Das Essen der Zukunft

Der Future Food Campus soll die Landwirtschaft umkrempeln und den Innovationsstandort stärken. Auch die Handelskammer setzt sich für Innovationen im Food-Sektor ein.
Getty Images/iStockphoto
Nachhaltige Landwirtschaft: Auch der Einsatz von Robotern kann dazu einen Beitrag leisten.

Von Martina Goy, 9. Dezember 2022 (HW 6/2022)

Mit 5,6 Prozent der Gesamtbeschäftigungsrate, 4500 Unternehmen und etwa 123 000 Beschäftigten ist der Food-Sektor ein wichtiger Jobmotor in der Metropolregion. Doch die Branche steht vor gewaltigen Herausforderungen. Es gilt, nicht nur schmackhafte und bezahlbare Lebensmittel in ausreichender Menge zu erzeugen, sondern auch die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und zukunftsfähige Produktion zu sichern – schließlich ist die industrielle Landwirtschaft weltweit einer der Hauptverursacher des CO2– und (über die Tierhaltung) des Methan-Ausstoßes.

Frau Keretic_Future Food Campus_c_Susan Bowlus
Susan Bowlus
Eva Keretic, Gründerin des Future Food Campus

Um die Zukunft zu sichern, so eine im April 2022 veröffentlichte Studie der Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI), ist ein ganzheitlicher, langfristig angelegter Clusteransatz erforderlich – also ein Ansatz, der alle Branchenbeteiligten vernetzt und gemeinsame Initiativen ebenso wie innovative Konzepte ermöglicht. Das haben auch Hamburg und seine Wirtschaft erkannt und arbeiten bereits aktiv an der Umsetzung eines zukunftsweisenden Projekts.

Vor zwei Jahren lud der Innovationsausschuss der Handelskammer Eva Keretic ein, ihre Ideen für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion vorzustellen. Die US-Amerikanerin, die schon seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebt, hatte sich an der Seite des ehemaligen US-Vizepräsidenten und leidenschaftlichen Umweltschützers Al Gore einen Namen gemacht. Als sie „erschrocken feststellen musste, was Viehzucht und Fleischproduktion anrichten“, entschied sie sich, fortan an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten.

Nach dem Auftakt in der Handelskammer entstand zusammen mit einem engagierten Team ein wegweisendes Konzept, das die Hansestadt zu einem Vorreiter für nachhaltige Innovation machen soll – und das im besten Fall als Musterbeispiel für die gesamte Lebensmittelproduktion dienen könnte. Dafür akquirieren Keretic und ihre Mitstreitenden in der Hamburger Wirtschaft, aber auch weltweit, Partner:innen und Unterstützer:innen. „Vor allem junge Menschen sollen erkennen, dass die Zukunft nicht hoffnungslos ist, wenn man nach Lösungen sucht“, so Keretic.

Inzwischen ist aus der Idee ein tragfähiges Konzept geworden, das nun Schritt für Schritt realisiert wird. Im Mittelpunkt steht der imposante „Future Food Campus“: ein Gebäude, das die städtische Lebensmittelproduktion auf der Basis von innovativen Technologien, Prinzipien der Erneuerbaren Energien, vor allem aber einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft vereinen soll. Vorgesehen sind vertikale Farmproduktion, Bioreaktoren und grüne Technologie, die aus Abfall Energie gewinnt, die wiederum für den Pflanzenanbau verwendet wird – alles unter einem Dach. Ziel ist es, die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig zu optimieren.

Zur von der Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) veröffentlichten Foodcluster-Studie gelangen Sie hier. Über den Future Food Campus informiert auf Englisch diese Internetseite. Die Handelskammer engagiert sich intensiv für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Informationen dazu erhalten Sie zum Beispiel in der HW.

Im Erdgeschoss, so das Projekt, können Menschen im „Farmers Market“ das verzehren, was in den oberen Stockwerken produziert wird. „Essen und dabei der Umwelt helfen, das ist meine Traumvorstellung“, sagt Keretic. Dank Fördergeldern konnte bereits eine erste Machbarbeitsstudie für den geplanten Bau erstellt werden. Eine zweite wird folgen.

Im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele soll der Future Food Campus stellvertretend für den Wirtschafts- und Innvoationsstandort Hamburg stehen. Innovative Food-Unternehmen können hier, so die Planung, klimapositiv produzieren – und alle Interessierten sich über wegweisende Produktionsmethoden informieren.

Darüber hinaus ist das Projekt schon heute eine Austauschplattform für Unternehmen und Forscher. „Wir freuen uns, etwa mit Dr. Mazen Rizk vom Bio-Start-up Mushlabs im Austausch zu sein“, sagt Keretic – einem Hamburger Unternehmen, das für die Produktion von pilzbasiertem Fleischersatz bereits Förderungen in Millionenhöhe von der Europäischen Union erhielt. Bis zur Eröffnung des Future Food Campus ist es allerdings noch ein gutes Stück Weg. Als Ziel gibt Eva Keretic das Jahr 2027 an. „Ich bin Amerikanerin“, sagt sie. „Mein Motto ist: If you can dream it, you can do it“ – was du erträumen kannst, das kannst du auch umsetzen.

Beteiligen Sie sich an der Diskussion:
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
Ihr Name wird mit ihrem Kommentar veröffentlicht.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.
Das Kommentarformular speichert Ihren Namen, Ihre E-Mail-Adresse und den Inhalt, damit wir die auf der Website abgegebenen Kommentare verfolgen können. Bitte lesen und akzeptieren Sie unsere Website-Bedingungen und Datenschutzerklärungen, um einen Kommentar abzugeben.
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments