Ein wenig Geduld ist noch gefragt. Doch bald kann der Einzug ins neue Azubi-Apartmenthaus am Alsenplatz beginnen: „Damit sie es sich leisten können, in unsere Stadt zu ziehen, bauen wir gerade im Herzen von Altona 63 Apartments für 144 Azubis und dual Studierende. Das ‚Young Urban Living by Haspa‘, das wir gemeinsam mit der Stadt realisieren, wird nach dem Sommer bezugsfertig sein“, sagt Dr. Olaf Oesterhelweg, stellvertretender Vorstandssprecher der Haspa und Handelskammer-Vizepräses.
Das „YUL“ gehört zu den frischesten Projekten in Hamburg, bei denen Firmen Mitarbeitenden günstigen Wohnraum zur Verfügung stellen. Pro Person beträgt die Grundmiete 235 Euro, dazu kommen die Nebenkosten. „Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssen Unternehmen als Arbeitgeber noch attraktiver werden. Dafür gehen wir bei der Haspa innovative Wege, denn auch wir brauchen viele junge Talente. Mehr als die Hälfte unserer Azubis kommt nicht aus Hamburg“, erklärt Oesterhelweg.
Noch im Werden ist das Azubi-Wohnheim im geplanten „Campus Ausschläger Weg“. Zielgruppe des Projektes sind Auszubildende und Studierende der Beruflichen Hochschule Hamburg. Rund 180 von ihnen sollen ab 2026 auf dem Gelände der ehemaligen Staatlichen Gewerbeschule Ernährung und Hauswirtschaft leben.
„Bezahlbaren Wohnraum in Hamburg zu schaffen, ist für uns ein ganz zentrales Anliegen. Das Thema wird uns in Gesprächen mit der Wirtschaft im Kontext der Nachwuchsgewinnung immer wieder als Schwerpunkt genannt“, sagte Finanzsenator Dr. Andreas Dressel bei der Veröffentlichung der Ausschreibung Anfang Februar dieses Jahres. Vor Kurzem war die Grundsteinlegung.
Doch nicht nur Fachkräfte in spe, sondern schon seit Längerem auch Mitarbeitende können sich oftmals die hohen Mieten im Großraum Hamburg nicht leisten. „Wir haben eine deutlich gestiegene Nachfrage nach unseren Werkswohnungen festgestellt“, sagt Hauke Funk, Geschäftsführer der HSG Hanseatische Siedlungs-Gesellschaft, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der Hamburger Hochbahn.
Die Handelskammer Hamburg besitzt keine eigenen Betriebswohnungen, ist jedoch am Azubiwohnheim Wandsbek beteiligt. Im „College Quartier“ hat sie ein Kontingent an Zimmern. Diese werden vorzugsweise an bis zu 18 Jahre alte Auszubildende aus Branchen mit besonderem Fachkräftebedarf vergeben.
Auch die kammernahe Stiftung Commerz-Collegium zu Altona fördert ein Azubiwohnheim im Münzviertel, um Hamburger Azubis günstigen Wohnraum anbieten zu können.
Auf der Kammer-Website finden Sie eine Übersicht aller Azubi-Wohn-Angebote in Hamburg: www.hk24.de/azubiwohnen Ansprechpartnerin ist Cathrin Werwath (Telefon: 36138-405 und E-Mail: cathrin.werwath@hk24.de).
Fast 2100 Wohnungen hat die HSG in ihrem Bestand. 7,40 Euro pro Quadratmeter ist die durchschnittliche Netto-Kaltmiete. „Eine von diesen zu bekommen, ist ein wichtiger Rekrutierungsfaktor, insbesondere für Fachkräfte, die nicht im Hamburger Raum ansässig sind“, betont Funk.
Zum 1. März dieses Jahres konnten 34 neue Wohnungen an der Berthastraße (Barmbek-Süd) bezogen werden, 2025 sollen in Stellingen 28 Familienwohnungen fertig werden. „Bei Neuvermietungen sind es fast zu 100 Prozent Betriebsangehörige“, berichtet Funk.
Damit nicht genug: Auf dem Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots der Hochbahn an der Max-Brauer-Allee in Altona plant die HSG eine Neubebauung mit bis zu 400 Wohneinheiten. Der Pachtvertrag des derzeit dort ansässigen Supermarktes läuft 2028 aus. Klappt alles wie angedacht, dann könnten die ersten Hochbahn-Betriebsangehörigen 2031 einziehen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, die in der Vergangenheit Werks- oder Betriebswohnungen verkauft haben, hat die Hochbahn immer an diesem Modell festgehalten. „Wir unterstützen damit unsere Leute standortnah wohnen zu können“, sagt HSG-Geschäftsführer Funk.
Das UKE hat ebenfalls Wohnungen für seine Belegschaft im Angebot. Das Personalwohnheim umfasst 300 Einheiten. Bei der Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG sind es 45 öffentlich geförderte Wohnungen, die sich auf dem Firmengelände an der Wandsbeker Königstraße befinden.
Cord Wöhlke, geschäftsführender BUDNI-Gesellschafter, hatte beim Spatenstich Anfang 2020 seine Hoffnung ausgedrückt, „dass jetzt auch viele weitere Unternehmen die sinnvolle Tradition der firmeneigenen Werkswohnungen wieder aufleben lassen und für ihre Mitarbeiter Wohnraum schaffen“.
Doch ganz so einfach ist es leider nicht, dass aus Wunsch Wirklichkeit wird. Das Baurecht hat seine Tücken. Bis zur konkreten Umsetzung vergehen heutzutage oft viele Jahre. Das nimmt häufig den Schwung. Zudem haben insbesondere kleine und mittlere Unternehmen zumeist gar nicht die Mittel, um selbst bauen zu können.
Axel Kloth, Geschäftsführer von Danielsen Völckers Grünewald und Handelskammer-Vizepräses, sieht deshalb zum Beispiel ein Genossenschaftsmodell oder gemeinsames Wohnen als mögliche Lösungen. Firmen können sich auf diese Weise Anteile sichern, um Mitarbeitende unterzubringen.
„Oberstes Ziel muss es sein, preiswerten Wohnraum anzubieten. Dazu brauchen wir Konzepte, die sich an der Lebenswirklichkeit der Menschen orientieren. Um Modelle zu entwickeln, ist jedoch Offenheit nötig“, ist Kloth überzeugt. Da neu zu bauen zum einen sehr teuer sei und zum anderen vergleichsweise lange dauere, plädiert er dafür, verstärkt auf Bestandsimmobilien zu setzen. „Dieses Potenzial wird nicht ausgeschöpft, es ist eine zu wenig genutzte Ressource.“