Sozial-Wirtschaft

Nachhaltig zu wirtschaften ist mehr als nur ein Ideal. EU- und Bundesgesetze schreiben bald auch kleinen und mittleren Betrieben ein Wertesystem vor. Worauf ist zu achten?
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Von Eric Leimann, 5. August 2022 (HW 4/2022)

Ein grünes, nachhaltiges Leben und Arbeiten zu etablieren, wird eine der größten Kraftanstrengungen der nächsten Jahrzehnte. Laut einer Studie von zeb research erfordert die nachhaltige Transformation in Deutschland ein Investitionsvolumen von rund 330 Milliarden Euro pro Jahr. Von 2020 bis 2050 wird mit über 9,6 Billionen Euro gerechnet – fast das Fünffache der Kosten der deutschen Wiedervereinigung seit 1990. So verpflichtet sich die EU über ihren „Green Deal“, bis zum Jahr 2050 die Nettoemission von Treibhausgasen auf null zu reduzieren.

Thorsten Rathje_c_Volksbank Hamburg
Volksbank Hamburg
Thorsten Rathje ist seit Herbst 2020 Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank.

In Deutschland soll es bereits 2045 so weit sein. Die Taxonomie-Verordnung der EU wurde bereits in deutsches Recht überführt. Sie sieht vor, dass Unternehmen nicht mehr nur ein finanzielles „Reporting“ betreiben, sondern ihren Stakeholdern (Aktienhabenden, Kapitalgebenden, Mitarbeitenden, Kundschaft, Kooperierenden) auch zu ökologischen und sozialen Belangen regelmäßig Auskunft erteilen. Für kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden besteht bereits jetzt eine Pflicht zu „nichtfinanziellen Berichterstattung“, für kleine und mittlere Unternehmen wird es ab dem ersten Halbjahr 2026 so weit sein.

Doch schon vorher, so erwarten Expertinnen und Experten, wird sich dem Sog des CSR(Corporate Social Responsibility)-Nachweises, der unser Wirtschaften bedeutend verändern wird, kaum ein Unternehmen entziehen können. Sei es, weil man sich bei der Bank einen Kredit holen möchte, und auch deshalb, weil Kundschaft und Öffentlichkeit danach fragen. Thorsten Rathje, Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank, empfiehlt deshalb auch kleineren Betrieben, sich jetzt schon mal mit dem Thema zu beschäftigen: „Die Taxonomie-Verordnung wird Auswirkungen auf die Kreditvergabe haben. Großbetriebe wissen das schon lange und haben zum Teil eigene Abteilungen dafür. Doch auch kleine und mittlere Unternehmen sind gut beraten, sich mit CSR-Fragen und Taxonomie-Anforderungen vertraut zu machen.“ 

Wollen Sie Energie sparen oder effizienter einsetzen? Hier listet die Handelskammer zahlreiche Hilfsangebote auf. Auf der Internetseite können Sie auch Termine mit den Energie- und Umweltberater:innen vereinbaren, die kostenlos in die Betriebe kommen, um eine Einstiegsberatung zu leisten und über Fördermittel aufzuklären. Zum Thema Taxonomie und CSR bietet die DIHK ein gut verständliches Dossier an.

Mit anderen Worten: Wer als Betrieb nachweisen kann, dass er in Richtung Nachhaltigkeit und soziale Verantwortlichkeit handelt, bringt sich als Geschäftspartner in eine deutlich bessere Position. Selbst kleinste Unternehmen wie die berühmte Pizzeria um die Ecke können etwas tun. Sich zum Beispiel Fragen stellen wie: Woher beziehe ich mein Mehl, meinen Kaffee, meinen Strom? Und – sollte man Essen ausliefern: Welche Fahrzeuge benutze ich dafür – Autos, Motorräder oder Fahrräder? Habe ich intelligente Thermostate, die am Ruhetag die Heizung runterfahren oder welche Möglichkeiten gibt es – in mittelgroßen Betrieben – sich in Sachen Compliance- oder Government-Strategie transparenter oder sozialer aufzustellen? Was könnte man zum Beispiel gegen Mobbing oder Diskriminierung tun?

Die Handelskammer lädt Unternehmen dazu ein, sich hinsichtlich der Energieeffizienz beraten zu lassen. Dass sich Nachhaltigkeit und soziales Wirtschaften als Modeerscheinungen erweisen, die bald wieder verschwinden werden, ist ausgeschlossen. Wirtschaft muss grüner und sozialer werden. Das ist kein frommer Wunsch, sondern längst Gesetz.

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