
Dr. David Burzynski – grauer Cashmere-Pullover, dunkelblaue Anzughose – lächelt freundlich durch seine schwarze Hornbrille. Ein warmer Empfang, auch wenn er gleich über Frost bis minus 24 Grad sprechen wird. Denn das Start-up Coldsense Technologies, das der Ingenieur 2019 mit zwei Mitstudenten gründete, ist auf Kältetechnik spezialisiert. Genauer: auf spezielle Sensoren, die die Eisbildung in Kühlräumen erfassen – und die die Gründer „am Wochenende und mitunter bis nachts um zwei Uhr“ schon während ihres Studiums entwickelten.
Standpunktepapier Wie lässt sich die Klimawende erfolgreich und wirtschaftlich erreichen? Das im Januar 2025 veröffentlichte Standpunktepapier „HAMBURG NET ZERO“ der Handelskammer nennt dafür eine Reihe von Maßnahmen. Vorgeschlagen werden etwa Initiativen zur Schaffung einer Ladeinfrastruktur für E-Lkw im Hafen, der Einrichtung grüner Schifffahrtskorridore oder zum gemeinsamen Energiebezug („Strompooling“). Die Politik ist gefordert, die Hemmnisse beim Ausbau von PV oder Stromnetzen zu verringern – und für wettbewerbsfähige Strompreise zu sorgen.
Die patentierte Technologie ermöglicht es, im Zusammenspiel mit eigenen Algorithmen und weiteren Messwerten Abtauvorgänge bedarfs- und zeitgerecht durchzuführen und so bis zu 20 Prozent Energie einzusparen. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, denn „14 Prozent der deutschen Stromproduktion werden von Unternehmen für Kältetechnik verbraucht“, erklärt der 38-jährige Burzynski – das Äquivalent von 45 Millionen Tonnen CO2. Die Technik ist zudem in der gesamten Kühlkette einsetzbar, von der Produktion bis zur Gastronomie.
Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit
Auf Innovationen setzt auch der weltweit führende Anbieter von Manövrier- und Energiesparsystemen Becker Marine Systems. Sein System „Becker Mewis Duct“ optimiert bei Schiffen seit 2009 die Wasserströmung zum Propeller, verbessert damit den Vorwärtsschub und verringert den Kraftstoffverbrauch. Seit der Einführung wurde es auf über 1600 Schiffen montiert und hat global mehr als 18 Millionen Tonnen CO2 eingespart, berichtet die Firma.
Für ein „ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement entlang von globalen Lieferketten der chemischen Industrie“ tritt das Hamburger Familienunternehmen Hoyer Group ein. Für sein Engagement zeichnete der Branchencluster LIHH die Firma im November 2024 mit dem Hanse Globe aus.

Mithilfe umfassender Datenerhebung, rascher Integration neuer Regularien und enger Zusammenarbeit mit Stakeholdern will Hoyer unter anderem Emissionen minimieren und faire Arbeitsbedingungen gewährleisten. Mit Erfolg: In anderthalb Jahren gelang es, den Ressourceneinsatz je nach Bereich um bis zu zehn Prozent zu senken – und über 50 000 Tonnen CO2 sowie mehr als 10 000 Kubikmeter Wasser einzusparen, so die Gruppe.
Umstellung des Fuhrparks auf E-Antrieb
Ganz auf E-Lkw setzt der Hamburger Umweltdienstleister Buhck. Bis 2030 will er im CO2-Verbrauch eine Netto-Null erreichen. Das heißt auch, den Fuhrpark mit aktuell 353 Fahrzeugen – vom Kastenwagen über 26-Tonner bis hin zum Saugwagen – komplett auf E-Antrieb umzustellen. E-Lkw fahren ruhiger und haben günstigere Wartungsintervalle, besonders am Herzen liegt den Geschäftsführern Thomas und Dr. Henner Buhck aber der Klimaschutz. Und daran halten die Brüder trotz der derzeit höheren Anschaffungskosten eines E-Lkw im Vergleich zum Diesel fest.
13 E-Lkw hat Buhck bereits gekauft. „Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme laufen unsere Fahrzeuge stabil und sind im Alltag mit einer Reichweite zwischen 120 und 320 Kilometern gut einsetzbar“, sagt Dr. Henner Buhck. Geladen werden sie auf dem Betriebsgelände an der Liebigstraße für 0,39 Euro pro Kilowattstunde. Hier hat die Firma Schnelllader und eine PV-Anlage (Photovoltaik) installiert.

