Streifzug durch die Vielfalt

Cafés und Restaurants, weitläufige Parks und kulturelle Attraktionen, kleine Läden und herrliche Wasserblicke: Hamburg glänzt mit Vielfalt und Lebensfülle. Die HW unternimmt einen Rundgang durch die Quartiere einer lebenswerten Stadt.
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Das Elbinselquartier im Inselpark Wilhelmsburg ermöglicht Wohnen direkt am Wasser.

Von Heiner Schote, 2. August 2023 (HW 4/2023)

Hasselbach by_Christian Kerber
Christian Kerber
Conrad Hasselbach, Inhaber des gleichnamigen Eppendorfer Schuhgeschäftes

Endlich Sommer! Eine gute Zeit, durch Hamburg zu flanieren. Schließlich gibt es hier viel zu entdecken: charmante Gaststätten, ausgedehnte Grünflächen, neu gestaltete ehemalige Industriegebiete und nicht zuletzt eine vielfältige Einzelhandelslandschaft. Zum Beispiel am Eppendorfer Baum: Hier laden freitags die Stände des seit 1949 bestehenden Isemarktes unter dem alten Hochbahn-Viadukt dazu ein, sich mit frischem Gemüse aus dem Hamburger Umland einzudecken. Und etwas weiter locken zahlreiche inhabergeführte Fachgeschäfte zum Bummeln und Einkaufen.

Wer zum Beispiel bei Conrad Hasselbach Shoes & Garment vorbeischaut und mit dem Inhaber ins Gespräch kommt, stellt schnell fest, dass er außer für Schuhmode ein besonderes Faible für seine Kundschaft hat, die er, so sein Anspruch, stets individuell berät. „Ich beobachte eine wachsende Zahl von Menschen, die von weither, auch aus dem Ausland, zum Einkaufen nach Eppendorf kommen“, sagt Hasselbach. Kein Wunder, schließlich finden sich hier etwa zahlreiche edle Mode- oder Feinkostgeschäfte, und man kann zum Shoppen bequem weiterschlendern.

Die Quartiere rund um die Außenalster – von der Langen Reihe über den Mühlenkamp und Eppendorf bis Eimsbüttel und ins Schanzenviertel – bilden einen der größten zusammenhängenden Einzelhandelsstandorte Deutschlands. „Hier ist die 15-Minuten-Stadt schon Wirklichkeit“, ist Hasselbach überzeugt. „Die Stadt, in der die Menschen innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß oder mit dem Fahrrad alles finden, was städtisches Leben ausmacht: Wohnen, Arbeiten und Freizeit.“ Diese Qualität gelte es zu bewahren und weiterzuentwickeln.

Zur Förderung des eigenen Standortes kann dabei auch Marketing beitragen. Wie es gelingt, den speziellen Charakter eines Quartieres nach außen zu kommunizieren, zeigt etwa der benachbarte Lehmweg in Hoheluft-Ost. Vor wenigen Jahren schlossen sich hier die Unternehmen zu einer Interessengemeinschaft zusammen und verliehen ihrem Quartier einen weltläufigen, wunderbar passenden Namen: „Das kleine Notting Hill Hamburgs“. Mit einer liebevoll gezeichneten Karte präsentiert sich das Quartier samt seiner zahlreichen Fachgeschäfte auf Flyern und im Internet – ein buntes Spektrum an Läden, Cafés und Restaurants.

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Harburg Marketing e.V.
Die 1650 angelegte Lämmertwiete in Harburg bietet einen bunten Mix aus historischen Fachwerkhäusern, Bars und Restaurants.

Unterwegs in einer grünen Stadt

Erwachsene und Kinder, die es im Sommer etwas grüner lieben, sind im Tierpark Hagenbeck gut aufgehoben. Dessen Ursprünge liegen 175 Jahre zurück. Seither hat er sich immer wieder verändert, von der Eröffnung des ersten gitterlosen Tierparks der Welt im Jahr 1907 bis zur Einweihung der Elefanten-Freilaufhalle (2006), des Tropen-Aquariums (2007) und des Eismeers (2012), in dem sich die Eisbären tummeln und das allen, die dem Sommer entfliehen möchten, zumindest optisch eine Alternative bietet.

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Sara Lappe
Das „Kleine Notting Hill Hamburgs“ im Lehmweg feierte im Juni ein „Midsummer Event“ mit Unterstützung der örtlichen Interessengemeinschaft.

Doch große Naturgebiete und begrünte Anlagen wie der Tierpark finden sich nicht nur in Stellingen – schließlich besteht rund ein Viertel der Hamburger Landesfläche aus Landschaftschutzgebieten. Im Westen, im Jenischpark, weitet sich der Blick auf Elbe und Elbmarschen, während im Norden der Duvenstedter Brook, im Osten die Boberger Niederungen und im Süden die Fischbeker Heide zu Spaziergängen oder Radfahrten einladen. Ähnlich wie im Blankeneser Treppenviertel geht es hier bergauf und bergab. In der Heide finden sich die Reste einer in der Eiszeit entstandenen Endmoräne. Noch wenig bekannt ist der Inselpark, der 2013 im Rahmen der Internationalen Gartenschau (IGS) auf der Elbinsel Wilhelmsburg entstanden ist. Heute bietet der Park – einer der schönsten in Hamburg – viele ruhige Orte, kleine Seen und einige Cafés.

