jahr 1903. Auf dem neuen Firmengelände in der Welckerstraße war seinerzeit sogar ein Stammparkplatz für Kaiser Wilhelm II. reserviert. DELLO überlebte Kriege, Krisen und Inflationen.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg fast alle Niederlassungen, die es inzwischen gab, zerstört waren, lief der Betrieb dennoch weiter: Bis der Autohandel wieder Fahrt aufnahm, beschränkte man sich auf den umfangreichen Werkstattservice, den der Sohn des Firmengründers, Hans-Rudolf Praesent, bereits im Jahr 1928 als weiteren Geschäftszweig eingeführt hatte. Letztlich war es mit Hans Ravenborg die nächste Generation, die das Geschäft nach dem Krieg wieder aufbaute und ihm Stabilität verlieh.
„Diese Branche verändert sich schnell“, sagt Kurt Kröger. „Der Blick über den Tellerrand und das richtige Gespür sind entscheidend.“ Beides hat der passionierte Hobbypilot, der in seiner Heimatstadt Bremen bei Borgward gelernt und bei VW, Chrysler sowie Peugeot gearbeitet hat, immer wieder bewiesen. Sukzessive brachte der „Quereinsteiger aus der Industrie“, wie er sich selbst bezeichnet, DELLO auf Wachstumskurs.
Er richtete neue Filialen ein, nahm zusätzliche Marken wie Fiat, Mazda, Toyota, BMW, Jaguar Land Rover, MINI und Lexus ins Programm, eröffnete mehrere Logistikzentren für Ersatzteile, erwarb weitere Autohäuser wie Dürkop und Hansa Nord und vereinte alles unter dem Dach der DELLO GRUPPE.
Rund 15 000 Neu- und 15 000 Gebrauchtwagen verkauft das Unternehmen inzwischen jährlich, generiert ein Umsatzvolumen von 800 Millionen Euro und beschäftigt 1 800 Mitarbeitende an 55 Standorten in neun Bundesländern. „Viel haben wir in den vergangenen Jahren erreicht“, konstatiert Kröger, „und haben noch immer einiges vor uns.“
100 JAHRE MOTOREN HILDEBRANDT
Bei Claudia Staack dreht sich alles um Motoren. Um Zylinderblöcke und Nockenwellen, Laufbuchsen und Abgaskrümmer, Einspritzpumpen, Pleuelstangen und Schwungscheiben. In ihren Werkhallen in Hohenfelde wird gefräst, gebohrt und gehont, geschliffen, gedreht und poliert.
Die 55-Jährige ist Geschäftsführerin der 1923 von Otto Hildebrandt gegründeten Motoren Hildebrandt GmbH, die auf die Instandsetzung von Benzin-, Diesel- und Gasmotoren spezialisiert ist. 1996 hatte ihr Vater, ein Kaufmann, den seinerzeit nicht mehr wirtschaftlichen Betrieb übernommen, um ihn zu sanieren und zu einem international agierenden Unternehmen auszubauen.
„Um Schiffs- und Industriemotoren kümmern wir uns ebenso wie um die Motoren von Baumaschinen, Pkw und Oldtimern“, so Staack, in deren Werkstatt derzeit der Motor einer AKN-Lokomotive auf Vordermann gebracht wird. „Unser Anspruch ist es, dass alles, was unseren Betrieb verlässt, so läuft, als wäre es fabrikneu.“ Ein neuer Motor sei viel teurer als die Aufarbeitung eines gebrauchten, zudem seien die älteren Modelle oft weitaus langlebiger. Bester Beweis: die zentnerschweren Maschinen in den Hildebrandt-Hallen, die zum Teil Jahrzehnte alt und bis heute niemals ausgefallen sind.
„Indem wir auf Recycling setzen, schonen wir nicht nur die Umwelt, sondern auch Ressourcen – gegenüber der Neufertigung reduzieren wir den Materialverbrauch um bis zu 70 Prozent.“ Zum Teil werden die Motoren bis zur letzten Schraube auseinandergebaut, bearbeitet, repariert, in riesigen „Waschmaschinen“ gereinigt und wieder zusammengesetzt.
Bei Bedarf übernimmt das Team auch Außeneinsätze und war zum Beispiel schon in Großbritannien, Frankreich, Portugal, Italien und Polen unterwegs. Auf ihre elfköpfige Belegschaft ist die Chefin, die ursprünglich eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau gemacht und bei der Berenberg Bank gearbeitet hat, stolz: „Ich kann mich zu 100 Prozent auf meine Leute verlassen.“ Zwei ihrer Mitarbeiter halten dem Betrieb seit nunmehr 50 Jahren die Treue. Das, so Staack, sei gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein großer Gewinn.
