Geprüfte Qualität

Auf ihre Prüferinnen und Prüfer kann sich die Handelskammer verlassen. Viele sind seit Jahrzehnten aktiv und haben weiter Freude daran.
Isadora Tast
Für die Prüferin Claudia Praski haben Job und Ehrenamt viel gemeinsam.

Von Clemens Gerlach, 4. Februar 2022 (HW 1/2022)

Sie sichern die Zukunft: Rund 3500 Ehrenamtliche führen im Auftrag der Handelskammer Hamburg die Zwischen-, Abschluss- und Fortbildungsprüfungen von jährlich etwa 20.000 Auszubildenden durch. Die Fachleute repräsentieren sämtliche Branchen und bringen umfangreiches Wissen aus der Praxis mit. Mit ihrem Engagement garantieren sie den Fortbestand und die Qualität des weltweit geschätzten Systems der Dualen Ausbildung – in mündlichen und praktischen Prüfungen, aber auch durch das Erstellen von Aufgaben. Ihre Berufungsdauer beträgt jeweils fünf Jahre. Die dreiköpfigen Ausschüsse, die die Prüfungen durchführen, sind paritätisch besetzt – sie vertreten Arbeitgeber-, Arbeitnehmer- und Lehrerschaft.

Dabei beschränken sich die Prüfungen nicht auf Azubis. Denn laut Berufsbildungsgesetz darf im Betrieb nur ausbilden, wer „persönlich und fachlich“ dazu geeignet ist. Etliche Prüfende kontrollieren im Rahmen der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) deshalb auch die berufs- und arbeitspädagogischen Kenntnisse angehender Ausbilder:innen – und sichern so die Qualität der beruflichen Bildung. Wer ehrenamtlich ins Prüfungsgeschäft einsteigen möchte, kann sich übrigens gern bei der Handelskammer melden.

Claudia Praski 

Bei mir steht der Prüfling im Mittelpunkt.

Für Claudia Praski haben Job und Ehrenamt viel gemeinsam. „Es geht darum, Potenzial zu erkennen. Das verbindet meine berufliche Tätigkeit und die als Prüferin“, sagt die Inhaberin der Unternehmens- und Personalberatung consult kontor praski & partner. Sie unterstützt Firmen dabei, geeignete Mitarbeitende im kaufmännisch-technischen Bereich zu finden. „Wir sind quasi Perlentaucher.“ Seit knapp 20 Jahren ist Praski als Prüferin für Azubis im Personal- und Wirtschaftsfachwesen aktiv. Sie selbst hat nach einer Ausbildung zur Hotelkauffrau Betriebswirtschaftslehre studiert. „Bei mir steht der Prüfling im Mittelpunkt“, sagt Praski. Sie interessiert sich sehr dafür, was den beruflichen Nachwuchs antreibt – und stellt fest: „Bei jungen Leuten geht das Pendel heutzutage Richtung sinnstiftende Arbeit.“ Das passt, zu Praskis Jobprofil gehört auch „People & Culture“-Management.


Marc Schmidt

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Der Name ist Programm: „Innovasys setzt sich aus Silben zusammen, die wir den Begriffen Innovation und Systeme entnommen haben“, erklärt Marc Schmidt, der gemeinsam mit Co-Gründer Marc Keynejad die Geschäftsführung des Unternehmens innehat. Die beiden wollen im Team innovative Konzepte und nachhaltige Systemlösungen erarbeiten. Und damit es auch künftig kompetente Mitarbeitende in der IT-Branche gibt, engagieren sie sich als Prüfer. „Wir wollen etwas zurückgeben“, sagt Schmidt, der beruflich ein Quereinsteiger ist. Gelernt hat er Steuerfachgehilfe. An der Tätigkeit als Prüfer reizt ihn auch der Austausch mit Beschäftigten aus anderen Firmen. „Wir wollen wissen, was andere machen. So können wir sehen, ob wir eventuell etwas an unserem Ansatz ändern müssen.“ Denn er prüft nicht nur seit langer Zeit, er bildet auch aus.


Andrea Dresmann

Ich finde mich in vielen wieder, die zusätzlich zum Beruf studieren.

