Welche Chancen müssen wir jetzt ergreifen, um den Fachkräftemangel in der Zukunft zu verhindern?
Wir müssen einerseits die Erwerbstätigenquote von Frauen, Älteren und Menschen mit Behinderungen erhöhen und Weiterbildungen für Geringqualifizierte anbieten. Daneben halte ich die qualifizierte Zuwanderung für eine große Chance. Wir haben aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland das Problem, dass der Anteil der Gesamtbevölkerung im erwerbsfähigen Alter sinkt. Im Schnitt um bis zu vier Prozent allein bis zum Jahr 2024.
Was sind die wichtigsten Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel?
Wir brauchen mehr Investitionen in unser Bildungssystem sowie mehr Ausbildung und Weiterbildungsmaßnahmen für die bereits Erwerbstätigen. Ganz wichtig ist dabei die Stabilisierung unseres dualen Ausbildungssystem, das einzigartig ist und seit Jahrzehnten für hochqualifizierte Fachkräfte sorgt. Außerdem muss qualifizierte Zuwanderung einfacher und schneller werden. Dazu gehört auch, Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse zu verbessern und vor allem zu digitalisieren. Zusätzlich muss das Fachkräfteeinwanderungsgesetz für die Zeitarbeit geöffnet werden.
Essenziell ist auch, dass wir die Einführung und Nutzung von KI in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche bringen, wie zum Beispiel in Bereichen der Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz oder bei Bewerbungsprozessen. Es ist wichtig, eine Brücke zwischen alten und neuen Berufen zu bauen. Denn solche Transformationen werden am Ende viele neue Arbeitsplätze schaffen und nicht – wie oft befürchtet – zum Arbeitsplatzverlust führen.
Welche Fähigkeiten müssen die Fachkräfte der Zukunft mitbringen?
Sie müssen mehr IT-Kenntnisse und digitales Verständnis mitbringen, denn Robotik und künstliche Intelligenz sind schon dabei, unsere Arbeitswelt umzukrempeln. Die Fachkräfte der Zukunft müssen aber auch über sogenannte Soft Skills verfügen, zu denen insbesondere Flexibilität und Veränderungsbereitschaft als Kernkompetenzen gehören. Denn lebenslanges Lernen und unterschiedliche Jobs und Aufgaben, auch bei verschiedenen Unternehmen, werden künftig für die meisten ebenso gang und gäbe sein wie agile Arbeitsformen, bei denen nicht nur abteilungs-, sondern unternehmensübergreifend gearbeitet wird.
Über Ute Schoras
Ute Schoras ist Gesellschafterin und Geschäftsführerin der JOBPOWER Personaldienstleistungen GmbH. Sie ist seit 2017 Mitglied im Plenum der Handelskammer Hamburg und Sprecherin des Arbeitskreises für Dienstleistungswirtschaft.
(9. August 2021)