Der börsennotierte Metallkonzern Aurubis mit Zentrale in Hamburg-Veddel gehört zu den wichtigsten Multimetall-Unternehmen und Kupferrecyclern der Welt. Auf der Elbinsel stellen über 2.000 Mitarbeitende unter anderem Kathoden, Draht und Schwefelsäure her. Das Werk zählt zu den energieintensivsten Unternehmen der Hansestadt. Anfang August betonte der Aurubis-Vorstandsvorsitzende Roland Harings: „Aktuell werden wir an allen Standorten ausreichend mit Energie versorgt und können ohne jede Einschränkung produzieren.“ Damit das so bleibt, prüft das Unternehmen, wie sich Gas einsparen lässt und investiert in Projekte zur Eigenstromerzeugung. Zudem versorgt es Hamburger Haushalte mit CO2-freier Industriewärme als Fernwärme.
Wie kommt Aurubis durch die Energiekrise?
Roland Harings: Als energieintensives Unternehmen ist eine stabile Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen von zentraler Bedeutung. Konzernweit ist die Produktion unserer Metalle zum größten Teil elektrifiziert. Aufgrund der aktuellen Situation prüfen wir je nach Standort verschiedene Szenarien, welche Erdgasmengen wir einsparen können, bis hin zur kompletten Substitution. Für einen Umstieg auf andere Energieträger müssen wir umbauen, was jedoch Zeit benötigt und teilweise technisch recht komplex ist. Langfristig sollte bedacht werden, dass Aurubis-Metalle der Schlüssel für die Energiewende sind – dazu gehört, dass unsere Produkte elementar wichtig für Windräder, Elektromobilität, Solarenergie etc. sind. Eine Reduzierung unserer Produktion bedeutet, die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Erdgas aus Russland zu verzögern.
Aurubis-Metalle sind der Schlüssel für die Energiewende.
Roland Harings
Inwieweit haben Sie Pläne, Strom und Wärme selbst zu erzeugen?
Unser nachhaltiges Denken und Handeln zeigt sich unter anderem in einem Projekt, mit dem wir aktuell 8.000 Hamburger Haushalten CO2-freie Industriewärme als Fernwärme zur Verfügung stellen. Diese entsteht in einem Nebenprozess der Kupferproduktion und bietet noch mehr Potential: Durch eine Erweiterung des Projekts werden wir ab der Heizperiode 2024/25 etwa 20.000 weitere Haushalte in Hamburg mit Fernwärme versorgen und jährlich 100.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen. Wir investieren auch stark in Projekte zur Eigenstromerzeugung. Ein Beispiel ist die größte firmeneigene Photovoltaikanlage Bulgariens an unserem Standort in Pirdop. Hier sind weitere Ausbaustufen geplant, denn: Ziel ist es am bulgarischen Standort, bis 2030 20 Prozent des Energiebedarfs aus eigenen erneuerbaren Quellen zu decken.
Welche innovativen Ideen werden gerade umgesetzt oder funktionieren schon?
Als erstes Unternehmen in der Kupferindustrie haben wir bei Aurubis den Einsatz von Wasserstoff im industriellen Maßstab erfolgreich in einem mehrwöchigen Pilotversuch getestet. Die Ergebnisse haben uns gezeigt, dass wir statt mit Erdgas auch mit Wasserstoff als alternativer Energiequelle arbeiten können – nun braucht es allerdings noch eine entsprechende Infrastruktur und wettbewerbsfähige Preise für Wasserstoff. Darüber hinaus testen wir in diesem Jahr den Einsatz von Ammoniak, um unser Energieportfolio in Zukunft weiter zu diversifizieren. Dafür erhalten wir als erstes deutsches Unternehmen eine Testlieferung von blauem Ammoniak aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und tragen so dazu bei, die Lieferkette aufzubauen.