Hafen Hamburg: Neue Strategien gefordert

Die Handelskammer Hamburg und der Unternehmensverband Hafen Hamburg setzen sich gemeinsam für nachhaltige Verbesserungen im Hafen ein. Er braucht dringend innovative Lösungen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.
Martin Elsen
Problemfall Steinwerder Süd (hier der Oderhafen): Auch nach über einem Jahrzehnt der Planungen gibt es für die Entwicklung dieser Potenzialfläche keine Perspektive.

Von Peter Jebsen, 4. März 2024

Hamburgs Tor zur Welt, der Hamburger Hafen, steht an einem Wendepunkt. Ein aktuelles Impulspapier, herausgegeben von der Handelskammer Hamburg und dem Unternehmensverband Hafen Hamburg, fordert dringende Maßnahmen, um die Zukunftsfähigkeit des größten Industriegebiets Nordeuropas zu sichern. Der Hafen, der zentral für die Versorgungssicherheit Deutschlands und größter Arbeitgeber der Region ist, hat einen Anteil am gesamten deutschen Seegüterumschlag von rund 40 Prozent und generiert jährlich Steuereinnahmen von rund 1,5 Milliarden Euro für die Metropolregion. Doch trotz seiner Bedeutung kämpft er mit strukturellen Herausforderungen, die seine Wettbewerbsfähigkeit einschränken.

Zentral für die Forderungen der Kammer und des Unternehmensverbandes, die vorab an den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher und Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard übersandt wurden, ist die Anpassung an moderne Bedürfnisse durch eine stärkere finanzielle Unterstützung und weniger bürokratische Hürden.

Langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren bremsen Investitionen seitens der Wirtschaft sowie dringend notwendige öffentliche Infrastrukturinvestitionen aus. Größtes Wettbewerbshindernis im Hamburger Hafen sind weiter die relativ hohen Mieten und Pachten. Konkurrenten können oft bessere Konditionen bieten.

Der Bund – der allein durch die Zolleinnahmen aus dem Bereich des Hafens in einer Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro jährlich profitiert – wird aufgerufen, die nationale Bedeutung des Hafens stärker zu berücksichtigen und den Hafenlastenausgleich signifikant zu erhöhen. Während in den Nachbarländern Niederlande und Belgien eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Häfen als wichtige Staatsaufgabe betrachtet wird, liegt der Hafenlastenausgleich in Deutschland seit fast zwei Jahrzehnten unverändert bei rund 38 Millionen Euro – für alle deutschen Seehäfen zusammen! Gleichzeitig müssen öffentliche Investitionen in die Infrastruktur, wie Flutschutz und digitale Anbindung, beschleunigt werden.

Dreigleisige Strategie

Die Handlungsempfehlungen des Papiers setzen auf eine dreigleisige Strategie: angemessene Berücksichtigung der nationalen Bedeutung, Förderung von Wachstum durch regulatorische Anpassungen und eine offensive Strategie zur Gewinnung von internationalen Investoren. Insbesondere die Erhöhung des Hafenlastenausgleichs, die Anpassung der Einfuhrumsatzsteuer und die Bereitstellung zusätzlicher Flächen für die Hafenerweiterung sind Schlüsselelemente dieser Strategie.

Der Hafenentwicklungsplan 2023 hat laut Impulspapier keine Impulse für eine wachstumsfördernde Entwicklung gesetzt. Hamburg wird sich auf dieser Basis bei der Förderung von mehr Wettbewerb durch die Ansiedlung internationaler Investoren oder weiterer Reedereibeteiligungen an den Terminals äußerst schwertun. Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung des Areals Steinwerder Süd. Auch nach über einem Jahrzehnt der Planungen gibt es für diese Potenzialfläche keine Perspektive, die sich wirklich an den Interessen und Bedürfnissen der Hafenwirtschaft ausrichtet und die Chancen für eine strategische Neuordnung des Hafens nutzt.

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Oliver Vonberg
Prof. Norbert Aust

Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust fasst zusammen: „Mit unserem Impuls wollen wir eine dringend nötige und nachhaltige Wachstumsstrategie für das wirtschaftliche Herz unserer Stadt anstoßen – den Hamburger Hafen. Im Kern steht eine neue und größer gedachte Flächenentwicklung im Bereich Steinwerder/Mittlerer Freihafen, die vielfältige zukunftsorientierte Gestaltungsmöglichkeiten unseres Hafens eröffnet. Insbesondere kann mit einer angebotsorientierten Flächenpolitik und der Ansiedlung neuer Unternehmen oder Beteiligungen die internationale Wettbewerbsfähigkeit auch im Containerumschlag gesteigert werden.“

Die von Kammer und Unternehmensverband vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf ab, den Hamburger Hafen nicht nur als Wirtschaftsmotor zu stärken, sondern auch als Innovationshub weiterzuentwickeln. Die Handelskammer und der Unternehmensverband Hafen Hamburg betonen, dass eine umfassende und zukunftsorientierte Herangehensweise erforderlich ist, um den Hafen für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten und seine Rolle als ein Herzstück der deutschen Wirtschaft zu festigen. Das ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit, sondern auch der strategischen Ausrichtung Hamburgs im globalen Handelsgefüge.

Das Papier zum Download

Das Impulspapier des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg und der Handelskammer Hamburg zur Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit des Hamburger Hafens können Sie hier abrufen.

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