
Welche Bedeutung hat Spitzenforschung, wie sie an der TUHH betrieben wird, für die Attraktivität Hamburgs als Wirtschaftsstandort?
Prof. Andreas Timm-Giel: Die TU Hamburg leistet mit ihrer fokussierten ingenieurwissenschaftlichen Spitzenforschung einen zentralen Beitrag zur Attraktivität Hamburgs als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. Mit dem Schwerpunkt auf technische Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels ergänzt sie die breit aufgestellte Spitzenforschung in der Stadt ideal. Hamburg entwickelt sich sichtbar – auch mit inzwischen fünf Exzellenzclustern – von der Hafenstadt zur internationalen Wissenschaftsmetropole.
Zugleich gewinnt unsere Forschung durch den aktiven Wissenstransfer wirtschaftlich an Bedeutung: Übergreifende Initiativen wie der „Start-up Port“ oder die Bewerbung um die „Start-up Factory“ gemeinsam mit der Universität Hamburg und dem DESY fördern eine dynamische Gründungskultur. So wollen wir Hamburg als drittstärkstes Start-up-Ökosystem Deutschlands neben München und Berlin etablieren und die Stadt im Wissenstransfer nachhaltig stärken.

Die TU Hamburg hat mit dem weltweit ersten „United Nations University Hub“ das Motto „Engineering to face climate change“ als Wissenschaftsstrategie ausgerufen. Wie kam es zu dieser Schwerpunktsetzung?
Die TU Hamburg hat sich ganz bewusst dafür entschieden, ihre bereits fokussierte Spitzenforschung – also Exzellenz auf ausgewählten, klar definierten Forschungsfeldern – auf eines der drängendsten Probleme unserer Zeit auszurichten: den Klimawandel.
Diese Entscheidung war das Ergebnis eines intensiven, universitätsweiten Diskussionsprozesses. Dabei haben wir unser Gründungsmotto „Technik für die Menschen“ konsequent weiterentwickelt – hin zu einer zukunftsgerichteten Strategie unter dem Leitgedanken „Engineering to face climate change“.
Ingenieurwissenschaftliche Forschung kann hier einen echten Unterschied machen – durch konkrete, skalierbare Lösungen zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Dass die TU Hamburg heute den weltweit ersten United Nations University Hub zu diesem Thema beherbergt, unterstreicht die internationale Relevanz und Strahlkraft dieses Ansatzes.
Die TU Hamburg fördert aktiv Industriekooperationen und Ausgründungen wie die erfolgreichen Start-ups Colipi, traceless materials und Infinite Roots. Wie beurteilen Sie generell die aktuelle Kooperationskultur zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Hamburg?
Aus Sicht der TU Hamburg ist die Kooperationskultur ohnehin sehr gut. Wir wollen als Ingenieurinnen und Ingenieure an der TU Hamburg unsere technologischen Lösungen und Erfindungen auch eingesetzt sehen. Daher gibt es eine intensive Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, die wir erhalten und ausbauen wollen.
Ferner sehen wir jetzt mit den erfolgreichen Start-ups auch den antizipierten Nutzen der Zusammenarbeit und Nähe von Start-ups und TUHH und die Notwendigkeit, für die gegründeten und wachsenden Unternehmen auch Büro- und Laborflächen in TU-Nähe anzubieten.

Wir freuen uns, dass hamburgweit die Wichtigkeit des Technologie- und Wissenstransfers zwischen Hochschulen und Wirtschaft erkannt ist. Wir fördern eine wachsende Offenheit und Dynamik in der Kooperationskultur zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – durch gemeinsame Initiativen, Netzwerkformate und den Aufbau von Innovationsökosystemen.
Unser Ziel ist es, diese Brücken weiter zu stärken, um gemeinsam technologische, nachhaltige und unternehmerische Lösungen zu entwickeln. Im Vergleich zu München und Berlin besteht noch Aufholbedarf bei internationaler Sichtbarkeit, Zugang zu Kapital und einer aktiveren Gründerkultur.
Besonders das Start-up-Ökosystem braucht strukturelle Impulse: mehr Wagniskapital in der Wachstumsphase, stärkere Verbindungen zwischen Forschung und Start-ups, klare Fokusthemen wie KI, GreenTech und MedTech, mehr Leuchtturm-Gründungen mit Skalierungspotenzial und eine lebendigere Gründerkultur.
Wie stellen Sie sich Hamburg im Jahr 2040 vor – was könnte die Stadt dann zu einer noch lebenswerteren Metropole machen?
Ich stelle mir Hamburg im Jahr 2040 als eine nachhaltigere, grünere und resilientere Metropole vor, die den Herausforderungen des Klimawandels mit klimafreundlicher Infrastruktur und Mobilität, intelligenter Digitalisierung, reichhaltigem kulturellen Angebot sowie sozialer Teilhabe begegnet. Die TU Hamburg und ihre zukünftigen Ingenieurinnen und Ingenieure tragen mit innovativen, nachhaltigen Lösungen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei.
Wir bilden Zukunftsgestalterinnen und -gestalter aus, die technische und gesellschaftliche Fragestellungen gleichermaßen adressieren. So wird Hamburg zu einer Stadt, die ökologisch zukunftsfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich stark ist – ein attraktiver Lebens-, Arbeits- und Forschungsstandort mit einer lebendigen, inklusiven Gemeinschaft.
„Hamburg 2040“-Award für die TU Hamburg Mit dem „Hamburg 2040“-Award würdigt die Handelskammer alljährlich Persönlichkeiten, Unternehmen oder Institutionen, die mit ihren Ideen, Projekten und Visionen aktiv zur Umsetzung der Zukunftsstrategie „Hamburg 2040“ beitragen. Dieses Jahr ging die Auszeichnung, die traditionell im Rahmen des Sommerfestes der Hamburger Wirtschaft verliehen wurde, an die Technische Universität Hamburg. Die Award-Jury, die neben Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust aus Bürgermeisterin Katharina Fegebank, der Vizepräsidentin der Universität Hamburg Prof. Dr. Jetta Frost, Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und OMR-Geschäftsführerin Isabelle Gardt bestand, hob besonders die hohe Zahl erfolgreicher Ausgründungen aus der TU Hamburg hervor, darunter Start-ups wie traceless materials, Lignopure, Infinite Roots oder Colipi. Mehr Informationen und Fotos von Preisverleihung und Sommerfest erhalten Sie hier.
