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PRO
Mehr Effizienz in der Büroumgebung.
Katharina Delfs (40), Niederlassungsleiterin und Prokuristin Delfs & Associates GmbH
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Trotz der Vorteile des flexiblen Arbeitens von zu Hause aus spricht vieles dafür, wieder mehr Büropräsenz einzufordern. Denn vor Ort lassen sich zahlreiche Herausforderungen oft besser meistern. Ein zentraler Punkt ist die Ausnutzung von Vertrauen. Die Arbeit im Homeoffice setzt auf Eigenverantwortung und Integrität, doch Studien zeigen, dass dieses Vertrauen leider nicht immer gerechtfertigt ist. Nicht wenige Arbeitnehmer berichten von abnehmender Produktivität und Schwierigkeiten, sich zu fokussieren. Im Büro hingegen ist die Arbeitsatmosphäre präsenter, klare Strukturen und eine sichtbare Arbeitsmoral sorgen für mehr Disziplin und Effizienz.
Darüber hinaus profitiert das Teamgefühl von mehr Präsenz. Die bessere Abstimmung und Harmonie im Team sind essenziell für erfolgreiche Projekte. Gerade informelle Gespräche an der Kaffeemaschine oder spontane Brainstormings fördern Kreativität und stärken den Zusammenhalt. Virtuelle Meetings können diesen direkten Austausch nur unzureichend ersetzen.
Auch aus wirtschaftlicher Perspektive ist eine Rückkehr ins Büro von Vorteil. Die Effizienz und Wirtschaftlichkeit sind in der Büroumgebung meist besser. Technische Probleme, die im Homeoffice häufig auftreten, können vor Ort schneller gelöst werden. Nicht zuletzt würde eine stärkere Präsenz im Büro auch die Wirtschaft ankurbeln. Lokale Geschäfte wie Cafés, Restaurants und der Einzelhandel profitieren von Arbeitnehmern, die vor Ort sind.
Zusammengefasst: Mehr Büropräsenz bedeutet nicht nur, das Vertrauen in verantwortungsbewusstes Arbeiten zu stärken, sondern fördert auch das Teamgefühl, die Effizienz und die wirtschaftliche Dynamik. Die Vorteile überwiegen klar – für die Unternehmen, die Mitarbeitenden und die Gesellschaft insgesamt.
KONTRA
Nicht das richtige Mittel.
Christoph Gröne (43), Gründer und Geschäftsführer GastroRocket GmbH
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In vielen Firmen hat sich seit 2022 eine Arbeitswelt etabliert, die drei bis vier Tage Anwesenheit pro Woche im Büro vorsieht. Einige Unternehmen fordern nun wieder den Status von 2019 zurück, also fünf Tage Präsenzzeit. Das jedoch ist nicht das richtige Mittel. Der Corona-Lockdown hat eindrucksvoll bewiesen, wie effektiv Remote-Arbeit sein kann. In dieser Zeit berichteten wenige Unternehmen von Produktivitätseinbußen durch das Homeoffice. Im Gegenteil – viele Mitarbeiter waren dankbar, ohne die typischen Ablenkungen im Büro arbeiten zu können.
Gleichzeitig ermöglicht das Homeoffice eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Als Familienvater mit einer berufstätigen Ehefrau könnten wir als Familie ein starres Präsenzzeitmodell nur mit hohen zusätzlichen Kosten abbilden. Durch den Wegfall von Pendelzeiten leidet auch die Arbeitsqualität nicht. Neben diesen individuellen Vorteilen bringt Remote-Arbeit auch finanzielle Ersparnisse. Bei GastroRocket etwa konnten wir unsere Büromieten und Betriebsausgaben auf diese Weise senken.
Es bleibt das richtige Argument, dass Büros für kreativen Austausch unverzichtbar sind. Das ist jedoch eine Frage der Organisation. Bei GastroRocket haben wir zum Beispiel das Konzept des „meetingfreien Mittwochs“ eingeführt. An diesem Tag gibt es weder interne noch externe Meetings. Das hat einen schlichten wirtschaftlichen Grund: Unsere Mitarbeiter brauchen Zeit und einen vorgegebenen Rahmen, um sich Inhalten an einem Tag der Woche vollumfänglich widmen zu können. Nur so entwickeln wir die Konzepte, die uns morgen wirklich voranbringen.
Wir legen den Fokus nicht auf die physische Anwesenheit, sondern auf die Ergebnisse, die erzielt werden. Vertrauen und Eigenverantwortung bewirken mehr als starre Vorgaben. Die Arbeitswelt im Jahr 2025 ist hybrid – pauschale Regelungen werden der Vielfalt der Arbeitsrealitäten nicht gerecht.
Ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice besteht nicht. Ob Arbeitnehmende von zu Hause arbeiten dürfen, obliegt der Entscheidung der jeweiligen Firma. Zuweilen regelt dies ein Tarifvertrag oder eine entsprechende Betriebsvereinbarung. Besteht keine Vereinbarung, kann das Unternehmen Homeoffice auch nicht einseitig einführen oder Arbeitnehmende gar dazu zwingen. Und es muss darauf achten, dass Vorschriften zu Arbeits- und Datenschutz sowie zu Arbeitszeitregelungen im Homeoffice eingehalten werden. Arbeitnehmende müssen daher auch bei der Heimarbeit die Regelungen zu Höchstarbeitszeit, Pausen und Ruhezeiten sowie das Verbot von Sonn- und Feiertagsarbeit einhalten. Die Firma sollte auf die Einhaltung dieser Vorschriften hinweisen und zudem ein Regelungsmodell für die Zeiterfassung finden, während die Mitarbeitenden zu Hause arbeiten.
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