Ob bei der Firmengründung, der digitalen Transformation oder der Finanzierung von Innovationen und Betriebserweiterungen: Gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) fällt es oft schwer, die nötigen Finanzmittel aufzutreiben und fachkundigen Rat einzukaufen. Denn mangels Sicherheiten, Bürgschaften oder Eigenkapital verweigert die Hausbank häufig einen Kredit. Doch in solchen Fällen „eröffnen wir Möglichkeiten darüber hinaus“, erklärt Sven Gabriel vom Handelskammer-Team „Gründung und Förderung“. Diese reichen von praktischer Unterstützung beim Weg durch den Behördendschungel über Businessplan-Tutorials und Empfehlungsschreiben bis hin zur Beratung beim Erhalt einer Anschub- oder Folgefinanzierung.
Darlehen der IFB und der KfW
Eine Reihe von zinsvergünstigten Krediten gewährt insbesondere die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB). So können Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten über den „Hamburg-Kredit Mikro“ bis zu 25 000 Euro bei der IFB aufnehmen (bis zu 40 000 Euro ab dem fünften Geschäftsjahr) – etwa für die Existenzgründung oder spätere Investitionen. Für KMU in der Gründungsphase stellt die IFB ein zinsverbilligtes Darlehen von bis zu 750 000 Euro für den Erwerb von Betriebsmitteln, Immobilien oder Beteiligungen bereit („Hamburg-Kredit Wachstum“), der über die Hausbank zu beantragen ist. Das IFB-Programm „InnoRampUp“ unterstützt zudem Start-ups mit besonders innovativen Geschäftsmodellen in der Startphase mit Zuschüssen bis zu 150 000 Euro. Und das „Programm für Innovation“ („PROFI“) der IFB bezuschusst Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Unternehmen – auch solche, die in Kooperation mit Forwschungseinrichtungen durchgeführt werden.
Eine Darlehenssumme bis zu 25 Millionen Euro gewährt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit dem „ERP-Förderkredit KMU“. Damit fördert sie „alles, was für die unternehmerische Tätigkeit notwendig ist“, sogar Personalkosten und Firmenfahrzeuge – und übernimmt 50 Prozent des Risikos. Ausfallbürgschaften für bis zu 80 Prozent der Summe von Hausbankkrediten oder Förderdarlehen (maximal zwei Millionen Euro) gewährt übrigens auch die Bürgschaftsbank Hamburg: Gerade bei jungen Unternehmen, denen oft Sicherheiten fehlen, aber auch bei Betriebserweiterungen wird das geplante Geschäftsvorhaben damit häufig überhaupt erst möglich.
Hilfe bei Digitalisierung und Standortwahl
Auch für konkrete Projekte können KMU auf Fördermittel und Unterstützung zurückgreifen. So förderte etwa das von der Stadt getragene Projekt „Hamburg Digital“ bis Anfang dieses Jahres Digitalisierungsprojekte von KMU mit bis zu 30 Prozent der förderfähigen Kosten (maximal 170 00 Euro). Noch bis Ende 2024 können KMU mit bis zu 100 Mitarbeitenden das Programm „Go-digital“ des Bundeswirtschaftsministeriums nutzen, das 50 Prozent Zuschüsse auf Beratungs- und Umsetzungsleistungen durch autorisierte Unternehmen gewährt (bis zu 165 00 Euro).
Hilfe für Unternehmen, die auf der Suche nach Gewerbeflächen oder Immobilien in Hamburg sind, stellt die städtische HIW Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft bereit, zu deren Gesellschaftern und Partnern die Handelskammer zählt. Diese bietet neben Standortanalysen ein umfangreiches, speziell auf KMU zugeschnittenes Beratungs- und Serviceangebot und begleitet etwa die Immobiliensuche und ihren Erwerb.
Unter den zahlreichen Angeboten gilt es also, das passende zu finden – und zahlreiche Unternehmen haben sie bereits genutzt. Seit der Hamburger Senat gemeinsam mit der Handels– und der Handwerkskammer 2013 das „Bündnis für den Mittelstand“ ausgerufen hat, hat die zeitgleich entstandene IFB fast 1800 Kredite im Gesamtwert von einer Viertelmilliarde Euro vergeben.
Erfolg dank Förderung
Einer derjenigen, die davon profitierten, ist Dr. Tobias Lang. Als er 2018 gemeinsam mit Felix Faber das Start-up Mindpeak in St. Pauli gründete, um Künstliche Intelligenz (KI) für Krebsdiagnosen zu entwickeln, wurde er bei den Programmen InnoRampUp, Innovationsstarter und PROFI fündig. „Wir bekamen schnell einen Ansprechpartner für die Antragstellung“, erinnert sich der damalige Zalando-Programmierer. Sechs Jahre und Tausende Diagnosen später bekräftigt er: „Ohne die IFB hätte es Mindpeak nicht gegeben – und falls doch, dann deutlich weniger erfolgreich.“
Die Handelskammer berät Interessierte kostenlos zu Finanzierungsfragen und Fördermöglichkeiten, etwa auf dem regelmäßigen Finanzierungssprechtag. Weitere Informationen über das vielfältige Kammerangebot zu diesem Thema erhalten Sie hier. Informationen und weiterführende Angebote zur Unternehmensgründung finden Sie auf der Gründungsseite der Handelskammer. Hier können Sie sich einen Überblick über die Kredite der IFB verschaffen. Auch die HIW Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft GmbH, die Unternehmen bei der Suche nach Gewerbeflächen berät, liefert viel Wissenswertes zum Thema.
Solche Aussagen sind Musik in den Ohren von Martin Jung. „Um die Programmbedingungen gut auf die Unternehmensbedürfnisse auszurichten“, sagt der IFB-Abteilungsleiter Innovation und Geschäftsentwicklung, „tauschen wir uns regelmäßig mit Senat und Behörden aus – und mit den Kammern.“ Diese sitzen schließlich nicht nur in Kontrollgremien und Vergabeausschüssen. „Es sind auch wichtige Multiplikatoren, um Programme bei Zielgruppen bekannt zu machen.“
Und um die „bestmögliche Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen zu sichern“, ist es für Martin Jung unerlässlich, dass Hamburg „der IFB erforderliche Haushaltsmittel des Landes zur Verfügung stellt“, die je nach Programm „durch EU- und Bundesmittel aufgestockt werden“. Allein 2022 haben die 319 IFB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter schließlich 150 Neugründungen oder Betriebsübernahmen mit 23,5 Millionen Euro unterstützt. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind diese Mittel unerlässliche Start- und Konsolidierungshilfen für KMU – Schmierstoffe für den gut geölten Motor von Wirtschaft und Handel, für die Gesellschaft und letztlich die Demokratie.