Sport zahlt sich aus

Für die Gesundheit ist Sport unverzichtbar. Zudem macht er sich auch wirtschaftlich bezahlt, trägt zur Attraktivität des Standortes Hamburg bei und zur Lebensqualität seiner Bevölkerung.
Hochzwei / Henning Angerer
Der Haspa-Marathon Hamburg lockt alljährlich Zehntausende Laufbegeisterte.

Von Clemens Gerlach, 2. August 2023 (HW 4/2023)

Die Vorfreude vieler Sportbegeisterter ist groß. Kommendes Jahr wird in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft ausgetragen, und das Hamburger Volksparkstadion, Heimspielstätte des HSV, zählt zu den zehn dafür ausgewählten Arenen. „Wir werden dieses Jahr an unserem schönen Wohnzimmer ein paar Modernisierungsmaßnahmen vornehmen und gehören ohnehin zu den attraktivsten Stadien“, sagt HSV-Finanzvorstand Dr. Eric Huwer (siehe auch das Interview, das der 40-Jährige der HW gegeben hat).

Arbeitskreis

In der Handelskammer kümmert sich der Arbeitskreis für Sportförderung um das Thema „Fitness und Bewegung“. Vertreten sind Unternehmen aus der Sportwirtschaft. Ansprechpartner ist Kammerreferent Alexander Harms, 36138-708.

Doch der Zuschlag für fünf EM-Partien (vier Gruppenspiele und ein Viertelfinale) bringt nicht nur dem HSV, sondern auch der Stadt handfeste Einnahmen – zusätzlich zum Renommee. Zehntausende Fans werden anreisen, in Hamburg übernachten und gastronomische Angebote nutzen. Dabei ist der Fußball schon im Ligabetrieb eine überaus relevante wirtschaftliche Größe, auch wegen der Ticketverkäufe. Vergangene Saison kamen gut 900 000 Menschen zu den Heimspielen des HSV, beim FC St. Pauli waren es fast eine halbe Million. Bei der EURO 2024 wird die Wertschöpfung noch höher, denn ein Großteil des Publikums stammt nicht aus Hamburg, sondern reist eigens an.

Sport als Wirtschaftsfaktor

In seiner Studie „Ökonomischen Effekte einer vitalen Sportstadt“ kam das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) 2020 zu einem eindeutigen Ergebnis: „Sport spielt in Städten ökonomisch eine immer größere Rolle.“ Dieser Wirtschaftsfaktor erzeugt den Berechnungen zufolge in Hamburg in der Summe der direkten, indirekten und induzierten Effekte rund 1,13 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr, der fiskalische Effekt beträgt rund 110 Millionen Euro.

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Hamburg versucht ganz bewusst, internationale Sportveranstaltungen in die Stadt zu holen. Vor allem Ausdauersportarten wie Radfahren sind bei den Menschen beliebt.

Auch deshalb hat sich die Stadt ganz bewusst dafür entschieden, möglichst viele internationale Sportveranstaltungen nach Hamburg zu holen. Der Schwerpunkt liegt auf Ausdauersportarten wie Laufen (Marathon), Triathlon (Ironman) oder Radsport (Cyclassics), die insbesondere bei jungen Menschen beliebt sind. Zuletzt gastierte auch die Rugby-EM in Hamburg. Mit diesen Events präsentiert sich die Metropole überregional als das, was sie ist – eine sportaffine und dynamische Stadt.

HWWI-Studie

Die Studie „Ökonomischen Effekte einer vitalen Sportstadt“ des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitutes (HWWI) finden Sie hier.

Über alle Sportarten gibt es hier rund 100 Bundesligisten. Nach dem Fußball haben Handball (HSV Hamburg) und Basketball (Veolia Towers Hamburg) die größte Zuschauerresonanz. Die Korbjäger sollen mittelfristig im geplanten neuen Elbdome spielen, einer Mehrzweckhalle mit 7000 bis 9000 Plätzen. Als Standort wurde Rothenburgsort auserkoren. Von „einem Riesenschritt“ für den Hamburger Sport spricht Innensenator Andy Grote, sollte der privat finanzierte Bau tatsächlich entstehen.