Sie selbst ist seit 2004 im Unternehmen, hatte in der Buchhaltung angefangen und war ihrem Vater nachgefolgt, nachdem dieser sich 2015 aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Über ihre eigene Nachfolge denkt Claudia Staack aktuell noch nicht konkret nach, würde sich aber schon freuen, wenn eine ihrer beiden Töchter, beide im Profireitsport zu Hause, eines Tages die Leitung übernimmt.
125 JAHRE GAEDE & GLAUERDT
„Wir üben wahrscheinlich einen der ältesten Berufe der Welt aus“, sagen Hauke Martinsen und Sven Wolter, Geschäftsführer der Gaede & Glauerdt Assecuradeur GmbH & Co. KG. „Historisch gesehen ist der Assekuradeur aus traditionellen Hamburger Kaufleuten entstanden, die sich gegenseitig Versicherungsschutz gegeben haben.“ Gaede & Glauerdt versichert unter anderem alles, was transportiert wird – auf der Schiene, mit dem Schiff, als Luftfracht oder per Lkw. Aber auch Reiseversicherungen gehören zum Portfolio und sogar Versicherungen für Imker.
Wir üben wahrscheinlich einen der ältesten Berufe der Welt aus.
Hauke Martinsen und Sven Wolter
Hauke Martinsen ist 1999 als Partner bei Gaede & Glauerdt eingestiegen, Sven Wolter folgte 2003. Kennengelernt haben sich die beiden während ihrer gemeinsamen Zeit bei einem großen norddeutschen Versicherer. Rund 30 renommierte Versicherungskonzerne haben ihnen Vollmacht erteilt, alles Geschäftliche für sie zu regeln und als eine Art Schnittstelle zu den versicherten Firmen und Privatpersonen zu fungieren.
Unter anderem setzen Martinsen und Wolter für AXA, ERGO und HDI die Verträge auf, beraten, erheben Prämien, stellen Zertifikate aus, regulieren im Schadensfall. Unterstützt werden sie von ihrem 35-köpfigen Team. „Wir sind in den vergangen Jahren ganz schön gewachsen“, erzählen die beiden Mittfünfziger. „Angefangen sind wir mit sechs Mitarbeitern.“
Gestartet war Firmengründer Berthold Glauerdt 1898 am Alten Wall mit nur einer einzigen Vollmacht, die ihm die „Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft für See-, Fluss- und Landtransport in Dresden“ gewährte. Weitere Vollmachten zur Vertretung anderer Versicherer folgten, B. Glauerdt, so der Firmenname damals, wurde in der Branche schnell bekannt. Nach mehreren Umzügen befindet sich der Firmensitz heute am Herrengraben – ganz in der Nähe also, wo vor 125 Jahren alles begann.
175 JAHRE HUGO EHLERS
In Altona baute Hugo Ehlers gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Hafenbahntunnel und gestaltete den dortigen Bahnhof um, realisierte 1959 die neue U-Bahn-Trasse zwischen den Stationen Meßberg und Wandsbek, war Mitte der 1990er-Jahre am europaweit ausgeschriebenen Großprojekt „Alte Süderelbe“ beteiligt und sanierte 2005 die Kattwykbrücken im Hafen.
„Die Kranschienen am Container-Terminal ‚Tollerort‘ sowie die Schienen, auf denen sich die Bühne auf dem Spielbudenplatz bewegt, stammen ebenfalls von uns“, erzählen Sven Krüger und Felix Müller. Auch den von Hugo Ehlers errichteten Rangierbahnhof Maschen, den größten seiner Art in Europa, erwähnen die beiden Geschäftsführer.
„Wir sind ein typischer Mittelständler, der sich auf Gleis-, Kabel-, Tief und Straßenbau spezialisiert hat.“ Ihre Flexibilität und vor allem Vielseitigkeit habe sich in der Branche herumgesprochen. „Wir führen auch gewerkübergreifende Aufträge aus, was besonders die Industrie zu schätzen weiß, die gern alles ‚aus einer Hand‘ bekommt.“ Zu ihren Auftraggebern gehören etwa HHLA, Hamburger Hochbahn, Deutsche Bahn, Hamburg Wasser und die Stadt.
