Mitarbeitende glücklich machen – das scheint beim Softwareentwickler Slashwhy im „Tower am Michel“ zu gelingen. Im Firmenleitbild sind Menschlichkeit, Wertschätzung, Verantwortung, Mut, Teamgeist und Begeisterung festgeschrieben. Ein Mitarbeiter berichtet vom „Gefühl, endlich angekommen zu sein bei einem Unternehmen, dessen Kultur zu meinen eigenen Werten passt“.
Slashwhy erhielt im Jahr 2022 den „Hamburger Gesundheitspreis“, verfügt über das „Hamburger Familiensiegel“ und punktet mit Arbeitgeber-Auszeichnungen. Unter anderem tragen „Tea(m)-Times“, ein regelmäßiger Stammtisch nach Feierabend, und eine 25,1 Prozent-Beteiligung am Unternehmen zum Wir-Gefühl des „happy Teams“ bei.
Auch der Softwareentwickler awork in der Hamburger Altstadt will „glücklichere Teams“ und ein Arbeitsumfeld, „für das Menschen morgens gern aufwachen“. Um die Kriterien dafür herauszufinden, hat awork als Co-Herausgeber des „Work-Happiness-Report 2024“ über 1000 Menschen mit Bürojobs bei Unternehmen verschiedener Branchen und Größen befragt. Ergebnis: Für das „Arbeitsglück“ sind flexible Strukturen, Verantwortung sowie Teamkultur entscheidend. Laut Report erhöhen sinnvolle Arbeit, Selbstverwirklichung und Gemeinschaftsgefühl die Produktivität.
Die Vorteile von Benefits
Inwieweit berücksichtigen Hamburger Unternehmen diese Erkenntnisse? „Benefits stärken die Identifikation mit dem Unternehmen und steigern die Zufriedenheit der Mitarbeitenden“, sagt Kristina Charlotte Bliwier, Senior-HR-Managerin bei OTTO. Das sei neben passendem Jobprofil und angemessenem Gehalt „von enormer Bedeutung“. Der Hamburger Online-Shop gliedert sein nicht-materielles Angebot in sieben verschiedene Kategorien wie „Beruf und Familie“ mit Eltern-Kind-Büro oder „Mobilität“ mit vergünstigtem Deutschlandticket und Co.
Tandem-Roundtable Das einzigartige, von der Handelskammer initiierte Projekt soll das Jobsharing fördern – und als effektive Maßnahme bekannt machen , um Fachkräfte zu gewinnen und für mehr Vielfalt und Frauen in Führungspositionen zu sorgen. Inzwischen engagieren sich in dem branchen- und firmenübergreifenden Netzwerk mehr als 100 Personen. Das „Team Heideck“ organisiert den Tandem-Roundtable zweimal im Jahr, jeweils in einem anderen Unternehmen. Das nächste Treffen findet am 24. September statt und steht allen Interessierten offen. Infos per Mail
„Flexibilität und mobiles Arbeiten“ umfasst unter anderem Remote Work außerhalb der Geschäftsräume und Sabbaticals für längeren unbezahlten Sonderurlaub ebenso wie hybride Arbeitsmodelle oder „Workation“, das Arbeiten mit Reisen kombiniert. Alle Stellen werden auch in Teilzeit ausgeschrieben.
Immer mehr Hamburger Unternehmen bieten auch ein Teilzeitmodell für Führungskräfte an, darunter Beiersdorf, die HASPA und Unilever. Beim sogenannten Jobsharing wird eine Stelle auf mehrere Personen aufgeteilt – wie bei Anna Heidenreich und Michaela Beck. Als „Team Heideck“ leiten sie bei der Handelskammer gemeinsam den Geschäftsbereich „Fachkräfte und Lebenswerte Metropole“. Auf diese Weise können sie Arbeitsspitzen familienfreundlich anpassen.
Für eine ausgeglichene Work-Life-Balance ermöglicht die Handelskammer ihren Mitarbeitenden, den Arbeitsalltag durch Gleitzeit und flexible Arbeitszeiten an individuelle Bedürfnisse und Verpflichtungen anzupassen. Hinzu kommt ein Familienservice samt kostenlosem Beratungs- und Unterstützungsangebot zur Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Bei außergewöhnlichen Belastungen bietet die Mitarbeiterberatung durch das externe Fürstenberg Institut anonymisierte Hilfe, auch für Familienangehörige.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, hat die Handelskammer Strukturen der „Stärkenorientierung nach Gallup“ implementiert. Damit lassen sich individuelle Stärken fördern und so die berufliche Zufriedenheit und Produktivität steigern. Vieles von dem, was die Kammer in ihrer Fachkräftestrategie fordert, setzt sie selbst um.
