Wie arbeiten wir in 20 Jahren?
Drei Punkte werden in der Arbeitswelt der Zukunft wichtig sein:
Digitale Werkzeuge und echte Menschen.
Ideen visualisieren, Konzepte greifbar machen, Projekte planen, Umsetzung steuern: digitale Werkzeuge helfen uns, Gedanken immer schneller zu Geschäftsmodellen werden zu lassen. Zudem wird es noch wichtiger, die richtigen Menschen mit dem passenden Skillset zu finden – egal wo auf der Welt sie gerade sind. Eine Herausforderung wird es auch sein, diese Teams dezentral und digital zu koordinieren.
Fluide Organisationen.
Die Grenzen von Organisationen werden durchlässiger. Wir arbeiten in interdisziplinären Teams – in Wertschöpfungsnetzwerken. Um Projekte umzusetzen und anziehend für interessante Menschen, bzw. Mitarbeiter:innen zu sein, schließen wir branchenübergreifende Partnerschaften.
Asynchrone Arbeitszeitmodelle.
Egal ob wir co-located oder dezentral arbeiten: die Zeit, in der wir das gemeinsam tun, wird sich mehr und mehr auf den darin liegenden Wert fokussieren – alles andere wird schlicht zu teuer. Asynchron kann auch heißen, dass es mehr Auszeiten gibt, in denen Menschen an Impact-Projekten arbeiten, sich ehrenamtlich engagieren oder sich zu einem Open Source-Projekt zusammenfinden.
Welche Weichen müssen wir jetzt stellen?
Wir müssen das „Lernen lernen“. Dazu braucht es Konzepte, die es ermöglichen, dass Menschen, die sich mit den neuesten Technologien auskennen, sich stetig weiterentwickeln und ihr Wissen weitergeben. Gleichzeitig müssen wir das „neue alte Wissen“ bewahren. Dazu gehört das Wissen zu Legacy-Systemen, -Code, -Architekturen, mit denen sich auch in 5, 10 oder 20 Jahren noch jemand auskennen muss, wie zum Beispiel von Verwaltungssoftware.
Wir brauchen mehr Bewusstsein für die Aging Workforce, um Wissen zu sichern, aber auch um Innovationen zu ermöglichen. Innovation entsteht, wenn Erfahrung und Neugier aufeinander treffen. Wir müssen uns mehr anstrengen alle Facetten von Diversität zusammenzubringen.
Last but not least: Das Profil von „IT-Fachkräften“ wird in der Zukunft transdisziplinär. „IT“ ist schon jetzt mehr als „Informationstechnologie“. Wir müssen die Aus- und Weiterbildung darauf ausrichten und brauchen mehr Programme für Quereinsteiger:innen.
Was ist für die Zukunft des (Zusammen)arbeitens unverzichtbar und warum?
Menschenkenntnis lernen. Wir werden mehr in wechselnden Kontexten arbeiten (siehe „fluide Organisationen“) und brauchen die Fähigkeit, die passenden Menschen zu finden und schnell einen kreativen, produktiven Modus zu ermöglichen – auch dann, wenn die Teamkonstellationen schnell wechseln. Menschenkenntnis hilft bei diesem Prozess, das Matchmaking wird aber auch zunehmend technologisch unterstützt werden.
Rollenwechsel. In dynamischen Organisationsformen wird es weniger dauerhaft feste Positionen mit eindeutiger Stellenbeschreibung geben. Stattdessen werden Rollenkonzepte wichtig und wir müssen lernen zwischen Rollen hin und her zu wechseln. Zum Beispiel von einer Führungsrolle hin zur Rolle innerhalb eines Teams und umgekehrt.
Wissenstransfer: Wissen ist das Kapital in unserem Wirtschaftssystem. Wissen ist dabei viel mehr als das Sammeln und Sortieren von Informationen und Daten. Es entsteht, wenn wir Informationen mit Erfahrung verknüpfen. In Zukunft müssen Unternehmer:innen dieses Kapital klug investieren.
Über Anke Nehrenberg
Anke Nehrenberg hat 13 Jahre Erfahrung als Organisationsentwicklerin, Strategin und Management-Beraterin. Sie ist Vorsitzende im Ausschuss für Informationstechnologie und IT-Infrastruktur der Handelskammer Hamburg.
(5. März 2021)