Mit Ressourcen klüger umgehen

Künstliche Intelligenz (KI) hilft beim Energie-Management, in der Kreislaufwirtschaft oder bei der Berichtspflicht. Auch Hamburger Unternehmen sind mit dabei.
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Mit KI lässt sich Strom aus Windkraft und Photovoltaik effizient im Netz verteilen.

Von Eric Leimann, 11. Februar 2025 (HW 1/2025)

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Markus Haner
Ines Woermann, Geschäftsführerin Deutsches Innovationsinstitut diind

Nachhaltigkeit bedeutet, etwas im eigenen Interesse zu nutzen, ohne es dauerhaft zu beschädigen. Diese Losung gilt für verschiedenste Bereiche wie natürliche Ressourcen, aber auch für den Menschen. Zum Beispiel, wenn es um dessen begrenzte Aufmerksamkeit geht. Wie könnte KI dabei helfen?

„Was Künstliche Intelligenz am besten kann, ist, komplexe Systeme so zu modellieren, dass sie als effektive Wissensgrundlage für Entscheidungen dienen kann“, sagt Graydon Pawlik vom Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC). Das interdisziplinäre Know-how-Center für Künstliche Intelligenz kümmert sich um die Förderung und das Verständnis verantwortungsvoller KI-Anwendungen in der Metropolregion Hamburg.

Von Natur aus ist KI erst einmal nicht besonders umweltfreundlich. Jede ChatGPT-Anfrage kostet zehnmal so viel Energie wie eine Google-Suche. Und weil KI gerade die Welt revolutioniert, steigt der Energiebedarf im Kommunikationsbereich aufgrund einer explodierenden Zahl von Anwendungen um ein Vielfaches. Daher sind sinnvolle Anwendungen gefragt, mit deren Hilfe sich ein erneutes Vielfaches dieses erhöhten Energiebedarfes einsparen lässt.

Wer berät mein Unternehmen in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit – und weiß auch über mögliche KI-Anwendungen Bescheid? Das Mittelstand-Digital Zentrum Hamburg unterstützt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen und Handwerksbetriebe bei der Digitalisierung.

Ines Woermann vom Deutschen Innovationsinstitut diind, das in Hamburg vor allem den Mittelstand in Digitalisierungsfragen berät und unter anderem KI-Schulungen anbietet, nennt Beispiele: „Intelligente Energienetze, sogenannte Smart Grids, können mithilfe von KI den Energieverbrauch optimieren, indem sie Strom aus erneuerbaren Quellen effizient verteilen. Dies reduziert Energieverluste und senkt den CO2-Ausstoß.“

Die Firma Nash Renewables ist unter anderem auf diesem Gebiet tätig. Auch im Eigenheim kann KI Ressourcen und Geld sparen. 1Komma5° bietet seiner Kundschaft Solaranlagen, Wärmepumpen, Stromspeicher und Wallboxen an – und vernetzt all diese Komponenten miteinander. Das Start-up wird seit Sommer 2023 mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet und plant für 2026 den Börsengang.

Eine andere Hamburger Idee aus dem Energie-Sektor: Das Unternehmen ANNEA nutzt KI, um digitale Zwillinge von Windturbinen und Solaranlagen zu erstellen. Durch die Analyse von Vibrationsdaten in Antriebssystemen kann die Anwendung zukünftige Ausfälle bis zu 365 Tage vorhersagen und Leistungsminderungen erkennen. Was Wartungen erleichtert und die Energieproduktion maximiert.

In der Landwirtschaft gewinnen KI-Anwendungen ebenfalls rasant an Bedeutung, weil man mit ihnen präzise Vorhersagen zu Wetter, Bodenqualität und Ernteerträgen treffen und so Wasser oder Düngemittel gezielter einsetzen kann. Auch die Kreislaufwirtschaft setzt immer mehr auf KI, indem sie mit Vision-basierten Systemen, die digitale Bildern, Videos und andere visuelle Eingaben auswerten, Recyclingprozesse automatisiert und verbessert.

Gründer Dr. Colin Bien_c_WeShyft
WeShyft
Dr. Colin Bien, Mitgründer und Geschäftsführer von WeShyft

#Mit anderen Worten: Künstliche Intelligenz sortiert den Müll. Sie hilft außerdem dabei, Ökosysteme zu schützen, indem sie Naturschutzgebiete kartiert, überwacht oder – im urbanen Ökosystem – Staus durch Verkehrsfluss-Management vermeidet.

Ein Produkt, das menschliche Ressourcen schont, hat das Start-up WeShyft ins Leben gerufen. Dr. Colin Bien, Wirtschaftswissenschaftler mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt, gründete es Mitte 2021 mit seinem Partner Urs Thielecke. Mit 16 Mitarbeitenden wenden sich die beiden an derzeit etwa 15 000 Unternehmen in Deutschland, die laut EU zu einem CSRD-Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet sind (CSRD = Corporate Sustainability Reporting Directive). Eine Zielgruppe, die mit ausgeweiteter Berichtspflicht in den kommenden Jahre wachsen dürfte.

Bien und Thielecke haben eine KI gestützte Software entwickelt, die solche Berichte anfertigt. „KI-Tools können Prozesse wie ESG-Datenerfassung und Textgenerierung weitgehend automatisieren“, sagt Bien. „Sie lassen sich präzise auf spezifische Regelwerke trainieren und können dadurch bürokratische Aufwände erheblich reduzieren. Sie können auch Analysen von Daten vereinfachen und verbessern, Optimierungsvorschläge ableiten und Compliance-Checks durchlaufen.“

WeShyft wendet sich vor allem an den Mittelstand, weil das Hamburger Unternehmen eine enge persönliche Betreuung der Kunden und vor allem eine Nachbearbeitung der KI-Berichte durch Fachleute bietet. Schon für einen vierstelligen Betrag könne man sich diese Dienstleistung einkaufen, so Bien. Und sich danach im Sinne der eigenen Nachhaltigkeit entspannen.


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