Kapital für Geschäftsideen

Wer eine Firma gründen will, braucht gute Ideen – und genügend Kapital. In Hamburg können Start-ups auf ein dichtes Netz aus Förder- und Finanzierungshilfen zugreifen.
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Von Lena Johanna Philippi, 27. September 2024 (HW 5/2024)

Um eine Geschäftsidee zu verwirklichen, müssen Gründende frühzeitig an die Finanzierung denken. Und es gibt eine Menge zu beachten. Der Bedarf an Liquidität hängt von zahlreichen Faktoren wie beispielsweise Unternehmensgröße, Produktionsaufwand, Umsatzpotenzial oder geplanten Investitionen ab.

Je größer ein Betrieb, desto höher der Finanzierungsbedarf. Nicht zu unterschätzen ist auch die Wachstumsgeschwindigkeit einer jungen Firma. Steigt etwa die Nachfrage rasch, müssen Rohstoffe schneller eingekauft und Ware rascher produziert werden. Das Einwerben von Finanzierungsmitteln ist daher eine der Kernaufgaben von Gründenden.

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Martin Ostermayer ist Mitbegründer der Shortcut Ventures GmbH und Mitglied im Investitionskomitee des Digital-Tech-Komitees beim HTGF.

Wie groß der Bedarf an externen Finanzspritzen zum Beispiel bei Start-ups aus der Tech-Branche ist, zeigt eine deutschlandweite Umfrage vom Digitalverband Bitkom. Insgesamt wurden 172 Unternehmen befragt, wie viel Wagniskapital sie voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren benötigen werden. Ergebnis: Der Bedarf liegt im Schnitt bei 2,7 Millionen Euro.

Sechs von zehn Gründenden (61 Prozent) sind auf frisches Geld angewiesen, 12 Prozent benötigen fünf Millionen Euro oder mehr, ein Drittel (33 Prozent) braucht eine Million bis fünf Millionen Euro. Nur knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) ist überhaupt nicht auf fremdes Kapital angewiesen. Zur Einordnung: In der Hansestadt sind laut „Startup City Hamburg“ im vergangenen Jahr 785 Millionen Euro Wagniskapital in Start-ups geflossen.

Um an Kapital zu kommen, gibt es für Gründende verschiedene öffentliche Finanzierungsmöglichkeiten wie Kredite, Beteiligungskapital, Zuschüsse und Beratungsförderung. Anlaufstellen sind beispielsweise die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) oder die KfW Bank.

Zusätzlich können Start-ups auch private Finanzierungen erhalten, beispielsweise mithilfe von Inkubatoren, Accelerator-Programmen, Crowdfunding, Crowdinvesting, Venture-Capital-Gebern oder „Business Angels“. Venture Capital eignet sich besonders für Start-ups, die auf schnelles Wachstum ausgelegt sind. „Business Angels“ hingegen investieren meist als Einzelpersonen in der frühen Unternehmensphase. Sie bringen oft nicht nur die finanziellen Mittel mit, sondern auch ihre Expertise.

Martin Ostermayer ist Experte in Sachen Start-ups. Er ist sowohl Mitglied im Investitionskomitee des Digital-Tech-Komitees beim High-Tech-Gründerfonds (HTGF) als auch Mitbegründer der Shortcut Ventures GmbH, die in frisch gegründete Firmen aus den Bereichen Telekommunikation, Internet und Medien investiert.

Seit 2017 beteiligt sich Ostermayer auch als „Business Angel“ an Start-ups. Wie wichtig finanzielle Förderung für Gründende ist, weiß er aus eigener Erfahrung. Während seines Studiums in den USA rief er 1999 gemeinsam mit Dirk Freise und Thorsten Rehling das Internetunternehmen „handy.de“ ins Leben, das unter anderem der SAP-Gründer Hasso Plattner finanziert hat. 2005 baute er den Mobilfunk-Discounter „Blau Mobilfunk“ auf.