„Unter so günstigen Bedingungen macht Laden richtig Spaß“, sagt Frank Tießen. Mit seinem Team unterstützt der Leiter der Energie-Umwelt-Beratung der Handelskammer Betriebe in Hamburg dabei, Einsparpotenziale für Energie zu erkennen und zu nutzen. „Im Bereich Kühl- und Klimatechnik sowie der Eigenstromversorgung, etwa durch PV-Anlagen, schlummern bei vielen Logistikbetrieben noch Effizienzpotenziale, die gehoben werden können“, sagt der Experte. Und betont: „Auch der Fuhrpark kann ein wichtiger Aspekt dabei sein, was aber keineswegs bedeuten muss, die gesamte Flotte 1:1 auszutauschen.“ Eine Optimierung der Fahrrouten oder das Einführen von Poolfahrzeugen könne genauso sinnvoll sein.
Förderungen und andere Vorteile
Die Anfragen zur E-Mobilität sind derzeit allerdings überschaubar, erklärt Tießen: „Das Thema hat in der momentanen Konjunkturkrise für die Unternehmen keine oberste Priorität.“ Das mag auch daran liegen, dass die Anschaffung von größeren E-Nutzfahrzeugen mit Ausnahme von Taxis derzeit nicht gefördert wird. Tießen gibt jedoch zu bedenken, dass zur Gesamtrechnung auch die niedrigere Steuer, der Wegfall der Maut bis Ende 2025, die weitaus geringeren Wartungskosten sowie das günstigere Laden gehören. Auch der Aufbau einer Ladeinfrastruktur auf privatem Grund könne gegebenenfalls gefördert werden.
Beratung Das Umweltteam der Handelskammer informiert in einer Erstberatung zu allen Fragen der Energieeinsparung und Finanzierung, bietet Veranstaltungen an und vermittelt den Kontakt mit Spezialisten wie dem öffentlich-privaten Projektentwickler hySolutions, der über Expertise zu Fördermitteln im Bereich Dekarbonisierung und emissionsfreie Mobilität sowie zu IFB-Programmen verfügt. Mehr Infos erhalten Sie hier.
Wer E-Lastenräder und -anhänger anschafft, kann hingegen bis zu 3500 Euro Fördermittel pro Fahrzeug (25 Prozent der Kosten) vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle erhalten. Davon profitierte etwa der Unternehmer und Bäckermeister Thomas Effenberger beim Kauf seines neuen E-Lastenrades. „Wir sparen damit ein komplettes Auto ein. Mit dem Rad beliefern wir unsere Filiale am Ida-Ehre-Platz. 280 Brote können wir damit auf einmal transportieren und gehen zugleich Stau und Parkplatzproblemen in der Stadt aus dem Weg“, schwärmt Effenberger, der schon früh auf E-Mobilität gesetzt hat und den Schritt bis heute nicht bereut.
Interessant für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) der Logistikbranche ist zudem das neue Programm „Nachhaltige Logistik durch digitale Lösungen“ der Investitions- und Förderbank Hamburg (IFB Hamburg). Es bezuschusst sie „bei der Implementierung digitaler Lösungen, die gezielt dazu beitragen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Verkehrsfluss zu verbessern“.
Gefördert wird das jeweilige Vorhaben mit bis zu 300 000 Euro und maximal 40 Prozent der Gesamtausgaben, etwa für Personal- und Sachkosten. Voraussetzung ist, dass es erfolgreich bis Ende 2028 in Hamburg durchgeführt wird – und die Treibhausgase um mindestens zehn Prozent reduziert werden. Um sich für das Klima zu engagieren, gibt es also zahlreiche Optionen. Für Beratungen stehen die Handelskammer und weitere Institutionen bereit.
LIHH Die Logistik-Initiative Hamburg (LIHH) engagiert sich mit ihren mehr als 500 Mitgliedsunternehmen für Klimaschutz. Der Cluster – also das Netzwerk aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft – beteiligt sich mit sechs weiteren Hamburger Clustern am EU-geförderten Projekt „KLIMAready“, das Firmen bei der Transformation unterstützen soll. Zudem verleiht die LIHH alljährlich den internationalen Preis „Hanse Globe“ an zukunftsweisende nachhaltige Logistikprojekte.
