„Ich bin eine typische Quereinsteigerin“

Nach mehr als 30 erfolgreichen Berufsjahren möchte sich Gisela Jantzen aus Altersgründen zur Ruhe setzen und sucht im Rahmen der HW-Unternehmensbörse eine Nachfolge für ihre Boutique in Volksdorf.
Anna Mutter
Die Boutique „J + K Mode & Jeans für Sie“ von Gisela Jantzen lebt zum großen Teil von Stammkundschaft.

Von Frank Schlatermund, 22. Mai 2023 (HW 3/2023)

Über mangelnde Kundschaft kann sich Gisela Jantzen nicht beklagen. Im Gegenteil, ihre kleine Damenboutique ist in Volksdorf bekannt und lebt vor allem von Stammkundinnen, die sich zum Teil schon seit der Eröffnung Anfang der 1990er-Jahre von ihr und ihrem vierköpfigen Team in Modefragen beraten lassen. „Viele kommen inzwischen schon mit ihren Töchtern“, erzählt die 70-Jährige, die sich vor allem auf renommierte Marken wie „Opus“, „Someday“ und „s.Oliver“ spezialisiert hat. Als sie ihr Geschäft wegen Corona schließen musste, stellte sie kurzerhand einen Tisch an die Tür und verkaufte weiter. „Wir brauchen zwar gerade nichts, aber wir wollen unbedingt, dass du mit deinem Laden bleibst“, hörte sie Kundinnen beim Bezahlen immer wieder sagen.

Sollten Sie sich für das Unternehmen von Gisela Jantzen interessieren, wenden Sie sich bitte unter Nennung der Chiffrenummer HH-A-23030008 an Sabine Pilgrim von der Handelskammer (36138-787). Zahlreiche Ratschläge und Informationen zu den Beratungsangeboten der Handelskammer sind je nach Ihrem Vorhaben hier zusammengestellt.

„Das ist unglaublich solidarisch und typisch für die Menschen hier in Volksdorf“, bemerkt Jantzen, die nun aber doch ihren Abschied vorbereitet. Bis spätestens Ende des Jahres möchte sie die Nachfolge geregelt haben. „Mit Corona hat das überhaupt nichts zu tun“, sagt sie, „aber irgendwann wird es Zeit, sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen.“ Die Lust habe sie nicht verloren, auch gesundheitlich sei sie topfit. Aber sie wolle künftig mehr Zeit für sich, für ihren Mann und vor allem für die neun Enkel haben.

Schon jetzt hat sie freitags den, wie sie es nennt, „Oma-Tag“ eingerichtet, an dem sie zu Hause bleibt und sich ausschließlich den Kleinen widmet. Sie freut sich auf häufigere Besuche im Fitnessstudio und auf ausgiebige Reisen. Nach Dänemark beispielsweise, wo eine der Töchter lebt, und nach Sardinien. Zudem möchte sie ihr Französisch und ihr Englisch auffrischen, weitere Sprachen lernen. „Langweilen werde ich mich jedenfalls nicht, und der Garten ist ja auch noch da.“

Vermissen werde ich wohl nur meine Kundinnen.

Gisela Jantzen

Alles, was Jantzen über Mode und Einzelhandel weiß, hat sie sich entweder selbst beigebracht oder von ihrem Vater, einem Handelsvertreter für Mode, gelernt. „Ich bin eine typische Quereinsteigerin“ erzählt sie. Als junge Frau hat sie auf Lehramt studiert, wollte eigentlich Sport und Französisch an einer Grund-, Haupt- und Realschule unterrichten. Nach dem zweiten Staatsexamen im Jahr 1978 musste sie erkennen, dass es seinerzeit noch Lehrer im Überfluss und keine freien Stellen gab. „Das kann sich inzwischen niemand mehr vorstellen; heute, in Zeiten des akuten Lehrermangels. Aber damals fand ich einfach keine Anstellung.“

Sie heiratete, bekam die Kinder, und irgendwann verlor der Lehrerberuf für sie an Bedeutung. Als die Töchter alt genug waren, schlug Gisela Jantzen einen ganz neuen Weg ein und übernahm 1992 ein Modegeschäft in einer belebten Volksdorfer Einkaufsstraße, das gerade zum Verkauf stand. „Durch meinen Vater war ich mit dieser Branche vertraut. Zudem bin ich gebürtige Volksdorferin und habe mein ganzes Leben in diesem Stadtteil verbracht. Ein Geschäft in diesem Viertel war für mich optimal.“ Sie gestaltete die 85 Quadratmeter große Verkaufsfläche neu, legte eine neue, elegantere Linie fest, änderte den Namen – und legte los.

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Anna Mutter
Die Boutique von Gisela Jantzen liegt im Zentrum von Volksdorf, nur wenige Meter entfernt von U-Bahnhof und Fußgängerzone „Weiße Rose“.

Drei Jahrzehnte betreibt sie das „J + K Mode & Jeans für Sie“ (das „J“ steht für „Jantzen“, das „K“ für ihren Mädchennamen „Kaldauke“) nun schon. Vieles, berichtet sie, habe sich in all der Zeit verändert. Die Anzahl der Kollektionen zum Beispiel. „Früher waren es zwei bis vier im Jahr, jetzt ist es eine Kollektion pro Monat.“ Reisen nach Düsseldorf, Berlin und Paris, wo die großen Modemessen stattfinden, sind daher kaum mehr möglich. Heute fährt Gisela Jantzen alle vier Wochen ins Modezentrum nach Schnelsen, um sich über die neuesten Trends zu informieren und mit aktueller Ware einzudecken. Eine interessante Aufgabe, wie sie sagt, die ihr aber nicht fehlen werde. „Vermissen werde ich wohl nur meine Kundinnen.“ Vor allem jene, die ihr seit langer Zeit schon die Treue halten.

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