Stürmische Zeiten meistern

Wie kann BGM Unternehmen stärken und Mitarbeitende in Krisenzeiten unterstützen? Diesem Thema widmete sich der 18. Gesundheitstag der Hamburger Wirtschaft am 6. Mai in der Handelskammer – und vergab Auszeichnungen an Unternehmen mit vorbildlichem BGM.
©Jörg Modrow
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist gerade in Krisenzeiten ein Muss. Am 6. Mai wurden Unternehmen gekürt, die sich besonders dafür engagieren. Schirmherrin des Gesundheitspreises ist Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (Mi.).

Von Nicola Mahlbeck, 7. Juni 2024 (HW 3/2024)

Personalengpässe, Spannungen und Kriege, die Nachwirkungen der Corona-Zeit, Preissteigerungen und nicht zuletzt die Folgen des Klimawandels: „Nicht nur die Betriebe, sondern auch die Mitarbeitenden sind durch die aktuellen Probleme oftmals stark belastet“, erklärte Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer am 6. Mai anlässlich der Eröffnung des „18. Gesundheitstages der Hamburger Wirtschaft“ im Forum der Handelskammer. „Dinge funktionieren nicht mehr so reibungslos, wie man es lange Zeit gewohnt war.“

Umso wichtiger ist es für Unternehmen, durch gezielte BGM-Maßnahmen das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden auch in Krisenzeiten zu gewährleisten. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie sich Krisen meistern und damit verbundene psychische und körperliche Belastungen im Betrieb verringern lassen. Fachvorträge und Workshops gaben Impulse für BGM und Krisenbewältigung, außerdem konnten sich die Teilnehmenden untereinander und mit BGM-Fachleuten austauschen.

Hamburger Gesundheitspreis 2024

Ein Höhepunkt des Gesundheitstages war die feierliche Verleihung des alle zwei Jahre vergebenen „Hamburger Gesundheitspreises“. Ausgezeichnet wurden sechs Hamburger Unternehmen, die während der Corona-Pandemie besonders kreative und engagierte Lösungen entwickelt haben, um die Arbeitsfähigkeit, Motivation und Gesundheit ihrer Beschäftigten zu fördern.

In der Kategorie „Großbetriebe“ wurden die Airbus Operation GmbH und Airbus Aerostructures GmbH sowie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) gekürt. Airbus überzeugte die Jury unter anderem mit seiner arbeitsmedizinischen Vorsorge vor Ort und seinem breit gefächerten Angebot, etwa zu Sucht- und Sozialberatung, Arbeitsschutz, Health-Consultants, sowie den in jeder Fertigungshalle vorhandenen „Safety Corners“.

Um für stürmische Zeiten gut aufgestellt zu sein, sind allerdings oft jahrelange Entwicklungsprozesse erforderlich – auch im Bereich BGM. Dass sich diese auszahlen, zeigte das UKE: Während der Pandemie profitierte die Klinik von etablierten Kooperationsstrukturen, sodass interne Freiwillige für die Intensivpflege schnell geschult werden konnten. Bewährt haben sich zudem die damals eingerichteten – und bis heute bestehenden – Team-Unterstützungsangebote wie die „Peer-Beratung“, die Hilfe im Umgang mit belastenden Ereignissen bietet, und der „Springer-Pool“ zur Abfederung von Belastungsspitzen.

Maßgeschneiderte Angebote halfen auch den 629 Mitarbeitenden des Studierendenwerkes Hamburg, durch die Corona-Zeit zu kommen. Das Krisenkonzept reichte von ärztlichen Sprechstunden, Impfaufklärung und sozialen wie psychosozialen Beratungsmöglichkeiten über Hotlines bis hin zu Kursen zu Gesundheit, Ernährung und Sport.

Die Siemens AG, ebenfalls ausgezeichnet in der Kategorie „mittlere Betriebe“, setzte ihrerseits auf eine Vielzahl an digitalen Tools, die den Mitarbeitenden unter anderem überall und jederzeit eine Beratung durch das Team des Health-Managements ermöglichte. Digitale Vernetzung sowie passgenaue und hybride Arbeitsmodelle stärkten die Resilienz und Flexibilität des Unternehmens.

Hohe Arbeitsausfälle bei gleichzeitig erschwerter Teamkommunikation zwischen Homeoffice und Vor-Ort-Einsätzen stellten auch die Ørsted Germany vor neue Herausforderungen. Der Windenergie-Spezialist, mit dem pme Familienservice Preisträger der Kategorie „Kleinbetriebe“, hatte jedoch gut vorgesorgt (siehe auch hier). Flache Hierarchien und eine frühzeitige, offene Kommunikation unterstützten das Zufriedenheits- und Sicherheitsgefühl der Beschäftigten, ermöglichten die rasche Umsetzung neuer Raum- und Arbeitskonzepte – und überzeugten die Jury. „Die Mitarbeitenden wurden dabei in viele Arbeitsprozesse und unter Berücksichtigung ihrer familiären Situation einbezogen“, so Petra Versemann, Referentin für Gesundheit und Sport bei der Handelskammer.

Dem pme Familienservice wiederum gelang es, sein bereits fest etabliertes BGM flexibel und schnell an die veränderten Bedürfnisse der Belegschaft anzupassen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Mit einem erfreulichen Nebeneffekt: „Keine Mitarbeitenden sind in der Krise verloren gegangen“, hieß es in der Laudatio. „Es wurden weitere Arbeitsplätze geschaffen.“

Hamburger Gesundheitspreis

Der „Hamburger Gesundheitspreis“ für Betriebe, Wirtschaft und Verwaltung wird alle zwei Jahre von der „Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V.“ (HAG) vergeben. Schirmherrin ist Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer. Weitere Informationen zum Gesundheitstag sowie eine ausführliche Dokumentation zur Preisverleihung finden Sie hier.

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