200 Jahre Apotheke am Neuen Pferdemarkt

Gegründet wurde die Apotheke am Neuen Pferdemarkt vor genau 200 Jahren. An ihrem heutigen Standort befindet sie sich seit 1855. Zu den anderen Unternehmensporträts in der Reihe „Hamburger Firmenjubiläen“ geht es hier.
Karin Gerdes
Schon als Kind wusste Maurice Khalil, dass er eines Tages die Apotheke von seinem Vater übernehmen würde.

Von Frank Schlatermund, 30. Mai 2025

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Karin Gerdes
Der Umgang mit Menschen und die fachliche Beratung sind Maurice Khalil wichtig.

Gern erinnert sich Dr. Maurice Khalil daran, wie er als Kind in der Apotheke seines Vaters spielte. Schon damals faszinierte ihn die Herstellung von Arzneien, das Anmischen von Pulvern, Salben und Tinkturen, berichtet er. Und natürlich der Umgang mit Menschen, die fachliche Beratung. „Irgendwann war klar, dass ich ebenfalls Pharmazie studieren, promovieren und das Unternehmen eines Tages übernehmen würde.“

Sein Vater, der aus Alexandria in Ägypten stammt, hatte das Geschäft 1972 erworben und war nach Aussage seines Sohnes der erste Nichteuropäer, der in Deutschland eine Betriebserlaubnis für eine Apotheke erhalten hat. Noch heute kehrt der inzwischen 84-Jährige zuweilen an seine alte Wirkungsstätte zurück, um auszuhelfen.

Es war ein gewisser Franz Schickedanz, der die Apotheke vor genau 200 Jahren in St. Pauli gegründet hat. Ihren Namen „Apotheke am Neuen Pferdemarkt“ trägt sie, seit sie 1855 an ihren heutigen Standort umgezogen ist.

Der gewaltige Panzerschrank im Büro stammt noch aus dem Jahr 1910. Angeschafft hatte ihn der damalige Apotheker Ernst Paul Nitze wegen eines Überfalles. „Wer diesen Tresor hier herausbekommen möchte, muss zuvor die Wände einreißen“, scherzt Maurice Khalil, der die Apotheke seit 22 Jahren führt.

Ein wenig Sorge bereitet dem 56-Jährigen das Apothekensterben. „2003 gab es noch 23 000 Apotheken in Deutschland, inzwischen sind es nur noch knapp 17 000.“

So, wie er es beschreibt, treibt die Branche derzeit aber vor allem eine Frage um: Wie geht es künftig weiter mit der Gesundheitspolitik? „Seit Jahren schon haben sich unsere Honorare nicht erhöht. Wenn sich daran nichts ändert, werden noch mehr von uns gezwungen sein aufzugeben.“

Um sich selbst hingegen macht sich Khalil keine Sorgen: Das Wohngebäude, in dem sich auch seine Geschäftsräume befinden, gehört der Familie. Das vereinfache schon einiges, wie er sagt. „Zudem kommen viele Menschen zu mir und meinen fünf Mitarbeiterinnen, weil sie uns unterstützen wollen und möchten, dass die Apotheke bleibt.“ Maurice Khalil würde sich darüber freuen, sollte eines Tages eine seiner beiden Töchter in seine Fußstapfen treten. Doch bis dahin ist noch viel Zeit – sie sind erst 12 und 15 und sollen ganz allein entscheiden.


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