
Einen typischen Souvenirladen wollte Petra Ptach auf keinen Fall. Keine überfüllten Regale mit wertlosem Kitsch, keine inflationär gebrauchten Motive wie Fernsehturm, Köhlbrandbrücke oder Elbphilharmonie. Vielmehr wollte sie ihrer Kundschaft aus aller Welt Hochwertiges bieten, das vor allem auch praktisch ist.

Dinge, die nicht achtlos und für alle Zeit in einer Schublade verschwinden, einem Schrank, einer Vitrine, sondern immer wieder im Alltag verwendet werden können. Fahrradklingeln zum Beispiel oder Kaffeefilter aus Porzellan. Schuhputzzeug, Bluetooth-Lautsprecher, Taschenmesser, Notizbücher oder auch ein Hundebett. Und alles möglichst „Hamburg-neutral“.
Um geeignete Produkte für ihr Geschäft im Krayenkamp am Michel zu finden oder um sich ganz einfach nur inspirieren zu lassen, fuhr sie in der Vergangenheit immer wieder ins Ausland. Nach London etwa, nach Amsterdam oder nach Paris. Zuweilen hat sie Produkte auch selbst entwickelt wie etwa ihren nach Zimt schmeckenden „Franzbrötchen-Tee“.
„Ich möchte, dass die Leute nicht an diese Stadt denken, nur weil sie auf einem Korkenzieher eine Abbildung vom Rathaus sehen“, erzählt Petra Ptach, deren Familienname aus dem Kaschubischen stammt und übersetzt „Vogel“ heißt. „Meine Vorstellung ist, sie erinnern sich bei jedem Öffnen einer Rotweinflasche an ihre Hamburg-Reise, weil sie den Korkenzieher hier gekauft haben.“
Darum nannte sie ihren Laden, der sieben Tage die Woche geöffnet ist und über den unter anderem der NDR schon berichtet hat, auch nicht profan „Souvenirs“, sondern „Frau Vogel – Erinnerungen an Hamburg“. Die Übersetzung ihres Namens wählte sie, da „Ptach“, wie sie immer wieder erkennen musste, kaum jemand problemlos auszusprechen vermag.

Ihr Geschäft ist ihr Leben, ihre wahre Berufung, erzählt die gelernte Kommunikationswirtin, die lange Zeit in der Werbung gearbeitet hat. „Ich bedaure wirklich, dass ich mich erst 2008 und nicht schon zehn Jahre früher damit selbstständig gemacht habe.“ Damals war sie bereits Mitte 50 und für eine Gründung, wie sie selbst sagt, „recht spät dran“.
Wenn Petra Ptach jetzt verkaufen möchte, dann einzig und allein, um sich mit inzwischen 72 noch einen Lebenstraum zu erfüllen: eine eigene kleine Wohnung in Italien. In Ligurien vielleicht oder in Triest, wo sie viele Monate im Jahr mit ihrem Mops August verbringen möchte: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Allerdings hat sie seinerzeit viel Geld in Umbau und Optimierung der Ladenfläche gesteckt und möchte beim Verkauf einen angemessenen Preis erzielen. „Sollte das nicht möglich sein, mache ich weiter.“
Geboren wurde die Tochter eines Journalisten im Ruhrgebiet. Bedingt durch die Arbeit des Vaters, der unter anderem für Gruner + Jahr und den „Spiegel“ tätig war, zog die Familie oft um, landete irgendwann in Hamburg, wo Tochter Petra einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hat.
Sollten Sie sich für das Unternehmen von Petra Ptach interessieren, rufen Sie bitte das Inserat auf www.nexxt-change.org unter der Chiffrenummer HH-A-25050007 auf und kontaktieren Sie Petra Ptach direkt über das hinterlegte Formular. Alternativ wenden Sie sich bitte an Sabine Pilgrim von der Handelskammer (040 36138-787). Weitere Informationen zu den Beratungsangeboten der Handelskammer finden Sie hier.
Als sie 1995 nach erfolgreichen Berufsjahren in München und Wien in die Hansestadt zurückkehrte, fand sie hier keine Arbeit. „Teilweise hatte ich vier Aushilfsjobs gleichzeitig, um über die Runden zu kommen“, erinnert sie sich. Irgendwann erhielt sie eine feste Stelle in einem Souvenirgeschäft an den Landungsbrücken – und bekam so einen Fuß in die Branche.
Weil sie es im Laufe ihres Lebens gelernt hatte, auch über den Tellerrand zu schauen, wie sie es nennt, konnte sie abschätzen, dass es mit der Rente eines Tages knapp werden könnte. So entstand die Idee des eigenen Geschäftes. Bereut habe sie den Schritt in die Selbstständigkeit nie, betont die lebensfrohe Frau, die zu fast jedem Artikel, den sie verkauft, eine passende Geschichte zu erzählen weiß.
Gleichwohl ging es mit dem Laden nicht ausschließlich bergauf. Corona war nur ein Tief, aus dem Petra Ptach sich herausarbeiten musste. Ihre positive Grundeinstellung hat sie sich dennoch stets bewahrt. Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für sie nicht infrage. Sie krempelt die Ärmel hoch, packt an – und schaut nicht zurück, sondern immer nur nach vorn.