Auf ans Wasser!

Doch im Süden Hamburgs lässt sich noch mehr erkunden, zum Beispiel der Harburger Binnenhafen. Wo noch vor gut zehn Jahren Hafenumschlag und Gewerbe dominierten, haben sich inzwischen Wohnungen und Gastronomiebetriebe dazugesellt. Um die Entwicklung weiter zu unterstützen und den Hafen zu einem „zukunftsfähigen Stadtraum mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und hoher Lebensqualität“ zu entwickeln, wurde er Ende 2022 vom Senat als Fördergebiet im „Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung“ (RISE) festgelegt.

Am Wasser, vor allem am Lotsekai und am Kanalplatz, sitzen heute junge Leute und genießen die Abendsonne, während andere im Restaurant ein Menü in drei Gängen zelebrieren. Den Mittelpunkt des Quartieres bildet die Schlossinsel – einst die Residenz einer Nebenlinie der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, die nach und nach befestigt wurde. Im 19. Jahrhundert wurden die Festungsgräben in einen Dockhafen umgewandelt, der mit dazu beitrug, dass Harburg zu einer bedeutenden Industriestadt wurde. Eine Zäsur brachte 2013 die Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA Hamburg). Seither wird hier auch gewohnt, zum Teil in Häusern, die Architekturinteressierte regelmäßig besuchen.

Am 23. August findet in der Handelskammer von 9 bis 13 Uhr unter dem Motto „Die Zukunft des Handels: Wie ergänzen sich Mensch und Maschine?“ das Hamburger Handelsforum statt. Emotion und Empathie spielen im Handel eine große Rolle. Aber auch in diesem Bereich gibt es Prozesse, die Maschinen schnell und kostengünstig erledigen. Die Veranstaltung versucht herauszufinden, wie sich Mensch und Maschine gut ergänzen. Beispiele aus der Unternehmenspraxis zeigen, wie Groß- und Außenhandel erfolgreich sein können. Die Begrüßungsworte spricht Britta Mohr-Rothe, IKEA Deutschland GmbH & Co. KG, Niederlassung Hamburg-Altona, und Vorsitzende des Handelsausschusses der Handelskammer. Zur Anmeldung geht es hier.

Anziehend ist auch der Stadtteil Bergedorf. Gerade in den zunehmend heißen Sommermonaten bietet sich für alle, die aus der City starten, eine Schiffsreise in die früher eigenständige Stadt an, etwa ab Sandtorhöft mit der „Bergedorfer Schifffahrtslinie“ (siehe auch den HW-Artikel „Am Wasser gebaut“). Das historische Quartier rund um den Bergedorfer Hafen, in dem etwa die ab dem 16. Jahrhundert entstandene charmante St. Petri- und Pauli-Kirche liegt, soll als RISE-Fördergebiet bis 2025 mit städtischer Unterstützung und Bürgerbeteiligung weiter verschönert und entwickelt werden. Doch schon heute verlocken hier Cafés, Restaurants und die kleinen Geschäfte im angrenzenden Sachsentor, der Hauptgeschäftsstraße von Bergedorf – etwa die Kaffeerösterei Kaffee Timm, deren Inhaberin Elke Timm unter anderem Champagnertrüffel im Angebot hat.

Kultur und Bürgerbeteiligung: St. Pauli

Der kleine Rundgang durch unsere bunte Metropole wäre nicht komplett ohne einen Ausflug nach St. Pauli. In den vergangenen Jahren hat sich das Quartier stark gewandelt. Früher amüsierten sich dort vor allem Matrosen während der – damals noch – langen Liegezeiten ihrer Schiffe, heute ist es ein weltweit bekannter touristischer Hotspot. Und neben der überaus vielfältigen Gastronomie-, Musikklub- und Theaterszene – etwa dem einzigen Krimitheater sowie dem ältesten Privattheater der Stadt, dem 1841 gegründeten St. Pauli Theater – gibt es auf St. Pauli noch etliche weitere Highlights. Beim Millerntor begrüßen einen zum Beispiel die einem Tango tanzenden Paar nachempfundenen „Tanzenden Türme“, im September steigt dort das Reeperbahn Festival, und jeden Mittwochabend findet auf dem Spielbudenplatz der in Hamburg einmalige St. Pauli Nachtmarkt statt.

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dennisstracke – stock.adobe.com
Seit 2012 markieren die Tanzenden Türme des Architekturteams von Hadi Teherani den Eingang der Reeperbahn.

An der Gestaltung des Viertels wirkt nicht nur die örtliche, in einem Business Improvement District (BID) zusammengeschlossene Unternehmerschaft mit, sondern auch die Bevölkerung war beteiligt – zum Beispiel beim noch nicht realisierten „Paloma-Viertel“ oder dem Projekt „Park Fiction“ an der Hafenstraße mit seinem wunderbaren Blick über die Elbe. Ein Modell für eine lebenswerte Stadt!

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