Starthilfe für Gründende

Ob Luftfahrt, Logistik oder Künstliche Intelligenz: Fast in jeder Branche unterstützen „Entwicklungshelfer“ wie Inkubatoren („Brutkästen“) und Acceleratoren („Beschleuniger“) Start-ups beim Sprung in den Markt.
Jan-Marius Komorek
Der Inkubator Music WorX von Hamburg Kreativ Gesellschaft und der Behörde für Kultur und Medien bietet Start-ups aus dem Bereich Musik und Tech neben finanzieller Förderung auch  Workshops, Coachings und ein Mentoren-Netzwerk.

Von Lena Johanna Philippi, 27. September 2024 (HW 5/2024)

Ein Unternehmen, das schnell wachsen und rentabel wirtschaften soll, lässt sich nicht aus dem Ärmel schütteln. Neben Marktanalysen, der Zielgruppendefinition, dem Finden von Kooperationspartnern und der Entwicklung eines optimalen Unternehmenskonzeptes inklusive Marketingstrategie gibt es viele Aspekte, die von Gründenden beachtet werden wollen.

Informieren und bewerben

Im Gegensatz zu Venture-Capital-Gebern bieten Inkubatoren und Acceleratoren nicht einfach nur Startkapital an, sondern auch Profiwissen für die Gründung und Zugang zu wichtigen Netzwerken. Gründende müssen sich aktiv bewerben und sollten sich vorab genau informieren, welches der jeweiligen Programme am besten zu ihrer Geschäftsidee passt. Wichtige Kriterien sind Phase der Unternehmensentwicklung, Branchenfokus und geografische Lage. Mehr Infos über Hamburger Programme finden Sie hier

Acceleratoren und Inkubatoren setzen genau hier an. Sie unterstützen Start-ups dabei, ihr Geschäftsmodell auf sichere Beine zu stellen. Welches der beiden Förderprogramme für sie jeweils geeignet ist, hängt davon ab, in welcher Phase sich ihr Unternehmen aktuell befindet.

Inkubatoren („Brutkästen“) unterstützen Start-ups in einer frühen Etappe, oft noch vor ihrer Gründung. Der Fokus liegt auf dem „Ausbrüten“ des Geschäftsmodells und dem Aufbau des Unternehmens, das über einen längeren Zeitraum hinweg ein professionelles Coaching und Zugang zu Ressourcen wie Arbeitsräumen und Tools erhält. Zudem kann es sich mit anderen Start-ups austauschen. Zuweilen gibt es auch finanzielle Unterstützung.

Acceleratoren hingegen sind „Beschleuniger“. Sie helfen bestehenden Start-ups, schneller zu wachsen, indem sie sich auf die Skalierung und eine schnelle Markteinführung konzentrieren. Das Geschäftsmodell wird verbessert, Angebote und Produkte werden geschärft, erste Projekte umgesetzt, Teams auf Wachstumskurs gebracht.

Der Fokus bei Acceleratoren liegt auf der Gewinnung von Investierenden und Kundschaft, um in kurzer Zeit marktreife Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln. Die Unterstützung dauert in der Regel drei bis sechs Monate und kann auch finanzielle Hilfe beinhalten.

Laut der Internetplattform „Startup City Hamburg“ kommen in der Hansestadt aktuell auf 1506 verifizierte Start-ups 48 Inkubatoren, Acceleratoren und „Company Builder“. Letztere konzentrieren sich nicht auf Start-ups, sondern auf etablierte Firmen, die neue Geschäftsmodelle entwickeln wollen. Die Auswahl an potenzieller Unterstützung ist in Hamburg also nicht klein.

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Oliver Reetz/Hamburg Kreativ Gesellschaft
Als Music-WorX-Projektmanagerin ist Marie Schreiber bestens mit der Musikszene vertraut. Sie weiß, dass Start-ups an der Schnittstelle von Musik und Technologie eine treibende Kraft hinter Innovation und Fortschritt in der Musikindustrie sind.

