Zweifellos mutet uns die Gegenwart viel zu. Wir sind mit der Überlagerung krisenhafter Phänomene konfrontiert und leben in Zeiten historischer Zäsuren. Wendepunkte wie der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, die Pandemie oder die wirtschaftlichen Krisen markieren ein „Davor“ und ein „Danach“, grenzen die „Welt von gestern“ von der „Welt von morgen“ ab. Darüber hinaus beschäftigen uns die Folgen des Klimawandels, die demographische Alterung und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sowie Sozialstaat oder zunehmende internationale Spannungen allgegenwärtig.
Vor den großen Herausforderungen unserer Gegenwart stehen wir jedoch nicht machtlos. Es gilt umso mehr Zukunftsfelder und Handlungsoptionen zu imaginieren, sich Gestaltungsfreiheit zu verschaffen, um resilient und nachhaltig zu handeln. Verändern sich stets die Rahmenbedingungen, so müssen wir uns stets erneuern. Diesem Wandel sollten wir entschlossen mit Mut und Weitblick angehen. Aber wie können wir das schaffen?
In einer immer komplexeren Welt sind Krisen nur zu lösen, sind Herausforderungen nur zu bewältigen, wenn wir Transformationen durch neues Wissen und Innovationen erwirken. Wissen schafft, Wissen sichert Zukunft. Die Wissenschaft ist unverzichtbar, um die großen Probleme unserer Zeit zu lösen.
Wie wollen wir zukünftig leben und wovon? Diese Frage wird in Hamburg auf Initiative der Handelskammer intensiv diskutiert. Das Konzept der Standortstrategie „Hamburg 2040“ hat eine große Relevanz für uns als Universität Hamburg und wir schließen uns dem Leitmotto „Gemeinsam Hamburgs Zukunft gestalten“ an: Wir schauen gespannt neuen Denkanstößen wie der „Innovationsmilliarde“ für Hamburg und weiteren Austauschformaten wie der „Zukunftskonferenz“ entgegen.
„Hamburg 2040: Wie wollen wir zukünftig leben — und wovon?“ Die Frage ist sicherlich nicht allein durch die Wissenschaft, aber keineswegs ohne die Wissenschaft zu beantworten. Denn Wissenschaft findet nicht in einem selbstreferenziellen Raum statt, sondern in einem ständigen Austausch mit der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik.
Science matters because society matters — Wissenschaft zählt, weil Gesellschaft zählt. Was heute in Forschung und Transfer anhand von Innovationen möglich ist, hat mit unserem Leben von heute, morgen und übermorgen zu tun. Ob es um Drohnen für Rettungskräfte geht, Quantencomputer für Logistik, neue medizinische Erkenntnisse oder andere Zukunftsprojekte, die wir durch Wissenschaft gemeinsam gestalten. Unser Leitbild der Universität Hamburg lautet dazu treffend: A Flagship University — Cooperating and Innovating for a Sustainable Future. Im Jahr 2040 ist die Universität Hamburg das Flaggschiff der Wissenschaftsmetropole, die Universität der Stadt und der „Hafen der Wissenschaft“. Bekämpfung von Krankheiten, Klima und Energiewende, Digitalisierung, Mobilitätswende, die nächste industrielle Revolution: die großen Themen fordern von uns als Universität agil von den Lösungen und Ergebnissen her zu denken.
Die Universität Hamburg entwickelt bis zum Jahr 2040 ihre vier zukunftsgewandten Campusstandorte weiter: Der „Von-Melle-Park“ und der „Campus der doppelten Transformation Bundesstraße“ liegen mit ihrem urbanen Charakter im Herzen der Stadt. Die „Science City“ in Bahrenfeld und der Campus des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) prägen ebenfalls ihre Quartiere durch ihre moderne Infrastruktur und Einzigartigkeit.
Ich möchte Sie auf eine Zeitreise mitnehmen. Im Jahr 2040 ist die „Science City“ in Hamburg-Bahrenfeld the place to be für bahnbrechende Spitzenforschung, interdisziplinäre Lehre und produktive Synergien von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Durch die „Science City“ ist Hamburg in Nordeuropa ein attraktiver Innovationsstandort für Forschende und Fachkräfte aus der ganzen Welt. In Bahrenfeld ist ein urbaner Stadtteil für die Wissenschaft entstanden, der erstmalig mit Lernen und Wohnen, Leben und Arbeiten, Mobilität und Freizeit gedacht ist.
Hier entstehen Fortschritt und Patente genauso wie neue Arbeits- und Ausbildungsplätze. In der Science City arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam an Fragen wie: Was lernen wir aus dem Verhalten von Atomen und wie können wir die Bestandteile der Materie so beeinflussen, dass sie neue Funktion erfüllen? Wie gelingt es, Materialien so zu optimieren, dass sie nachhaltiger werden? Wie können wir in der Produktion auf seltene Rohstoffe verzichten, um unsere Ressourcenabhängigkeit zu reduzieren?
Forschende entwickeln die Computer der Zukunft, Supraleiter für den verlustfreien Stromtransport und neue Technologien im 3D-Druck. In den „Life sciences“ werden die menschliche Immunabwehr, medizinische Innovationen und Antworten auf zukünftige Pandemien erforscht. Diese Visionen und Entwicklungen setzen voraus, was wir als Universität Hamburg als twin transformation bezeichnen: die Doppeltransformation, das Zusammenhängen und integrierte Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Die Exzellenz-Universität als Flaggschiff ist sich den gesellschaftlichen Herausforderungen bewusst und geht voran. Aber warum ist es wichtig, dass wir uns als Universität stärker zur Gesellschaft öffnen? Weil das, was wir in Forschung, Lehre und Transfer leisten, mit allen Akteuren, Bürgerinnen und Bürgern, mit dem Leben und dem Alltag von uns allen zu tun hat. Die Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ist entscheidend, um gesamtgesellschaftliche Fragestellungen anzugehen. Dazu gehört auch ein intensiver Austausch innerhalb der Wissenschaftslandschaft der Metropolregion Hamburg — Kooperationen mit anderen Hochschulen, moderne Lehransätze, neugierige Studierende und herausragende Spitzenforschung.
Hamburg ist eine Wissenschaftsmetropole. Wissenschaft ist ein Motor der Innovation und leistet einen entscheidenden Beitrag zum Wohlstand unserer Stadt. Es ist auch ein Versprechen für eine gute Zukunft. Die Förderung von Wissenschaft und Bildung ist umso mehr in schwierigen Zeiten eine Investition in die Zukunft. So wollen wir die Bedeutung von Wissenschaft in der Hansestadt erheblich steigern mit der Universität Hamburg als Flaggschiff der Wissenschaftsmetropole Hamburg.