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Michael Rauhe
Das vierköpfige Planeteers-Gründerteam (v. li.: Frank Rattey, Florian Birner, Jens Harmann und Florian Brinkmann) hat eine Technoligie entwickelt, die Kohlenstoffemissionen in der Luft reduziert, indem sie CO2 neutralisiert und im Meer speichert.

„In den USA ist es schon seit Jahrzehnten üblich, dass erfolgreiche Gründer einen Teil ihrer Exit-Erlöse wieder in das Ökosystem investieren“, so Ostermayer. „Als wir 2002 unseren ersten Exit hatten, gehörten wir zur ersten Tech-Gründergeneration. Da wir selbst sehr stark durch ‚Business-Angels‘ und Venture-Capital-Geber unterstützt wurden, war es für uns ganz klar, auch einen Teil unseres Erlöses wieder in junge Gründer zu investieren.“

Als „Business Angel“ investiert Ostermayer in der absoluten Anfangsphase eines Start-ups: „Die Investmentgröße beläuft sich da auf 50 000 bis 100 000 Euro. Im Zeitablauf können es dann aber auch einige 100 000 Euro werden, wenn sich das Unternehmen gut entwickelt.“

Aktuell ist er an 30 Firmen beteiligt, darunter der Zahlungsdienstleister SumUp und heyData, ein Start-up, das Datenschutzlösungen für Firmen anbietet. „Wenn ich ein herausragendes Gründerteam gefunden habe, die Idee für mich Sinn ergibt, sie ein echtes Problem löst und das Marktpotenzial vorhanden ist, dann sind fast alle Bedingungen für ein Investment erfüllt“, berichtet der Experte. Der letzte Punkt, auf den er achte, sei, dass durch das Angebot des Start-ups die Welt ein Stück besser werde.

Um die Rahmenbedingungen für Gründende in Deutschland und Europa zu verbessern, hat die Bundesregierung im Sommer 2022 eine Start-up-Strategie beschlossen. Diese enthält rund 130 Maßnahmen von neuen Förderprogrammen über Beratungsleistungen bis hin zu neuen Gesetzen. Bestandteile sind unter anderem der „DeepTech & Climate Fonds“ sowie die Verlängerung des INVEST-Programms, das Zuschüsse für Investitionen privater Investierender – insbesondere „Business Angels“ – in junge innovative Unternehmen beinhaltet. Auch Börsengänge von Start-ups sollen in Zukunft erleichtert werden. Die Handelskammer stellt einen Wegweiser durch den Förderdschungel hier bereit.

Ein Hamburger Start-up, das mit seiner innovativen Idee die Welt – insbesondere das Klima – ein Stück besser machen möchte, ist Planeteers. Das vierköpfige Gründerteam hat eine Technologie entwickelt, die Kohlenstoffemissionen in der Luft reduziert, indem sie große Mengen CO2 mithilfe von Kalkstein neutralisiert und als Hydrogencarbonat, einem in natürlichem Mineralwasser enthaltenen Stoff, dauerhaft im Meer speichert.

Das Marktpotenzial für die Technologie ist groß und hat bereits eine Reihe an Privatinvestoren überzeugt. „Unsere erste Zielgruppe ist die Klärwerkindustrie“, sagt der Geochemiker und Planeteers-Mitbegründer Florian Brinkmann. „Theoretisch kann unsere Maschine später aber an jeden Industrieschornstein angeschlossen werden. Zum Glück haben wir schnell Menschen gefunden, die von unserer Idee begeistert waren.“ Die erste Million Euro an Förderung habe Planeteers von Hamburger Kaufleuten erhalten.

Weitere finanzielle Hilfe gab es von der IFB Hamburg. Insgesamt hat das Unternehmen bislang Förderungen im mittleren einstelligen Millionenbereich eingesammelt. „Die Hamburger Infrastruktur hat uns hier schon sehr stark unter die Arme gegriffen“, so Brinkmann. „Und das trägt vielleicht auch dazu bei, dass wir von Planeteers immer sagen: ‚Hamburg ist für uns nicht einfach bloß ein Standort. Hamburg ist die Heimat unseres Unternehmens‘.“


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