„Ich finde mich in vielen wieder, die zusätzlich zum Beruf studieren“, sagt Andrea Dresmann – die selbst ein berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaftslehre absolviert hat. Derzeit ist sie bei der DAK Gesundheit, der drittgrößten Krankenkasse in Deutschland, für IT-Koordination zuständig. Zu ihren Hauptaufgaben zählt die Digitalisierung. „Es geht darum herauszufinden, auf welchem Kanal die Kund:innen angesprochen werden wollen“, erklärt Dresmann, die auch Fachkauffrau für Marketing und Gesundheitsökonomin ist. Die Arbeit als Prüferin macht ihr Spaß. „Wir sind ein gutes Team.“ Für Abwechslung sorgt, dass sie auf sehr unterschiedliche Leute trifft. „Wir prüfen zum Beispiel Menschen aus dem Pflegebereich, aber auch Erzieher:innen, Rettungssanitäter:innen oder Ergotherapeut:innen“, berichtet Dresmann. Seit 2016 ist sie dabei, es sollen noch viele Jahre folgen.


Gerhard Hoffmann

Gerhard Hoffmann©Tast_Pruefer_HighRES-1900
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Von einem ist Gerhard Hoffmann fest überzeugt: „Du benötigst Empathie, um Prüfer zu sein.“ Stets gehe es darum, den Prüflingen die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen zu zeigen. „Du musst dich auf sie einlassen und verstehen, warum sie sich so verhalten.“ So hielt es Hoffmann jedenfalls in seiner Zeit als Prüfer. Elektromechaniker hat er gelernt, später machte er seinen Industriemeister. „Ich war das gesamte Berufsleben bei Siemens“, sagt er. Rund 1000 Fachleute für Elektronik hat er ausgebildet. Da war es fast schon logisch, dass er auch für Prüfungen abgestellt wurde. „Meine Firma hatte erkannt, dass ich mit Auszubildenden wohl ganz gut kann.“ Und noch eines ist Hoffmann wichtig, der an der Erstellung der ersten Meisterverordnung mitwirkte: „Du musst gerecht sein, darfst keinen bevorzugen.“ Das Motto des 77-Jährigen war und ist: Stärkere fördern und Schwächere unterstützen.


Holger-Michael Krause

Die Teilnehmer:innen müssen sich wohllfühlen.

Seit 30 Jahren ist Holger-Michael Krause bereits als Prüfer tätig – und noch immer begeistert. „Die Teilnehmer:innen müssen sich wohlfühlen. Die Prüfung ist etwas Besonderes, sie sollen sich gerne und positiv an diesen speziellen Moment erinnern.“ Krause hält es für selbstverständlich, den Prüflingen ausführliches Feedback zu geben. Er ist BWLer, arbeitet seit 25 Jahren freiberuflich. Der ehemalige Leiter eines großen Metro-Marktes in Harburg prüft angehende Groß- und Einzelhandelskaufleute (Ausbildung) sowie Handels- und Wirtschaftsfachwirt:innen (Fortbildung). Für den Buchautor („Gewinnen mit Aktien-Fonds“) sind allerdings auch die Sachbearbeiter:innen der Handelskammer ein ganz entscheidender Faktor für das Gelingen der Prüfungen. „Sie wirken meist im Hintergrund, doch ohne ihre gute und korrekte Vorarbeit könnte alles nicht so reibungslos durchgeführt werden.“


Ingrid und Harald Florek

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Sie sind ein eingespieltes Team, und das sogar in doppeltem Sinne – privat und als Prüfende. Ingrid Florek ist ausgebildete Chemielaborantin und prüft Menschen, die diese Laufbahn einschlagen wollen. Harald Florek, der den gleichen Beruf erlernt hat, prüft Industriemeister:innen Chemie sowie angehende Ausbilder:innen im Rahmen der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO). „Wir sprechen über die Prüfungen, tauschen uns über unsere Erlebnisse aus“, sagt Ingrid Florek, die früher beim Kupferproduzenten Aurubis (bis 2009 Norddeutsche Affinerie) gearbeitet hat. Harald Florek ist noch freiberuflich tätig. „Mir geht es als Prüfer darum, Auszubildende zu motivieren und an die Selbstständigkeit heranführen.“ Wie ihrem Mann macht es Ingrid Florek große Freude, mit einem Ehrenamt Erfahrungen weiterzugeben. Es ist aber keine Einbahnstraße, stellt sie klar. „Man bekommt sehr viel zurück. Das ist vergleichbar mit der Freude am Schenken.“


Boris Schmidt

Es gefällt mir, auch Azubis aus anderen Unternehmen kennenzulernen.

