Hamburgs beste Nachwuchskräfte

Die HW stellt die Top-Azubis der Stadt vor und schaut, was deren Ausbildungsbetriebe besser machen als andere.
Angela Peiffer
Tino Ventz (li.) und sein Ausbildungsbetreuer Max Bunzel bei der Lufthansa Technik Logistik Service GmbH

Von Undine Gerullis, 11. Februar 2025 (HW 1/2025)

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Angela Peiffer
Fiona Neumann (re.) im Gespräch mit ihrer Ausbilderin Sylwia Fick bei der CEV Handels­immobilien GmbH, einer Tochter der EDEKA-Zentrale

Schon als Kind hat Tino Ventz davon geträumt, eine Boeing 747 zu fliegen. Doch dann kam die Pandemie, die Luftfahrt geriet in die Krise, und der Abiturient musste sich beruflich umorientieren. Der Wahlhamburger entschied sich für eine Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung bei der Lufthansa Technik Logistik Service GmbH, integriert in ein Bachelorstudium. „Das war das Beste, was mir passieren konnte“, sagt Ventz, der jetzt als Bester bundesweit seine Ausbildung abgeschlossen hat. „Die Verknüpfung von Studium, Schule und Praxis war genau das Richtige.“

Statt selbst zu fliegen, sorgt Ventz am Computer dafür, dass Spezialtransporte weltweit sicher von A nach B gelangen. „Mit Spezialtransporten sind große Flugzeugbauteile wie Triebwerke gemeint“, erläutert er. Bis zu 2000 dieser Transporte wickelt sein Team im Laufe eines Jahres ab. Nicht nur die Größe und das Gewicht der Teile sei herausfordernd, auch die Destinationen können es sein. „Darunter sind teils abgelegene Inseln“, so Ventz. Seine Aufgabe sei es, unter Zeitdruck zu checken, wie die Infrastruktur und Verkehrssituation vor Ort ist.

Das bringt den Top-Absolventen aber nicht aus der Ruhe: „Ich kann gut unter Stress arbeiten.“ Er schätze die offene Arbeitsatmosphäre bei seinem Arbeitgeber und sei dankbar dafür, dass dieser ihm während seiner Ausbildung ein Praktikum beim Team in New York ermöglicht hat. „Herausragende Leistungen werden bei uns zusätzlich durch besondere Stationseinsätze im In- und Ausland honoriert“, sagt Ausbildungsbetreuer Max Bunzel. „Alle Auszubildenden, die persönlich und fachlich überzeugen, werden bei uns übernommen.“

Ausbildungsbetrieb werden Um ausbilden zu dürfen, müssen Betriebe unter anderem über geprüftes Ausbildungspersonal verfügen, das persönliche, fachliche und arbeitspädagogische Anforderungen erfüllt, sowie eine Betreuung von etwa zwei Fachkräften pro Azubi gewährleisten. Die Handelskammer bietet regelmäßige Ausbildereignungsprüfungen (AEVO) sowie vorbereitende AEVO-Lehrgänge an. Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Die Zukunft von Tino Ventz im Unternehmen ist also gesichert. Er arbeitet künftig noch strategischer und erstellt neue Routen: „Ich bin glücklich, hier gelandet zu sein.“ Das sagt auch Fiona Neumann von sich. Für die 23-Jährige war die Berufswahl eine Bauchentscheidung. Und die war richtig: Neumann hat als Bundesbeste ihre Ausbildung bei der CEV Handelsimmobilien GmbH, einer Tochter der EDEKA Zentrale, abgeschlossen. Die CEV verwaltet deutschlandweit Immobilien mit verschiedenen Eigentümergesellschaften. Darunter sind sowohl einzelne Netto-Filialen als auch ganze Einkaufscenter, deren Vermietung, Umbau oder Verkauf die CEV managt.

Neumann schätzt die Vielfältigkeit ihrer Arbeit und den professionellen Umgang mit den Kaufleuten, bei dem Emotionen – wie bei klassischen Wohnungsvermietungen – kaum eine Rolle spielen. Mehrere Fachabteilungen hat sie in ihrer Ausbildung durchlaufen und durfte schnell eigene Objekte betreuen. „Wir legen großen Wert auf Selbstständigkeit und Mitspracherecht“, sagt ihre Ausbilderin Sylwia Fick. Zudem bekomme jeder Azubi einen Paten an die Seite, und es gebe Kennlerntage, um den rund 50 EDEKA-Azubis pro Ausbildungsgang das Ankommen zu erleichtern.

