Eine bekannte Automarke warb vor einigen Jahren unter dem Motto „Umparken im Kopf“ mit dem Satz: „78 Prozent der Deutschen verbinden mit Hamburg Regenwetter. Dabei regnet es in Köln öfter.“ Wer über Hamburg im Jahr 2040 nachdenken will, muss auch Umparken im Kopf. Die Zeit der Gewissheiten und Selbstverständlichkeiten ist vorbei. Ende 2020 hatte die Handelskammer Hamburg unter Führung von Norbert Aust unter dem Titel „Hamburg 2040“ ihre mutigen und richtungsweisenden Leitlinien für eine neue Standort-Strategie vorgelegt. Der Anlass für den Impuls damals waren die Veränderungen in der Weltwirtschaftsarchitektur durch die Corona-Pandemie. Nicht einmal 30 Monate später hat sich die Welt — nicht nur durch Russlands Angriff auf die Ukraine — erneut dramatisch verändert. Für die kommenden 17 Jahre bis zum Jahr 2040 lassen sich deshalb keine sicheren Vorhersagen treffen, außer: Nichts wird so beständig wie der tiefgreifende Wandel sein. Und der einschneidendste Wandel bleibt der Klimawandel. In einem optimistischen Szenario hat die Weltgemeinschaft bis 2040 die Zeichen der Zeit erkannt und entschlossene Schritte unternommen, um die Welterwärmung einzudämmen.
Nichts wird so beständig wie der tiefgreifende Wandel sein.
Angela Titzrath
In Deutschland hätten wir dann fast die Klimaneutralität erreicht. In einem leider realistischen Szenario hat sich die Klimakrise dann noch einmal verschlimmert. Laut des aktuellen Berichts des Weltklimarates steuern wir derzeit auf eine Erwärmung von 3 Grad zu — mit katastrophalen Folgen für die Menschheit insgesamt und auch konkret für unsere norddeutschen Küstenregionen und Hamburg selbst. Aus der Frage, wie wir leben wollen, wird dann eher die Frage, wie wir leben können. Deshalb ist das Umparken im Kopf so wichtig. Wenn es um die Zukunft Hamburgs geht, brauchen wir in Teilen ein neues Denken für neue Antworten. Auch der Hamburger Hafen trägt seinen Teil dazu bei und stellt sich für die kommenden Jahrzehnte auf. Denn wir wissen um unsere Verantwortung: 1,35 Millionen Industriearbeitsplätze hängen bundesweit von den deutschen Häfen ab — auch vom Hamburger Hafen. Gerade in den stürmischen Zeiten der vergangenen Jahre hat die HHLA bewiesen, wie leistungsstark und wettbewerbsfähig wir sind. Aber wir managen nicht nur seit gut 140 Jahren erfolgreich Krisen und Volatilitäten. Sondern genauso lange verstehen wir uns als Start-Up, als Ideenschmiede, die geistig auch mal „umparkt“. Unser Selbstverständnis ist nicht nur das Tor zur Welt zu sein, sondern auch das Tor zur Zukunft. Genau dafür stellen wir uns auf, indem wir effizienter, digitaler, innovativer und nachhaltiger werden. Dafür investieren wir allein im Jahr 2023 zwischen 250 und 300 Millionen Euro. Damit setzen wir unter anderem unser Transformationsprojekt konsequent weiter um und steigern durch Automatisierung und die Anwendung digitaler Lösungen unsere Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus stärken wir strategisch unser Netz in den europäischen Häfen sowie auf der Schiene unserer Bahntochter Metrans. Vor allem stellen wir uns auf die viel entscheidendere Rolle ein, die Häfen bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen. Denn die Häfen werden für den Import und Export von Energie und bei der klimaneutralen Logistik immer wichtiger. Gleichzeitig setzen wir konsequent unsere eigene Nachhaltigkeitsstrategie „Balanced Logistics“ um. So ist unser Container Terminal Altenwerder in Hamburg die weltweit erste klimaneutrale Umschlaganlage für Container. Mit dem Produkt HHLA Pure hat Metrans im Jahr 2022 darüber hinaus fast eine Million Standardcontainer komplett CO2- frei transportiert. Wir halten an unserem Ziel fest, den gesamten Konzern bis zum Jahr 2040 auf eine klimaneutrale Produktion umzustellen.
Aber auch wir können die anstehenden Herausforderungen nicht allein bewältigen. Wir brauchen politische Unterstützung, gerade bei den anstehenden Infrastrukturprojekten sowie beim Ausbau unseres internationalen Handelsnetzwerks, etwa mit China. Wir setzen aber auch auf die Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren der Hamburger Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu zählt auch die Handelskammer Hamburg. An Erkenntnissen, was zu tun ist, damit Hamburg auch im Jahr 2040 noch wettbewerbs- und zukunftsfähig ist, mangelt es also nicht. Aber wir müssen anpacken und im Kopf umparken. Hamburg kann mit dem Schietwetter-Image leben. Aber viel wichtiger ist, dass wir auch in Zukunft noch das Image einer weltoffenen, optimistischen und lebenswerten Handelsmetropole haben.