Angelaufen ist die Reihe „HW-Start-up des Monats“ im Mai 2023. Hier finden Sie sämtliche Unternehmen, die wir bislang in dieser Rubrik vorgestellt haben.
Vielleicht beschreibt ihr einmal die Idee, die hinter eurem Start-up steht. Was genau macht ihr?
Mit Infinite Roots haben wir ein klares Ziel vor Augen: das Lebensmittelsystem von Grund auf neu zu denken. Wir sprechen hier nicht davon, Fleisch zu ersetzen oder trendige vegane Produkte zu entwickeln, sondern ein Nahrungsmittel anzubieten, das schmeckt und gleichzeitig die Umwelt weniger belastet.
Die Fakten sprechen für sich: Rund ein Drittel der globalen CO₂-Emissionen stammt aus der Lebensmittelproduktion. Unsere Antwort darauf ist die Nutzung von Myzel und damit Pilzen und innovativen Technologien, mit denen wir mehr als 90 Prozent der CO₂-Emissionen sowie wertvolle Ressourcen wie Wasser und Land im Vergleich zur Rindfleischproduktion einsparen können – und das bei gleichbleibender Produktionsmenge.
Unsere Vision ist es, einen echten Beitrag zur Lösung der drängenden Umweltprobleme und zur künftigen Versorgung mit Lebensmitteln zu leisten.
Und wir stehen nicht nur auf dem Papier gut da: Bereits heute sind wir in der Lage, Produkte wie Frikadellen, Nürnberger Würstchen, Frischkäse und sogar Karamell herzustellen.
Ihr sagt, ihr wollt kein teures Nischenprodukt herstellen, sondern die Welt verändern. Wie haben wir uns das vorzustellen?
Eine echte Transformation kann nur gelingen, wenn nachhaltige Produkte nicht nur für eine kleine Gruppe zur Verfügung stehen, sondern massentauglich sind. Unser Ansatz ist ambitioniert, aber klar: Unsere Produkte sollen genauso selbstverständlich in den Supermärkten dieser Welt zu finden sein wie herkömmliche Lebensmittel.
Wie schaffen wir das? Indem wir von Anfang an auf Skalierbarkeit und Effizienz setzen. Das bedeutet konkret, dass wir eng mit Partnern kooperieren und die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft nutzen, um Kosten zu senken und die Verfügbarkeit zu erhöhen.
Das Unternehmen Das Hamburger Biotechunternehmen Infinite Roots forscht seit 2018 an innovativen Lebensmitteln aus Myzel – dem Wurzelgeflecht essbarer Pilze. Durch den natürlichen Prozess der Fermentation entstehen Alternativen zu Fleisch und anderen Produkten wie Käse und Karamell. Infinite Roots geht es nicht darum, einfach nur Fleisch zu ersetzen. Ziel ist es, einzigartige Lebensmittel zu entwickeln, die den Geschmack – dank des natürlichen Geschmacksträgers Umami – und die Nährstoffe maximieren, während die Zutatenliste so kurz wie möglich bleibt und die Umwelt geschont wird. Mit seinem 80-köpfigen Team setzt Infnite Roots neue Maßstäbe in der Lebensmittelbranche und zeigt, dass Genuss und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Ein Beispiel: In einem Pilotprojekt arbeiten wir mit Bitburger zusammen und wollen Bierkessel für die Fermentation einsetzen, um unsere Lebensmittel ressourcenschonend und schnell in bereits existierenden Anlagen herzustellen. Unser Ziel ist es, eine Innovation im bestehenden System zu etablieren, um die vorhandenen Ressourcen zu nutzen.
Ein weiterer starker Partner ist REWE, einer unserer Investoren, der uns nicht nur finanziell, sondern auch mit wertvollem Wissen über den Einzelhandel, der eine Schlüsselrolle in der Zugänglichkeit von Lebensmitteln hat, unterstützt.
Diese enge Zusammenarbeit und das Netzwerk starker Partner werden uns in Zukunft ermöglichen, unsere Produkte in hoher Qualität und zu fairen Preisen flächendeckend anzubieten. Unser Ziel ist es, den Weg zu einer nachhaltigen Ernährung nicht nur aufzuzeigen, sondern ihn für alle greifbar zu machen.
Wie ist eure Geschäftsidee entstanden? Hattet ihr Vorbilder?
Die Idee zu Infinite Roots entstand aus der klaren Erkenntnis, dass es höchste Zeit ist, unsere Ernährungsweise grundlegend zu überdenken. Wir haben uns von Unternehmern und Unternehmerinnen inspirieren lassen, die mutig neue Wege beschritten haben und beweisen, dass Märkte durch innovative Ansätze verändert werden können.
Besonders die Rolle des Pilzes in der Natur hat uns inspiriert: Als natürlicher Ressourcenverwerter und Kreislaufwunder verwandelt Myzel organische Abfälle in Nährstoffe und schließt damit Stoffkreisläufe effizient und nachhaltig. Diesen Ansatz wollten wir auf die Lebensmittelproduktion übertragen, um zu zeigen, dass Nachhaltigkeit, guter Geschmack, Ressourceneffizienz und Erschwinglichkeit kein Widerspruch sein müssen.
Die Gründer Mazen Rizk hat sich während seiner Doktorarbeit intensiv mit Bakterien beschäftigt, die Holzabfälle in Zucker umwandeln, der anschließend zu Bioethanol fermentiert werden kann. Diese wissenschaftliche Basis und seine Erfahrung als Research Scientist, als der er für die Entwicklung neuer Produkte in der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie verantwortlich war, bringen entscheidendes Know-how in das Unternehmen. Cathy Hutz hingegen kommt aus der Welt der Sterneküche. Mit einem Abschluss in Wirtschaftspsychologie und Lebensmittelwissenschaften sowie einer Leidenschaft für exzellente Speisen hat sie unter anderem im renommierten Fermentationslabor des Noma gearbeitet, einem der führenden Restaurants weltweit. Gemeinsam zeigen Mazen Rizk und Cathy Hutz, dass sich Innovationsgeist und kulinarische Exzellenz perfekt ergänzen, um den Lebensmittelmarkt nachhaltig zu verändern.
Hamburg kann stolz sein, so ein – weltweit führendes- Start- up in der Stadt zu haben:
Die Produkte von Infinite Roots werden die Ernährung von Millionen von Menschen verändern und stehen für eine echte Lebensmittelrevolution. Viel Erfolg für Cathy, Mazen und Team und Danke für den tollen Artikel.