In gewissem Sinne ist es Boris Schmidt zu verdanken, dass es die Ausbildungsberufe Sportfachmann und -frau sowie Sport- und Fitnesskaufmann/frau gibt. „Als wachsender Verein hatten wir Personalbedarf, fanden aber nicht die richtigen Leute“, berichtet der geschäftsführende Vorsitzende der TSG Bergedorf, einem der größten Hamburger Vereine. Manche kamen aus der akademischen Praxis, andere waren rein kaufmännisch ausgebildet. In der Ausbildung werden sämtliche Inhalte berücksichtigt. Das freut Schmidt: „Ein Sportverein ist etwas Besonderes, es wird viel mit Ehrenamtlichen gearbeitet.“ Auch als Prüfer ist der Präsident des Hamburger Basketball-Verbandes noch mit vollem Engagement im Einsatz. „Ich mache das seit 20 Jahren und möchte es weiter tun. Es gefällt mir, auch Azubis aus anderen Unternehmen kennenzulernen.“ Vielleicht ist ja auch jemand darunter, der zur TSG passt.


Mathias Peschke

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Zu einer Hamburger Sehenswürdigkeit hat Mathias Peschke eine ganz besondere Beziehung: Der gelernte Seegüterkontrolleur war stellvertretender Lagerleiter im Kaispeicher A, der heutigen Elbphilharmonie. Als Prüfer blieb Peschke der Logistik treu, er widmet sich seit einem Vierteljahrhundert Fachkräften und Meister:innen dieser Branche. Zudem ist er Vorsitzender des Findungsausschusses für Prüfungsaufgaben. „Es ist eine vielfältige Tätigkeit, ich kann etwas bewirken“, betont Peschke. Besonders am Herzen liegen ihm junge Menschen, die es im Berufsleben nicht so einfach haben. So hat er auch schon in der Jugendstrafanstalt Hahnöfersand geprüft. „Es geht um Resozialisierung. Sie sollen eine echte Chance bekommen. Wir helfen auch, nach der Haftzeit Arbeitsplätze zu finden.“ Peschke macht es gerne. „Das geht über die eigentliche Ausschussarbeit hinaus, doch soziales Engagement ist wichtig.“


Johanna Reidt

Man muss es rausspüren, ob ein Blackout Nervosität geschuldet ist oder Nichtwissen.

In ihrer beruflichen Laufbahn hat Johanna Reidt schon einiges erlebt. Sie war Krankenschwester, arbeitete als Bürokauffrau und ist nun in der Sicherheitsbranche unterwegs. Der Job verlangt den dort Beschäftigten einiges ab. „Es muss ihnen klar sein, dass sie häufig dann arbeiten, wenn andere feiern“, sagt Reidt. Nach ihrem Renteneintritt wurde sie die erste Ombudsfrau der Exzellenzinitiative Hamburg. Die Mitglieder der Landesgruppe des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft wollen auch damit dazu beitragen, dass die Auszubildenden in qualifizierten und engagierten Betrieben lernen. Während der Prüfungen, die sie abnimmt, solle es gerecht zugehen, erklärt Reidt. „Man muss es rausspüren, ob ein Blackout Nervosität geschuldet ist oder Nichtwissen.“ In ihrem früheren Betrieb setzte sie dieses Fairness-Prinzip bereits um – sie war Ausbildungsleiterin bei Securitas.


Ulrich Stallmann

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Ulrich Stallmann ist gleich in mehreren Prüfungsausschüssen Mitglied. Kaufleute und Fachwirt:innen in der Immobilienwirtschaft sind bei ihm in guten Händen. „Ich habe wohl die pädagogische Ader vererbt bekommen“, mutmaßt der Sohn eines Lehrers. Die Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft führt er seit 1992 als Vorstandsvorsitzender. Mittlerweile sind es 2500 Wohnungen und 4000 Mitglieder. „Ich sehe mit Freude, welchen Einsatz und welches Engagement der Nachwuchs präsentiert“, sagt Stallmann, der sich bundesweit in Aufgabenausschüssen engagiert. Als Immobilienkaufmann und studierter Volkswirt ist er dafür prädestiniert. „Ein Prüfer muss fit und wach sein. Alles ist digitaler und schneller geworden.“ 2000 war Stallmann eingesprungen – und geblieben. Für den Dozenten der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein kann es gern so weitergehen: „Wenn man mich lässt, würde ich noch ein paar Jahre mitmachen.“


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