Noch mehr müssen sich Unternehmen mit dezentralen Räumlichkeiten einfallen lassen. OTTO beispielsweise hat über 100 Millionen Euro investiert, um junge Menschen für den Otto Group Campus in Bramfeld zu begeistern. Die neue Zentrale in einem umgebauten Lagergebäude von 1969 bietet 1600 Arbeitsplätze, 170 Meetingräume, drei Eventflächen sowie acht Begegnungsstätten. „Hier sollen Menschen gern regelmäßig zusammenkommen und gemeinsam Ideen entwickeln“, erklärt Katy Roewer, OTTO-Bereichsvorständin Service & HR. Zum Campusleben gehören eine hauseigene Betriebsgastronomie, ein Food Truck und ein Bistro für alle Ernährungsarten.
Nachwuchsförderung ist Trumpf
Wie kann ein bodenständiger Mittelständler gegen New Work punkten? Bei a. hartrodt ist die Fluktuation traditionell niedrig. Doch Benefits wie Dienstrad-Leasing oder Firmenfitness bieten viele Unternehmen. Das Geheimrezept der Spedition scheint ein Mix aus „weichen“ Faktoren und erfolgreicher Nachwuchsförderung zu sein. „Beliebt sind unsere Azubi-Meetings mit Grill-Event im Sommer oder Weihnachtsmarktbesuch im Winter, um sich mit der Personalabteilung auszutauschen“, sagt Human Resources Consultant Katarina Ognjuk.
Außerdem kommen internationale Büros etwa in Hongkong, Indonesien oder Kanada gut an: „Junge Menschen entscheiden sich gezielt für uns, weil wir zusätzlich zu einer fundierten Ausbildung regelmäßig Auslandspraktika anbieten.“ Dabei sammeln Nachwuchskräfte Erfahrungen und übernehmen Verantwortung. Die Ausbildung ist sehr erfolgreich – fast jedes Jahr sind bei den Abschlussprüfungen der Handelskammer frisch gebackene Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung von a. hartrodt unter Deutschlands Besten.
Zu den engagierten Ausbildungsbetrieben zählt auch die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Schnell vergeben sind vor allem duale Studienplätze, die von Angewandter Informatik über Marketing & Digitale Medien bis hin zu Wirtschaftsingenieurwesen reichen. Dabei arbeitet die HHLA mit Hochschulen zusammen, die sich durch individuelle Betreuung und kleine Lerngruppen auszeichnen wie die HSBA Hamburg School of Business Administration oder die HAW Hamburg. Auch hier locken Auslandssemester oder Auslandseinsätze bei internationalen Tochtergesellschaften und Freiwilligenprojekten.
Zusätzlich setzen etliche Arbeitgeber gezielt monetäre Anreize, um Mitarbeitende zu binden. Dazu zählen bei der HHLA unter anderem die Bindung an den Tarifvertrag inklusive Weihnachtsgeld und variabler Vergütung oder bei a. hartrodt vermögenswirksame Leistungen und Zahlungen bei Dienstjubiläen sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Finanzielle Sicherheit „zieht bei jungen Menschen“, beobachtet Handelskammer-Referentin Stefanie Gotthardt aus der Abteilung „Fachkräfte“. Als Beispiel nennt sie die beliebte Verbeamtung auf Sachbearbeitungsebene bei der Stadt Hamburg. Betriebliche Altersversorgung ist bei vielen Hamburger Firmen Standard – denn auch Geld gehört zum Glück.
Weiterbildungsstipendium Das Weiterbildungsstipendium des Bundesbildungsministeriums fördert Menschen unter 25 Jahren nach dem besonders erfolgreichen Abschluss einer Berufsausbildung (87 Punkte oder mehr). Gefördert werden 90 Prozent der Kosten von Maßnahmen bis zu drei Jahren mit maximal 8700 Euro. Dazu zählen berufsbegleitende Studiengänge oder Aufstiegsfortbildungen zum Fachwirt, Meister oder Techniker. Letztere kostet um die 5000 Euro, sodass sich zum Beispiel noch eine Sprachreise fördern lässt. Anträge werden bei der Stelle gestellt, die für die Berufsausbildung zuständig war. Bei der Handelskammer werden so 100 bis 115 Stipendien pro Jahr vergeben. Bis zum 31. Oktober können sich Top-Nachwuchskräfte für das Programm 2025 anmelden.