Fiona Neumann fühlte sich von Anfang in ihrem Team gut aufgehoben. Als das Angebot zur Übernahme kam, musste sie nicht lange überlegen, auch weil ihr Arbeitgeber ihr ermöglicht, berufsbegleitend Immobilienwirtschaft zu studieren. „Viel freie Zeit bleibt da nicht mehr“, sagt die Hamburgerin, die versucht, nicht allzu oft bei den Proben ihrer Marchingband zu fehlen.

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Pia Lucienne Bänecke lernte bei Jung von Matt. Client Service Director Simon Schröder ist vom Können der 24-Jährigen, die nun ein berufsbegleitendes BWL-Bachelorstudium absolviert, überzeugt.

Von vollen Tagen kann auch Pia Lucienne Bänecke ein Lied singen. Die Buchholzerin hat ihre Ausbildung für Medienkommunikation bei der Agentur Jung von Matt mit Auszeichnung abgeschlossen und absolviert nun ein berufsbegleitendes BWL-Bachelorstudium mit Schwerpunkt Marketing/Kommunikation.

„Ein toughes Programm“, sagt die 24-Jährige, die hohe Ansprüche an sich hat und damit perfekt zu der erfolgreichen Werbeagentur mit weltweit 1349 Mitarbeitenden passt. „Unser Anspruch ist, die Besten vom Fach zu uns zu holen“, erläutert Simon Schröder, Client Service Director bei Jung von Matt. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen hat die Werbeagentur mit Hauptsitz in Hamburg keine Nachwuchssorgen. „Die Bewerberlage ist gut“, so Schröder. Das liegt sicher auch daran, dass die Agentur selbst zu einer Marke geworden ist. Eine Marke, mit der sich Pia Lucienne Bänecke klar identifiziert. Das Umfeld sei jung und dynamisch, ihre Arbeit bei der Agenturtochter „Jung von Matt Nerd“ vielfältig. „Die Marken, die wir betreuen, sind in meiner Generation beliebt.“

Bundesbestenehrung 2024 in Berlin
DIHK/Schicke/Plambeck
Justus Schaak machte seine Ausbildung bei der Deutschen Bahn und ist heute mit seinen 22 Jahren deutschlandweit einer der jüngsten Zugchefs im DB-Fernverkehr.

Bäneckes Aufgaben sind, den Zeit- und Kostenplan der unterschiedlichen Kampagnen im Blick zu behalten und den Kundenkontakt zu pflegen. Wissen und Erfahrung aus ihrer Arbeit lässt sie in ihr Ehrenamt einfließen: Bänecke engagiert sich für eine Partei, insbesondere bei der anstehenden Bundestagswahl. Entspannung von Beruf, Studium und Ehrenamt findet sie als Kickboxtrainerin und beim Singen im Chor.

Ein ortsgebundenes Hobby auszuführen, ist für den Top-Azubi Justus Schaak angesichts seines Dienstplanes schwierig. Der 22-jährige Wahlhamburger ist deutschlandweit einer der jüngsten Zugchefs im Fernverkehr der Deutschen Bahn und übernachtet unter der Woche öfter in anderen Städten.

Die Ausbildung zum Zugchef hat der junge Mann während seiner Ausbildung zum Kaufmann für Verkehrsservice absolviert. „So jung und schon Zugchef ist keineswegs üblich“, kommentiert seine Ausbilderin Aileen Stender, denn schließlich trage ein Zugchef die Verantwortung für bis zu 1000 Reisende. „Dafür braucht es ein gesundes Selbstbewusstsein, ohne arrogant zu wirken.“ Dass Justus Schaak besonderes Talent hat, hat die 40-Jährige früh erkannt: „Er war von Beginn an serviceorientiert und nah am Gast.“

Die Arbeit mit Menschen ist genau das, was Justus Schaak an seinem Beruf so gut gefällt, auch wenn Reisende angesichts von Verspätungen und Zugausfällen durchaus ungehalten werden können. „Dann heißt es zuhören, Verständnis zeigen und abfedern“, sagt er. Diesen Rat wird er auch an den Azubi weitergeben, den er im kommenden Ausbildungsjahr anlernen darf.

Wenn sich überhaupt genügend Azubis finden. „Denn die Nachwuchssuche ist alles andere als leicht“, konstatiert Aileen Stender. Dabei sei die Vergütung lukrativ, das Ausbildungskonzept ausgefeilt und die Übernahme garantiert. „Jeder Azubi erhält ein Smartphone und ein Tablet und bekommt einen persönlichen Fachvermittler an die Seite.“ Zudem können die Azubis an vielen spannenden Projekten teilnehmen. Justus Schaak beispielsweise erhielt Einblicke in die französische Staatsbahn: „Ich habe viel gelernt und fühlte mich in meiner Ausbildungswahl bestätigt.“


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