Ausbildung im Doppelpack

Um für fähige Nachwuchskräfte aus den eigenen Reihen zu sorgen, bieten immer mehr Unternehmen ein duales Studium an.
Marcus Bräunig
Prof. Dirk Max Johns ist seit 2016 Vizepräsident Forschung & Internationales der HSBA. Bis Mitte 2019 war er Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder.

Von Chan Sidki-Lundius, 10. Februar 2023 (HW 1/2023)

About you, Airbus und Budni tun es, Hummel, Siemens, Ergo, HKL, Stulz und Veolia ebenfalls. Sie alle und noch viele weitere Unternehmen aus der Metropolregion bilden ihren Nachwuchs im Rahmen eines dualen Studiums aus. Konkret bedeutet das: Die jungen Menschen durchlaufen zeitgleich eine Ausbildung im Betrieb und eine akademische Ausbildung an einer Fachhochschule, Berufsakademie oder Universität.

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HSBA/Jana Tolle
Laurenz Wilhelm absolviert ein duales Studium an der HSBA und bei Jungheinrich.

Eine Ausbildung mit parallelem BWL-Studium sollte es auch für Laurenz Wilhelm sein. Mittlerweile studiert er „Business Administration“ im fünften Semester an der HSBA Hamburg School of Business Administration. Den praktischen Teil seiner Ausbildung absolviert er beim Intralogistik-Spezialisten Jungheinrich. „Mir ist es wichtig, im Rahmen meiner Ausbildung bereits die echte Berufswelt mit ihren vielen verschiedenen Einsatzbereichen zu erfahren und nicht nur am Schreibtisch zu sitzen und zu lernen“, sagt der 21-Jährige, der später im Key Account Management tätig sein möchte.

Doch zunächst muss er seinen Berufsabschluss machen und das Studium beenden. Dies sei intensiv und koste viel Zeit und Kraft, berichtet er. „Entlohnt“ würden die Studierenden mit kleinen Lerngruppen, persönlicher Betreuung und „einem tollen Zusammenhalt unter den Studierenden“. Diese sind finanziell weitestgehend unabhängig, da sie eine monatliche Vergütung erhalten und die Partnerunternehmen die Studiengebühren übernehmen.

Ein duales Studium anzubieten, hat für Firmen viele Vorteile. Sie können die praktische Ausbildung ihrer zukünftigen Fach- und Führungskräfte von Anfang an aktiv gestalten. Zudem findet durch die enge Verzahnung von Wirtschaft und Studium ein Wissenstransfer statt, von dem Betriebe profitieren können. Und schließlich haben dual Studierende eine geringere Abbrecherquote als „normale“ Studierende.

In der gemeinsamen Studie „Duales Studium: Umsetzungsmodelle und Entwicklungsbedarfe“ des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und des Forschungsinstitutes Betriebliche Bildung (f-bb) stehen bei den befragten Unternehmen folgende Gründe für eine Beteiligung am dualen Studium im Vordergrund: 78,7 Prozent schätzen die Praxisnähe, 67,2 Prozent sehen Potenziale für die frühzeitige Bindung von Mitarbeitenden, 65,6 Prozent erkennen Vorteile in der betrieblichen Einarbeitung der Studierenden bereits vor Studienabschluss.

Das duale Studium dient als Vorbild für andere Länder. Das spüren wir an den vielen Besuchen aus dem Ausland und besonders auch bei unseren Hochschul-Partnerschaften.

Prof. Dirk Max Johns

Die Studie kommt ferner zu dem Schluss, dass die bestehenden dualen Studienangebote in der Regel dem regionalen Wirtschaftsbedarf der Unternehmen entsprechen und Hochschulen, Studierende sowie Unternehmen mit der Studienform insgesamt sehr zufrieden sind – auch wenn die enge Kooperation der Lernorte hohe Anforderungen an alle Beteiligten stellt und hier nach wie vor der meiste Verbesserungsbedarf besteht.

Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE, unterstreicht die Notwendigkeit, für eine gute Theorie-Praxis-Verzahnung im dualen Studium zu sorgen: „Insbesondere bei der Qualitätssicherung der Praxisphasen könnten Hochschulen und Unternehmen noch mehr tun. Hier kommt auch den betrieblichen Ausbildungs- und Studienplänen ein hoher Stellenwert zu.“

Duale Studiengänge gehen auf Entwicklungen gegen Ende der 1960er-Jahre zurück. Seither haben sie sich zu einem Alleinstellungsmerkmal der deutschen Studienstruktur herausgebildet. Das Interesse daran im Ausland ist groß. Das bestätigt auch HSBA-Vizepräsident Prof. Dr. Dirk Max Johns: „Der Erfolg des dualen Studiums beruht auf jahrzehntelanger Kooperation zwischen Unternehmen und Hochschulen. Es ist ein Modell, das sich nicht einfach kopieren lässt. Gerade deswegen dient das duale Studium in Deutschland als Vorbild für andere Länder. Das spüren wir an den vielen Besuchen aus dem Ausland und besonders auch bei unseren Hochschul-Partnerschaften.“

Die HSBA Hamburg School of Business Administration ist nicht die einzige Hochschule in der Metropolregion, die duale Studiengänge anbietet. Auch Nordakademie, Fachhochschule Wedel und IU Internationale Hochschule beispielsweise haben duale Studienprogramme und nehmen vielfach noch weitere Partnerunternehmen mit an Bord.

Die Gaststudierenden tragen die Idee nach Hause, und das, so Johns, führe zu Modellversuchen. Aktuell stoße die duale Ausbildung nicht nur in Frankreich auf besonderes Interesse, sondern auch in den USA, in der Schweiz und in mehreren Ländern Asiens wie China oder Indonesien.

Mehr als ein Drittel aller dual Studierenden (37,2 Prozent) ist laut CHE-Studie „Duales Studium: Umsetzungsmodelle und Entwicklungsbedarfe“ in einem Studiengang der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften eingeschrieben. Ebenfalls stark nachgefragt sind duale Angebote aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften (23,1 Prozent) und Gesundheitswissenschaften (15,1 Prozent).

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