Nils Finn hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Für den leidenschaftlichen Segler, der schon als junger Mann als Ausbildungsleiter für einen kleinen Hamburger Verein tätig war, gibt es nichts Schöneres, als auf dem Wasser unterwegs zu sein. Zwar absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann und anschließend noch ein Studium der Wirtschaftspädagogik, das er mit dem Diplom-Handelslehrer abschloss. Seine berufliche Zukunft stellte er sich jedoch irgendwie anders vor.
Sollten Sie sich für die „Yachtschule Meridian“ von Nils Finn interessieren, wenden Sie sich bitte unter Nennung der Chiffrenummer HH-A-23070010 an Sabine Pilgrim von der Handelskammer (36138-787). Zahlreiche Ratschläge und Informationen zu den Beratungsangeboten der Handelskammer sind je nach Ihrem Vorhaben hier zusammengestellt.
„Als sich Anfang 1999 die Möglichkeit ergab, eine Bootsschule in Rothenburgsort zu übernehmen, waren die Weichen gestellt“, berichtet Finn. Er unterschrieb den Kaufvertrag, sanierte die direkt an den Elbbrücken gelegenen Räumlichkeiten, erneuerte das Inventar und änderte den Namen des Unternehmens von „Moorfleeter Yachtschule“ in „Yachtschule Meridian“, den er als Marke eintragen ließ. „Die Schule existierte damals schon seit mehr als 20 Jahren“, erinnert er sich. „Der Besitzer war ein kettenrauchender Seemann, der etwa zwei Flaschen Whisky pro Tag benötigte, um arbeiten zu können.“
Bereits im ersten Jahr machte Finn Gewinn – und war nahezu überrascht vom enormen Erfolg, den ihm sein Unternehmen auf Anhieb bescherte. Das Interesse an seinen Seminaren ist bis heute ungebrochen. „Der Hammer war Corona“, berichtet er. „Als wir mit den ersten Kursen live im Internet waren, gingen die Anmeldezahlen durch die Decke.“ Mit seinem Kursangebot richtet sich der 53-Jährige, der drei feste Mitarbeiter beschäftigt sowie zahlreiche Honorarkräfte, sowohl an die Berufsschifffahrt als auch an den wesentlich größeren Bereich der Sportschifffahrt.
Im Sportsegment melden sich jedes Jahr rund 900 Freizeitkapitäne und -kapitäninnen für seine Seminare an, um beispielsweise die Lizenz zum Führen eines Motor- oder Segelbootes zu erwerben, oder ein Funkzeugnis. Aus familiären Gründen möchte Finn jetzt kürzertreten. „Ich habe fast 25 Jahre lang Vollgas gegeben“, sagt er, „da wird es Zeit, einen Gang zurückzuschalten.“ Seine Idee ist es, nur die Sportschifffahrt in andere Hände abzugeben. Er würde sich dann ausschließlich auf die Berufsschifffahrt konzentrieren und Seeleute beispielsweise auf die Matrosen-Prüfung oder das Binnenschifferpatent vorbereiten. „Ich wäre aber nicht aus der Welt und würde meine Nachfolge bei der Einarbeitung unterstützen.“
Zwischen zwei und fünf Wochen dauert es in der Regel, um etwa einen Sportbootführerschein zu machen. Die Kosten beginnen bei 375 Euro zuzüglich Prüfungsgebühr. „Unsere Kursteilnehmer sind eine total bunte Mischung“, erzählt Finn. „Porschefahrer, Angler und Taucher sind ebenso darunter wie Piloten, Schüler und Studenten.“ Das Alter spiele ebenfalls keine Rolle – in der Vergangenheit habe sogar schon einmal ein 83-Jähriger seinen Sportbootführerschein gemacht.
Für die praktische Ausbildung, die teilweise im Hamburger Hafen stattfindet, unterhält Nils Finn ein Segelboot und zwei Motorboote. Sein ganzer Stolz ist die „Meridian IV“, das, wie er sagt, „beste Schulschiff Deutschlands“, das er nach eigenen Vorgaben in Bielefeld bauen ließ. „Unter anderem zeichnet es sich aus durch ein spezielles Getriebe, eine besondere Wellenanlage, einen geschlossenen Kühlkreislauf und ein Klappruder, das extrem steuerfähig ist.“ Eine weitere Besonderheit: Das Steuerrad befindet sich im Gegensatz zu den meisten Schiffen auf der linken, also der Backbordseite.
Nachhaltigkeit steht in der „Yachtschule Meridian“ an erster Stelle, darum ist das Unternehmen auch Mitglied der UmweltPartnerschaft Hamburg der Stadt und der Hamburger Wirtschaft. Kugelschreiber, Bleistifte, Transportboxen und Papier zum Beispiel bestehen ausschließlich aus recyceltem Material, die Motorboote werden mit erneuerbarem Diesel betankt, die Heizung mit Biogas befeuert. Und wenn Nils Finn Müll in der Elbe entdeckt, fischt er ihn eigenhändig heraus.
Den Schritt in die Selbstständigkeit hat der Geschäftsmann, der in seiner Freizeit antike Möbel restauriert, nie bereut. „Im Gegenteil“, erklärt er. „Indem ich mein Hobby zum Beruf machen durfte, fiel es mir stets leicht, jeden Tag mehr als 100 Prozent zu geben.“