Wie Mitarbeitende bei der Suche nach Fachkräften unterstützen

Der Fachkräftemangel wird auch in diesem Jahr ein beherrschendes Thema sein. Abhilfe versprechen Mitarbeitende, die sich als Corporate Influencer für ihr Unternehmen einsetzen.
OTTO
Für Dr. Frederike Fritsche, Tech Ambassador bei OTTO, kommt es darauf an, dass Corporate Influencer authentisch und fachlich fundiert kommunizieren.

Von Sandra Goetz, 10. Februar 2023 (HW 1/2023)

Jenny Gruner, Hapag Lloyd
Hapag Lloyd
Jenny Gruner hat bei LinkedInmehr als 3600 Followerinnen und Follower.

Wer an Influencer und Influencerinnen denkt, hat meist zunächst die Stars der Internetszene vor Augen, die auf Instagram, Facebook, Twitter & Co. Zigtausende, wenn nicht gar Millionen „Follower“ haben und ihre Beiträge erfolgreich rüberbringen. Aber: In manchen Bereichen sind die besten Markenbotschafter und -botschafterinnen mitnichten die teuren Social-Media-Stars, sondern die eigenen Mitarbeitenden. Ihr Potenzial, relevante Zielgruppen zu erreichen und wichtige Botschaften im Netz überzeugend zu vermitteln, ist vor allem mit Blick auf das Einwerben von Fachkräften ungleich höher.

Was sind Corporate Influencer?

„Corporate Influencer sind Mitarbeitende, die über ihre eigenen digitalen Kanäle auch Unternehmensthemen kommunizieren“, sagt Jenny Gruner, Director Global Marketing bei Hapag-Lloyd. „Sie unterstützen ihre Arbeitgeber dadurch beim Erreichen betrieblicher Ziele.“ Gruner ist seit vielen Jahren besonders auf dem Business-Netzwerk LinkedIn aktiv und hat dort über 3600 Followerinnen und Follower.

Gemäß ihrem Motto „content is king“, „Inhalt zählt“, spricht sie über Themen, die in ihren Arbeitsbereich bei Hapag-Lloyd fallen, aber auch über davon unabhängige Inhalte. Denn die 44-jährige Marketingexpertin engagiert sich über ihren Beruf hinaus für Female Empowerment – also das Ziel, Frauen weltweit echte Chancengleichheit zu bieten – und Diversität. So verfasst sie beispielsweise für das Magazin „DUP Unternehmer“ Kolumnen zu den Themen „Empowerment“ und „Digitales Marketing“.

Corporate Influencer haben als Mitarbeitende eine höhere Glaubwürdigkeit. Sie erhöhen Reichweite und Sichtbarkeit, produzieren interessanten Content, verhelfen zu einem starken Arbeitgeberimage und unterstützen das Recruiting.

Dieses Engagement kommt gut an. Auch dann, wenn die Postings nicht unmittelbar mit dem Arbeitgeber zu tun haben. „Oft merke ich bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden, dass diese durch meine Social-Media-Aktivitäten schon einiges über Hapag-Lloyd und unseren Bereich erfahren haben. Im Wettbewerb um Fachkräfte ist das natürlich viel wert“, weiß Jenny Gruner.

Alle Mitarbeitenden beteiligen

Im Oktober 2022 startete OTTO ein internes Jobbotschafter-Programm, das über 100 Mitarbeitende zu Botschafterinnen und Botschaftern des Unternehmens aus- und weiterbildet. Ziel ist es, dringend gesuchten Fachkräften die Kultur und Arbeitsatmosphäre von OTTO näherzubringen sowie 50 Prozent der IT-Stellen mit Frauen zu besetzen. „Bei OTTO ist jeder Mitarbeitende, der im Freundeskreis vom Job erzählt, ein Corporate Influencer, egal ob on- oder offline“, sagt Dr. Frederike Fritsche, Tech Ambassador bei OTTO.

Entscheidend sei dabei auch nicht, ob die Mitarbeitenden ein riesiges Offline-Netzwerk haben oder ihnen 1000 Menschen auf einer bestimmten Plattform folgen. „Vielmehr geht es darum, authentisch und fachlich fundiert zu kommunizieren. Dabei können die Jobbotschafter frei entscheiden, auf welchen Plattformen sie unterwegs sind. Der Fokus liegt aber auf LinkedIn“, so die Technologiebotschafterin, die auf LinkedIn mehr als 16 000 Follower und Followerinnen hat und bundesweit zu Tech-Themen referiert.

Mehr als Social Media

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Teravolt
Tobias Künkel schätzt die aktive Netzwerkpflege von Corporate Influencern.

Auch Tobias Künkel, CEO bei TeraVolt, ein sogenannter „Solution Provider“ für digitale Medienprodukte, der auf die Digitalisierung des Fernsehens spezialisiert ist und zu dessen Kunden unter anderem Deutsche Telekom und ZDF zählen, weiß um die Kraft von Corporate Influencern. Sie sprechen die Sprache der jeweiligen Zielgruppe, stecken tief in den wichtigen Themen drin und betreiben darüber hinaus die so wichtige aktive Netzwerkpflege.

Aktuell teilen sich die vier TeraVolt-Geschäftsführer das gezielte Engagement auf LinkedIn. In Zukunft wollen sie allerdings auch Mitarbeitende verstärkt als Botschafterinnen und Botschafter einsetzen. Dabei ist laut Künkel eines wichtig: „Sie müssen Lust dazu haben, und sie müssen ihre Rolle kennen. Das ist nicht immer einfach, denn die Gefahr, dass sich Job und private Anliegen vermischen, ist hoch,“ sagt der TV-Experte mit 1500 LinkedIn-Followerinnen und Followern.

Dass Corporate Influencer nicht nur über Business-Netzwerke wie LinkedIn einen positiven Unternehmensmehrwert generieren können, liegt für Tobias Künkel auf der Hand: „Der Besuch eines Fachkongresses, die Teilnahme an Panels, das Interview in einem Branchenpodcast oder die Organisation eines Kamingesprächs mit zehn Teilnehmenden kann manchmal relevanter sein als die Produktion eines digitalen Postings. Ein Corporate Influencer zu sein, geht – auch mit Blick auf die jeweiligen Branchen – über Social Media hinaus.“

Tipps für Unternehmen

Sicherheit geben Bestimmen Sie Personen im Betrieb, die die Corporate Influencer ansprechen können, ihnen Sicherheit vermitteln und sie motivieren.

Guidelines aufstellen Unterstützen Sie die Corporate Influencer mit klaren Regeln (Social-Media-Guidelines).

Zeitaufwand festlegen Die Arbeit als Corporate Influencer ist normale Arbeitszeit.

Plattformen lokalisieren Sprechen Sie zuvor ab, auf welchen Plattformen die Corporate Influencer aktiv sind.

Content und Trainings bereitstellen Stellen Sie genügend Material zur Verfügung, sodass die Corporate Influencer dieses während der Arbeitszeit einsetzen können.

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