Allerdings sind die einzelnen Start-up-Programme auch auf unterschiedliche Branchen zugeschnitten. Das „Airbus Scale Accelerator Programm“ etwa ist auf die Skalierung von fortgeschrittenen „Later Stage“-Start-ups mit innovativen Ideen aus dem Luftfahrtbereich spezialisiert. Das Accelerator-Programm „Comdirect Start-up Garage“ wiederum legt seinen Fokus auf frühe Phasen von FinTech-Ideen.

Der „Foodlab Accelerator“ ist das erste Programm für Food-Start-ups in Hamburg. „HK100“ bringt Start-ups und „Gamechanger“ im Bereich Logistik und Mobilität zusammen. Der „AI.STARTUP.HUB Hamburg“ unterstützt Start-ups mit Fokus auf „Applied AI“, der Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft, und beim „Next.Generation Inkubator“ lernen Gründende alles, was sie zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee und zur Gründung eines Unternehmens brauchen.

Music WorX“ ist ein Programm von Hamburg Kreativ Gesellschaft und der Behörde für Kultur und Medien sowie Europas erster öffentlich finanzierter Inkubator für Start-ups aus dem Bereich Musik und Tech. Jedes Jahr haben hier vier Start-ups in ihrer Frühphase die Chance, ihre Geschäftsidee für den Markt fit zu machen. Das dreimonatige Programm bietet neben finanzieller Förderung eine Reihe an Workshops und Coachings sowie ein Mentoren-Netzwerk.

„Wie andere Wirtschaftszweige befindet sich auch die Musikindustrie seit Jahren im Wandel“, erklärt Music-WorX-Projektmanagerin Marie Schreiber. Neue Technologien, ein verändertes Konsumverhalten, soziale Medien und neue Geschäftsmodelle beschäftigten die Branche. „Start-ups an der Schnittstelle von Musik und Technologie sind eine treibende Kraft hinter Innovation und Fortschritt in der Musikindustrie. Sie können die Art und Weise, wie wir Musik erschaffen, teilen und erleben, mit neuen Geschäftsideen revolutionieren.“

Ein Start-up, das Music WorX unterstützt hat, ist Soundvest. Der Gründer Philipp Klotz überzeugte die Jury mit seiner einzigartigen Idee: Menschen mit Geld investieren in hochwertige klassische Musikinstrumente, die wiederum von Musikern und Musikerinnen gespielt und instand gehalten werden, die sich den Kauf eines solchen Instrumentes nicht leisten können.

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Vivi d´Angelo/Foodlab
Das foodlab in der HafenCity unterstützt Food-Start-ups mit einem Gastro-Accelerator-Programm. Zudem können sie dort außer einem Coworking-Space Küchenplätze zum Kreieren und Produzieren von Food-Innovationen nutzen. Auch besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse gemeinsam zu testen.

„Wir bieten Investoren eine Anlageform, die nicht nur finanziell rentabel ist, sondern die auch eine bedeutende soziale Wirkung hat“, so Philipp Klotz. Die Zusammenarbeit mit MusicWorX sei für ihn ein Meilenstein gewesen. „Während des Programms konnten wir unsere anfängliche Idee zu einem vollständig validierten Geschäftsmodell weiterentwickeln – und das mit ersten zahlenden Kunden. Diese Transformation war nicht nur ein wichtiger Schritt für unser Wachstum, sondern auch ein Beweis für die Relevanz und Tragfähigkeit unseres Konzeptes.“

Durch MusicWorX wurde der Soundvest-Gründer außerdem auf die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) aufmerksam. Die kürzlich erhaltene sechsstellige Finanzspritze aus dem InnoFinTech-Programm ist ein weiterer, wichtiger Schritt des Start-ups von einer innovativen Geschäftsidee hin zu einem erfolgreichen Hamburger Unternehmen.


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