Es gilt also, professionellen Sport und Nachwuchsförderung in Hamburg langfristig zu stützen. Um ihren Beitrag dafür zu leisten, gründete die Handelskammer im Dezember 2002 die Stiftung Leistungssport. In deren Projekt TEAM HAMBURG sind die hiesigen Spitzen-Aktiven zusammengeschlossen, die sich auf die jeweils kommenden Olympischen Spiele vorbereiten oder perspektivisch das Potenzial haben, daran teilzunehmen. Mit diesem Engagement werden nicht nur die Trainingsbedingungen verbessert, sondern Hamburg gewinnt damit auch an Anziehungskraft für Nachwuchskräfte.

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Volle Stadien spülen Geld in Hamburgs kassen.

Mehr Lebensqualität durch Breitensport

Auch Breiten- und Freizeitsport sind für eine Stadt wie Hamburg essenziell – sie sind ein „Faktor für Lebensqualität“ und „ein wesentlicher Aspekt von Stadtentwicklung“, so das HWWI in seiner Studie. Laut Angaben des Hamburger Sportbundes (HSB) betätigen sich 2023 rund 528 000 Mitglieder in 860 Vereinen und Verbänden – fast 30 000 mehr als im Vorjahr. Die größten Vereine sind der HSV (95 000) und der FC St. Pauli (35 000).

Solcher Breitensport hat auch mittelbare ökonomische Effekte, denn er trägt maßgeblich zum Erhalt von Gesundheit bei. Aktive Menschen sind in der Regel seltener krank und psychisch robuster, haben mehr Motivation und zeigen verstärkt Engagement. „Aus einem Euro, der direkt im Sport ausgegeben wird, resultieren ungefähr zwei Euro an Wertschöpfung“, errechnete das HWWI. Mit den intangiblen, also immateriellen, nicht greifbaren Gesundheits- und Wohlfahrtseffekten verbänden sich mit einem Euro langfristig sogar vier Euro Gesamteffekt.

Unternehmen fördern deshalb sportliche Aktivitäten ihrer Mitarbeitenden. Im Betriebssportverband (BSV-Hamburg) sind rund 37 000 Beschäftigte organisiert. Für weitere Unterstützung sorgt die Stadt Hamburg mit ihrer Strategie „Active City“, die zum Beispiel Investitionen in Infrastruktur für sportliche Betätigung vorsieht. Das Ziel lautet: „Möglichst viele Menschen in Bewegung bringen.“

Hamburgiade

Die Hamburgiade wurde erstmals 2016 veranstaltet. In diesem Jahr findet das Breitensport-Event vom 8. bis zum 10. September statt, größtenteils auf dem Gelände des Eimsbütteler TV am Lokstedter Steindamm. Teilnehmen kann jeder ab 16 Jahren, die Startgebühren beginnen bei fünf Euro.

Das wollen auch die Organisatoren der Hamburgiade, die vom 8. bis zum 10. September läuft. „Es ist das vielfältigste und größte Breiten- und Multisportevent Norddeutschlands, jeder kann mitmachen und findet etwas Passendes“, sagt Alexander Jamil, Geschäftsführer der BSV-Hamburg Servicegesellschaft UG und Vorsitzender des Handelskammer-Arbeitskreises für Sportförderung.

20 Sportarten wie Basketball, Fechten oder Tai-Chi können am zweiten September-Wochenende auf dem neuen Gelände des Eimsbütteler TV zu günstigen Konditionen ausprobiert werden, es gibt Einzel- und Mannschaftsaktivitäten. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre. „Wir haben uns 3000 Teilnehmende als Ziel gesetzt“, sagt Jörg Schonhardt, Marketingleiter der Servicegesellschaft. Etliche Unternehmen sind Partner der Hamburgiade. „Dieses Mal haben wir am Samstag eine Recruitingmesse, auf der sich die Firmen präsentieren können. Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Kombination aus Sport, Gesundheit, Nachwuchsförderung und Netzwerken“, erklärt Schonhardt. So zahlt sich die Teilnahme an der Hamburgiade gleich vierfach aus. Ob Spitzen- oder Breitensport: Sport trägt maßgeblich zu einer lebenswerten und wirtschaftlich leistungsfähigen Stadt bei.

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