Auf dem Betriebsgelände in Billbrook finden sich Baufahrzeuge, Baggerschaufeln und Rohre, Kabeltrommeln und Walzen, Rüttler, Schubkarren, Gasflaschen und riesige Reifen. Sämtliche Unterstände, Container und Hochregale sind komplett befüllt. „Hier geht nichts verloren“, sagt Müller „der Bauhofleiter weiß immer genau, wo sich was befindet.“
Benannt ist das Unternehmen nach dem Sohn des Zimmermanns Johann Hinrich Ehlers, der vor 175 Jahren den Weg in die Selbstständigkeit wagte. Arbeit gibt es bis heute genug, rund zehn Millionen Euro Umsatz macht Hugo Ehlers jedes Jahr. Nur fehlt es auch hier an Fachkräften. Kaum jemand, so die Geschäftsführer, wolle heute noch nachts oder am Wochenende arbeiten.
Eine weitere Hürde ist die Bürokratie. Tage verbringen die beiden damit, sich mit Behörden auseinanderzusetzen und Formulare auszufüllen. „Wir haben schon überlegt, jemanden einzustellen, der sich nur mit diesen Dingen befasst.“ Freizeit kennen der 58-jährige Sven Krüger und der 39-jährige Felix Müller jedenfalls kaum: Wenn sie nicht gerade im Büro gegen den Amtsschimmel ankämpfen, stehen sie auf Baustellen und packen selbst mit an.
100 JAHRE LEINWEBER LAGEREI & SPEDITION
Beruflich hätte Joachim Leinweber sich vielleicht auch einen anderen Weg vorstellen können. Im naturwissenschaftlichen Bereich zum Beispiel oder bei der Marine, für die er nach dem Abitur zwei Jahre lang auf dem Zerstörer „Bayern“ unterwegs gewesen ist. „Ich hatte mir die Entscheidung, ob ich ins Familienunternehmen eintrete oder nicht, bewusst offengehalten“, sagt der heute 52-Jährige.
Am Ende obsiegte der Wunsch, die vor 100 Jahren von Robert Leinweber gegründete Spedition weiterzuführen. Urenkel Joachim absolvierte eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, machte seinen „Betriebswirt Logistik“ an der Deutschen Außenhandels- und Verkehrs-Akademie und startete im Familienbetrieb.
Das 46 000 Quadratmeter große Areal im Süden Wilhelmsburgs liegt direkt am Elbufer. 20 000 Quadratmeter nehmen allein die zehn Lagerhallen ein. Schon als Kind habe er hier gespielt, erinnert sich Leinweber. „Ich durfte mit dem Gabelstapler fahren und den Kran besteigen.“ Als Jugendlicher hat er dann in den Ferien oft mit angepackt.
„Als Spedition sind wir logistisch tätig“, erzählt der zweifache Familienvater, der in seiner Freizeit gern segelt oder mit seinem Motorboot den Hafen erkundet. „Wir sorgen dafür, dass Güter von A nach B kommen. Einen eigenen Fuhrpark haben wir nicht.“ Bis auf Gefahrgut und verderbliche Lebensmittel lagert in den riesigen Hallen alles – vom Bambusparkett über Arbeitsschutzartikel und Lebensmittelzusatzstoffe bis hin zu Teilen von Schiffsmotoren.
Rund 95 Prozent der Transporte erfolgen per Lkw innerhalb Deutschlands oder ins angrenzende Europa. „Auf Wunsch organisieren wir aber auch Transporte in die ganze Welt.“ An die 400 Aufträge kommen täglich herein, die vom 50-köpfigen Team so rasch wie möglich bearbeitet werden. Im Jahr 1928 beförderte das Unternehmen seine bis heute wohl spektakulärste Fracht: neue Bögen für die „Neue Elbbrücke“ von 1885, die noch immer für den Busverkehr genutzt wird.
225 JAHRE M.M.WARBURG & CO
Wer das Privileg genießt, sich in den Räumlichkeiten des Bankhauses umschauen zu dürfen, spürt die Geschichte: in der Eingangshalle, deren Treppe sich unendlich in die Höhe zu winden scheint, in den Korridoren, die auf Hochglanz poliertes Mahagoni ziert, in den Konferenz- und Besprechungsräumen, in der marmornen Schalterhalle. Die zahlreichen Porträts derer, die das Bankhaus gegründet haben, ihrer Nachfahren und Kompagnons sind stumme Zeugen einer Vergangenheit, die zurückreicht bis ins Jahr 1798.
