Klimawandel und Digitalisierung, geopolitische Spannungen und wachsender Konkurrenzdruck, insbesondere aus Asien: Die Hamburger Unternehmen stehen vor zahlreichen Herausforderungen und unter enormem Innovationsdruck. „Für unsere künftige Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit ist Innovationsfähigkeit entscheidend“, konstatiert auch die Handelskammer in ihrem Standpunktepapier „Zukunftstechnologien für Hamburg“ vom Februar 2023. Und zu einer gezielten Innovationsstrategie gehört unter anderem, internationale Erfahrungen zu nutzen.
Positionspapier Welche Zukunftstechnologien haben am Standort das größte Potenzial, zu internationalen Leuchttürmen zu werden? Im Positionspapier „Zukunftstechnologien für Hamburg“ analysiert die Handelskammer, wo die Hamburger Stärken liegen und mit welchen Maßnahmen sie gefördert werden sollten.
„Am wichtigsten ist der Austausch mit anderen innovativen Wirtschaftsstandorten“, sagt Dr. Doris Hillger, Leiterin der Handelskammer-Abteilung „Außenwirtschaft“. Welche das sein könnten, hat die Kammer 2021 in ihrer „Trend City-Studie“ unter die Lupe nehmen lassen. Kernfrage: Wie gelangen die besten Ideen nach Hamburg und Hamburgs beste Ideen in die Welt? Antwort: Durch Kommunikation und Netzwerke! Mit den Hamburg-Repräsentanzen in Dubai, Shanghai und Mumbai, den deutschen Auslandshandelskammern und den ehrenamtlichen Hamburg Ambassadors – einem Netz aus 31 ehrenamtlichen Freundinnen und Freunden der Hansestadt in 25 Ländern der Welt – steht bereits ein gut ausgebautes Netz zur Verfügung.
Die Handelskammer engagiert sich darüber hinaus mit einer Reihe von Initiativen. Dazu gehört beispielsweise das zweijährige Techscouting-Projekt in Tel Aviv, das die Kammer Anfang dieses Jahres gemeinsam mit der AHK Israel und Hamburg Invest ins Leben gerufen hat. Mit dieser Innovationspartnerschaft will die Kammer eine Brücke zwischen Hamburgs Wirtschaft und Israels dynamischer Start-up-Szene schlagen und mehr Hamburger Unternehmen Zugang zu israelischen Technologie-Lösungen verschaffen. Der willkommene Nebeneffekt: Hamburg wird als innovativer Wirtschaftsstandort in Israel sichtbarer. Die Leiterin des Projektes bei der AHK, Charme Rykower, war von ihrem ersten Hamburg-Besuch sehr angetan – und ist überzeugt, dass sie israelische Start- und Scale-ups für die Stadt begeistern kann.
Eine weitere aktuelle Initiative ist die „Nordic Startup Challenge“, zu der die Kammer Mitte September vielversprechende Start-ups aus verschiedenen nordeuropäischen Ländern nach Hamburg einlud. Ziel war es, ihnen die Möglichkeit zu einem Austausch mit lokalen Unternehmen, Investoren und Innovationstreibern aus der maritimen Wirtschaft zu geben. Denn gute Ideen liegen oft näher als erwartet, und die stärkere Integration Nordeuropas und des Ostseeraums ist für Hamburg politisch und wirtschaftlich zentral. Gewonnen hat die Challenge das schwedische Start-up Cetasol, das mittels Künstlicher Intelligenz (KI) die Schifffahrt nachhaltiger gestalten will.
Bereits 2021 erweiterte die Handelskammer ihre seit über 15 Jahren bestehende Zusammenarbeit mit der Dubai Chamber, indem die strategische Partnerschaft zu einer Innovationspartnerschaft umgebaut wurde. „Dubai hat sich als Testlabor für Innovationen auf den Feldern Mobilität, Gesundheit und Stadtentwicklung etabliert und ein Innovationsökosystem aufgebaut, von dem Hamburg lernen kann“, ist Kirsten Staab überzeugt. Sie leitet die Hamburg-Repräsentanz in Dubai.
Techscouting Die Innovationspartnerschaft mit Israel setzt den Fokus auf Techscouting – und insbesondere auf die für unsere Stadt besonders wichtigen Bereiche Fintech, Cybersicherheit, Maritime Wirtschaft, Mobilität, Logistik und Lieferketten, Luft- und Raumfahrt, Digitale Gesundheit/Life Science sowie Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen. Weitere Informationen sowie ein Kontaktformular finden Sie hier.
Die guten Verbindungen nach Dubai öffnen weitere Türen: Aufbauend auf einem Round Table der Handelskammer und der emiratischen Botschaft zum Thema „Potenziale der Wasserstoffwirtschaft“ entstanden diverse konkrete Kooperationsprojekte, beispielsweise zwischen der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) und Aurubis, sowie ein Kooperations-Dreieck zwischen dem in Hamburg ansässigen Energieunternehmen Mabanaft Deutschland, das zur Gruppe Marquard & Bahls gehört, dem US-Industriegas-Hersteller Air Products und ADNOC. „Diese Projekte haben Hamburgs Anspruch auf die Rolle des wichtigsten Wasserstoffimport-Hubs in Deutschland sowohl lokal als auch international erheblich gestärkt“, freut sich Kirsten Staab.
Um „Start-ups, etablierten Unternehmen und der Wissenschaft eine schnellere Erprobung und Entwicklung von Innovationen zu ermöglichen“, empfiehlt die Handelskammer in ihrem Positionspapier zu Zukunftstechnologien die Einrichtung von Sonderinnovationszonen in Hamburg. Auch dafür lohnt sich ein Blick nach Dubai. Dort entsteht in Al Jaddaf ein neues Tech-Viertel, das Innovatoren und Unternehmern das notwendige „Ökosystem“ bieten soll, um klimaneutrale, lebenswertere und widerstandsfähigere Städte zu entwickeln. Was man daraus lernen kann? Man muss die Zukunft nicht allein erfinden – es hilft, hinzuschauen, wie andere sie gestalten.