Ist es sinnvoll, in Hamburger Unternehmen Englisch als Firmensprache einzuführen?

Michael Zillmer, Co-Founder und COO InnoGames GmbH, und Axel Köster, Geschäftsführer AHG Wachsmuth & Krogmann mbH, antworten kontrovers in der Rubrik „Pro & Kontra“.
Getty Images/iStockphoto/IR_Stone
 

Von Frank Schlatermund, 30. Januar 2024 (HW 1/2024)

PRO

Es kann enorme Vorteile bieten.

Michael Zillmer (40), Co-Founder und COO InnoGames GmbH
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Thies Rätzke/InnoGames
Michael Zillmer

In jedem Hamburger Unternehmen? Sicher nicht. Aber: Könnten mehr lokale Unternehmen von einem solchen Schritt profitieren? Ich denke ja. Sobald man Mitarbeitende beschäftigt, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, ist es Zeit, eine Firmensprache festzulegen. Das schafft Klarheit. Bezüglich der Sprache, in der Dokumentationen geschrieben werden müssen, wie man mit Kolleg:innen auf jeden Fall kommunizieren kann und vieles mehr. InnoGames hat im Jahr 2013 sanft von Deutsch auf Englisch umgestellt. Wir hatten Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert, die möglichst schnell bei uns ankommen, sich einarbeiten und wohlfühlen sollten. Es gab aber auch weitere Faktoren, die uns eine Umstellung nahelegten: Die USA waren unser wichtigster Markt und Englisch ohnehin die wichtigste Branchensprache.

Wird bei uns immer und ausschließlich Englisch gesprochen? Keineswegs. Wenn zwei deutsche Muttersprachler in einem 1:1 Slack Chat Englisch sprechen, ist der Mehrwert gering. Der muss aber gegeben sein, ebenso wie sinnvolle Regeln. So werden bei uns zum Beispiel alle Dokumentationen auf Englisch erstellt, und wenn jemand anwesend ist, der kein Deutsch spricht, wird natürlich Rücksicht genommen.

Mit der Umstellung haben wir signalisiert, dass wir global denken und handeln. Wir konnten uns vom Wettbewerb abheben, unsere Attraktivität für ausländische Talente steigern, Übersetzer und Übersetzungen sparen und schneller werden. Am wichtigsten aber: Die gemeinsame Sprache ermöglichte, dass in unserer aus vielen Nationen stammenden Belegschaft ein echtes „Wir“-Gefühl entstehen konnte. Kein Wunder also, dass wir unsere Entscheidung bis heute nicht bereuen.

Meine Empfehlung: Wer international tätig ist und/oder eine sehr internationale Belegschaft hat, sollte den Jahresbeginn nutzen, um (noch) einmal Englisch als Firmensprache ernsthaft in Betracht zu ziehen. Eine sinnvolle und gelungene Umstellung kann enorme Vorteile bieten.


KONTRA

Für uns besteht derzeit kein Grund.

Axel Köster (60), Geschäftsführer AHG Wachsmuth & Krogmann mbH
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Axel Köster

Wir sind zwar ein international agierendes Handelsunternehmen, haben uns aber dennoch bewusst gegen Englisch als Unternehmenssprache entschieden. Unsere Officesprache ist und bleibt, zumindest vorerst, Deutsch. Trotz zunehmender Internationalisierung erfolgt bei uns auch die Kommunikation mit den Kunden nach wie vor in deutscher Sprache. Bei der Kommunikation mit unseren Lieferanten und Dienstleistern in Asien und Übersee, die in der Regel schriftlich stattfindet, sieht es natürlich anders aus, da ist Englisch unerlässlich. Daher versteht es sich von selbst, dass all unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Mindestmaß an Englisch beherrschen müssen – in Wort und in Schrift.

Um das zu gewährleisten, ist Sprachunterricht bei Wachsmuth & Krogmann ein Thema, das wir stets gern unterstützen. Vor etwa zehn Jahren hatten wir zum Beispiel stundenweise eine Amerikanerin engagiert, die Englisch auf unterschiedlichen Leistungsniveaus in Kleinstgruppen unterrichtete. Seit einiger Zeit suchen die Kolleginnen und Kollegen allerdings eher nach Individuallösungen, die wir aber ebenfalls unterstützen, und nutzen inzwischen auch oft digitale Lernmethoden.

Auch wenn in unserer Belegschaft unterschiedlichste Nationalitäten zu Hause sind, so verbindet doch alle die deutsche Sprache miteinander. Somit stellt sich für uns auch nicht die Frage, die Unternehmenssprache auf Englisch umzustellen. Sollten wir künftig allerdings mehr Menschen beschäftigen, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind, würden wir unsere Einstellung selbstverständlich überdenken, dann wäre Englisch in jedem Fall eine Option. Derzeit sehe ich allerdings nicht, dass die Unternehmenssprache bei Wachsmuth & Krogmann in naher Zukunft Englisch werden könnte. Aus unserer Sicht besteht dazu kein Grund.

Englisch ist im Berufsleben hilfreich. Aber auch andere Fremdsprachen können geschäftliche Türen öffnen. Spanisch etwa wird nicht nur in Spanien gesprochen, sondern auch in Mittelamerika und fast allen Ländern Südamerikas. Französisch ist dann hilfreich, wenn Frankreich oder französische Überseegebiete zum Handelspartner werden. Portugiesisch ist die Muttersprache von rund 240 Millionen Menschen und alleinige Amtssprache unter anderem in Portugal, Brasilien und Angola sowie auf den Kapverdischen Inseln. Arabisch wird von etwa 313 Millionen Menschen als Muttersprache und von rund 424 Millionen als Zweitsprache gesprochen. Es kann Geschäftsbeziehungen in den Nahen Osten erleichtern und ist eine der sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen. Chinesische Sprachkenntnisse sind gefragt, wenn es um Handelsbeziehungen mit asiatischen Ländern wie China, Taiwan, Malaysia oder Singapur geht.


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