M.M.Warburg & CO ist bis heute die größte ausschließlich in Privatbesitz befindliche Privatbank Deutschlands. Mehr als 80 Prozent der Geschäftsanteile gehören den Familien Warburg und Olearius. „Wir sind ein stolzes und traditionsbewusstes Haus“, sagt Markus Bolder, seit vergangenem Jahr Mitglied des Vorstandes. „Und die Verantwortung lässt einen doch sehr demütig werden.“ Er weiß um die Höhen und Tiefen, die ein jedes Unternehmen durchlebt, das so lange existiert wie das von den Brüdern Moses Marcus und Gerson Warburg im damals holsteinischen Altona gegründete Geldinstitut. „Dieses Bankhaus hat im Laufe der Geschichte gezeigt, wie es sich immer wieder erholt.“
Der gebürtige Kölner, der zuvor als Banker in Frankfurt und Düsseldorf tätig war, denkt etwa an den Börsencrash von 1929 und die darauffolgende Weltwirtschaftskrise. Oder an die politischen Bedingungen ab 1933, die die Familie Warburg dazu zwangen, in die USA zu gehen und ihre Bank unter anderem Namen Freunden anzuvertrauen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges lag Hamburg in Schutt und Asche, doch der inzwischen in die Ferdinandstraße verlegte Firmensitz blieb relativ unversehrt. Der Betrieb lief weiter, und nach dem Wiedereintritt der Warburgs 1946 erhielt das Bankhaus seinen ursprünglichen Namen zurück.
Die größte Herausforderung für eine Bank seien sich ändernde Geschäftsmodelle, so Bolder. Ein Beispiel sei der Wechsel, der irgendwann von anderen Zahlungsmitteln abgelöst wurde. Um darauf vorbereitet zu sein, müsse ein Bankinstitut stets Weitsicht zeigen. „Unseren Leitspruch ‚Zukunft seit 1798‘ nehmen wir sehr ernst. Wir denken die Zukunft immer mit, ohne die Leistungen der Vergangenheit zu vergessen.“ Doch das Wichtigste, ergänzt der 59-Jährige, seien das Vertrauen der Kunden und die Zusage der Bank, für jedes Anliegen eine individuelle Lösung zu finden.
175 JAHRE TIERPARK HAGENBECK
Es war eine Weltsensation, als die Menschen im Jahr 1907 Löwen und Bären, Elefanten, Zebras und Giraffen erstmals ohne Gitterstäbe bewundern konnten. Freilaufend, in großen, ihren jeweiligen Bedürfnissen angepassten Gehegen. Bis Carl Hagenbeck seinen neuen Tierpark im seinerzeit noch ländlichen Stellingen vor den Toren Hamburgs eröffnete, hatte es so etwas nicht gegeben. „Diese Anlage hat damals Maßstäbe gesetzt“, sagt Dr. Dirk Albrecht, der den „Tierpark Hagenbeck“ heute leitet. „Viele zoologische Gärten auf der ganzen Welt haben sich daran orientiert.“
Das Konzept für gitterlose Freianlagen hatte sich Carl Hagenbeck patentieren lassen. Er dachte in anderen Dimensionen als sein Vater Gottfried Claes Carl Hagenbeck. Dessen kleine, vor 175 Jahren gegründete Tierhandlung am Spielbudenplatz baute er rasch zum international größten Handelshaus für exotische Tiere aus. 1874 eröffnete er seinen ersten Tierpark am Neuen Pferdemarkt, die 100 Hektar große Anlage in Stellingen folgte drei Jahrzehnte später.
Von allen 18 großen Zoos, die es heute in Deutschland gibt, wird einzig der in Familienhand befindliche Tierpark Hagenbeck privat betrieben, alle anderen sind staatlich und werden entsprechend subventioniert. „Um als gemeinnützige Einrichtung zu überleben, ist für uns eine der größten Herausforderungen das wirtschaftliche Management“, berichtet Dirk Albrecht. „Wir sind ein wetterabhängiger Saisonbetrieb, der in rund sieben Monaten den Umsatz eines ganzen Jahres generieren muss.“ Rund eine Million Euro koste der Unterhalt der Anlage, die immerhin fast 2000 Tieren eine Heimat biete, monatlich, „das muss erst einmal verdient werden“.
Eine seiner größten Katastrophen erlebte der Tierpark 1943, als alliierte Fliegerbomben fast 70 Prozent der Anlage zerstörten. „Die meisten Tiere sind damals umgekommen“, so Albrecht. „Nach dem Krieg hat Familie Hagenbeck alles mit enormem Einsatz wieder aufgebaut.“ Seit 1997 steht der gesamte Tierpark unter Denkmalschutz.
Sukzessive wurde umgebaut und erweitert. Alle zehn Jahre, sagt Albrecht, realisieren die Hagenbecks ein Großprojekt. So wurde beispielsweise der Haupteingang aufwendig verlegt, und es entstanden das Orang-Utan-Haus, die Elefanten-Freilaufhalle, ein Tropen-Aquarium sowie das neue „Eismeer“, in dem unter anderem Walrösser und Pinguine zu Hause sind. Derzeit in Planung: ein neues Haus für die Giraffen.