Stadt der Zukunft: Downaging in Akita

In der japanischen Stadt entwickelt man zukunftsfähige Konzepte für eine alternde Gesellschaft.
Akita City/WHO
Mitglieder des „Club of Friendship Between Generations“ in Akita

Japan ist eines der Länder mit der ältesten Bevölkerung weltweit. Speziell in Akita ist der Altersdurchschnitt sogar noch höher als im Rest von Japan. Von den rund 300.000 Einwohnern der Stadt sind schon heute fast ein Drittel über 65 Jahre alt, in 20 Jahren werden es fast 45 Prozent sein. Zum Vergleich: In Hamburg sind heute 18 Prozent der Einwohner über 65 Jahre alt, bis zum Jahr 2040 sollen es rund 30 Prozent werden. Diese zunehmend alternde Gesellschaft bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Es fehlen beispielsweise Pflegekräfte, die sich um die vielen älteren Menschen kümmern. Dazu kommt in Akita, dass es junge Menschen zum Wohnen, Arbeiten und Leben verstärkt in das pulsierende Tokio zieht. Das führt zu geringen Steuereinnahmen und fehlenden Fachkräften in Akita. Es ist daher an der Zeit, die Zukunft auf ältere Menschen auszurichten. Das passiert in Akita, und das muss auch in Hamburg in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Angriff genommen werden. Dazu müssen wir auch unsere veralteten Altersbilder unter die Lupe nehmen. Wer heute 65 Jahre alt ist, fühlt sich nicht selten wie 50. Diesen Downaging-Effekt können wir für die Gestaltung neuer Lebens- und Arbeitskonzepte in der Zukunft nutzen.

Die „age-friendly City“

Akita hat früh die Weichen für eine lebenswerte Stadt gestellt, die Fachkräfte länger im Beruf hält und für ältere Menschen eine lange Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Als eine der ersten Städte Japans trat sie dem WHO Global Network for Age friendly Cities and Communities bei und verabschiedete im Jahr 2013 den ersten Age friendly City Action Plan. Um zu messen, wie erfolgreich die Maßnahmen sind, hat Akita Indikatoren eingeführt. Beispielsweise wird gezählt, wie viele alte Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Anhand der Auswertungen werden bestehende Maßnahmen bewertet und auf Sinn und Nutzen überprüft.

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Akita City/WHO
Neue Town Hall in Akita

Institutionen ziehen an einem Strang

In der Verwaltung von Akita gibt es eine vierköpfige Taskforce, die mehr Freiheiten hat als andere Teams. Damit sollen die vielfältigen Herausforderungen der altersgerechten Stadt ressortübergreifend bewältigt werden. Alle müssen mitziehen.

Die Zusammenarbeit der Institutionen wird auch in der Akita Platinum Study Group gelebt. Vertreter aus Verwaltung, Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten beraten über Möglichkeiten den soziodemographischen Trend umzukehren.

Siegel für die Wirtschaft

Um Wirtschaftsakteure einzubinden, werden Unternehmen in Akita generell angehalten, ältere Menschen zu beschäftigen und Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Beim Taxi-Service sind beispielsweise über die Hälfte der Fahrer 65 Jahre oder älter. Büros und Arbeitsplätze werden dafür mit Defibrillatoren ausgestattet oder barrierefrei gestaltet. Zusätzlich können Unternehmen für ihre Standorte Siegel erwerben, die anzeigen, ob das Hotel, die Bank oder der Supermarkt „age-friendly“ ist.

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Akita City/WHO
Der Frisörsalon ist ein „age-friendly“-Partner.

Alte und junge Menschen zusammenbringen

Um aktiv am Leben teilhaben zu können, kommen ältere Menschen kostengünstig mit dem „One Coin Certificate“ durch die Stadt. Für 80 Cent können sie den Bus nutzen. Das Ticket ist beliebt: 62 Prozent der Ü-65-Jährigen nutzen es. Über dieses Ticket erhalten Senioren zusätzlich kostenlose Getränke und Ermäßigungen bei verschiedenen Unternehmen oder Veranstaltungen, wie den „Senior Film Festivals“. Den Bus können sie auch nutzen, um zu generationenübergreifenden Treffen zu fahren: „The Club of Friendship Between Generations in Akita“ bringt junge und alte Menschen zusammen und schützt vor Isolation im Alter.

Über die Trend-City-Studie 

In Zusammenarbeit mit Statista Research & Analytics wurden für insgesamt zehn Städte – darunter New York – spezifische Treiber identifiziert, die zum Erfolg der Stadt beigetragen haben. Hierfür wurden quantitative und qualitative Informationen ausgewertet. Die Ergebnisse dienten als Inspiration für die Entwicklung der Strategie „Hamburg 2040“. 

(1. Juli 2021)

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