„Wir müssen global denken, da die Klimakrise eine globale Herausforderung ist.“

Maximilian Webers, Mitgründer und CEO des Start-ups COLIPI, spricht im „Hamburg 2040“-Podcast mit Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne über Klima-Öl-Gewinnung aus CO2 und Hamburg als Gründungsstandort.
Isadora Tast
 

Fotos von Isadora Tast, 27. September 2024 (HW 5/2024)

Malte Heyne: Ihr wollt mit „Climate Oil“, also mit sogenanntem Klimaöl, die Welt verbessern. Wie würdest du eure Innovation selbst beschreiben? Was ist COLIPI?

Maximilian Webers: COLIPI ist ein Biologieunternehmen und als solches quasi eine moderne Brauerei – aber eine „nüchterne“. Denn unsere Hefe- und Bakterienzellen produzieren keinen Alkohol, sondern Öl. Die Hefe, das kennt man vom Backen, nimmt den Kohlenstoff aus Mehl, aus Stärke. Unsere Bakterie nimmt den Kohlenstoff aus dem Treibhausgas Kohlenstoffdioxid, CO2-Energie bekommt die Bakterie aus Wasserstoff, H2. Und es ist noch Sauerstoff nötig. CO2-Wasserstoff und Sauerstoff kommen in die Bakterie rein, Öl raus. Das macht COLIPI.

Ein ausführlicheres Gespräch zwischen Maximilian Webers und Malte Heyne finden Sie im „Hamburg 2040“-Podcast. Für dieses Format wurde der Wortlaut redaktionell bearbeitet und stark gekürzt.

Spannend. Und wofür kann man das einsetzen? Wo sind die Anwendungsgebiete, und welche Zielgruppen habt ihr dafür im Blick?

Chemisch gesehen kann man sagen, dass das Öl ein Äquivalent zu Pflanzenölen ist. Ich selber habe es schon gegessen. Es schmeckt wie ein Pflanzenöl, es verhält sich wie ein Pflanzenöl. Man kann damit braten. Es kann also zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie angewendet werden. Wir gehen aber zuerst in die Kosmetikindustrie, gefolgt von der Waschmittel- und Home-Care-Industrie, gefolgt von der Biodiesel- und Sustainable-Aviation-Fuel-Industrie …

… die sich um nachhaltigen Luftfahrttreibstoff aus nichtfossilen Rohstoffen dreht. Mit wem arbeitet ihr in der Kosmetikindustrie zusammen?

Auf jeden Fall schon mal mit dem weltgrößten Kosmetikkonzern L’Oreál, speziell mit dessen Green Science Incubator (GSI). Weitere Handlungsfelder, auf denen wir aktiv werden wollen, sind unter anderem Green Shipping und auch Green Aviation.

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Isadora Tast
 

Die arbeiten beide mit E-Fuels, also mit synthetischen Kraftstoffen, die mit elektrischer Energie aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden. Wir gehen genau in diese Kerbe, da auch wir eine Art E-Fuel entwickelt haben – also einen Kohlenwasserstoff aus Wasserstoff und CO2, der verbrannt werden kann.

Und der ist klimaneutral.

Fast klimaneutral. Wenn man ihn verbrennt, wird ja das CO2 irgendwann wieder in die Atmosphäre entlassen. Und natürlich braucht man, um aus CO2, Sauerstoff und Wasserstoff ein Öl zu machen, erst einmal Anlagen – Stahl, Beton, Elektrizität. Aber wir haben mal eine Life Cycle Assessment gemacht, eine Lebenszyklusanalyse. Und da war ein Kilogramm Öl von uns mit 0,3 Kilogramm CO2 verbucht. Im Vergleich dazu hat ein Kilogramm Palmöl vier Kilogramm CO2-Fußabdruck im besten Fall.

E-Fuels werden nicht komplett den ganzen Benzin- oder anderen Fuel-Verbrauch heutzutage ersetzen. Autos sind besser aufgehoben mit Batterien. Aber wenn man Langstreckenflüge hat, dann werden wahrscheinlich E-Fuels immer noch den Vorrang haben.

Maximilian Webers (36) ist Mitgründer und Geschäftsführer der COLIPI GmbH. Der gebürtige Rügener studierte Biotechnologie in Berlin und Kanada sowie Wirtschaftswissenschaften an der TU München. Er war Projektma nager bei DKSH in Jakarta, Strategieberater bei Capgemini und Teamleiter in einem Mobilitäts-Start-up in Berlin. 2022 zog er für COLIPI nach Hamburg.

Es gibt ja die Verordnung über nachhaltige Flugzeugtreibstoffe (ReFuel Aviation) der EU, die vorschreibt, dass ab Januar 2025 der Treibstoff, den Flugzeuge an großen Flughäfen in der EU tanken, mindestens zwei Prozent nachhaltigen Kraftstoff enthalten muss. Ab 2030 muss zudem eine Subquote von mindestens 1,2 Prozent synthetischer Kraftstoffe (E-Fuels) erfüllt werden. Batterien oder Wasserstofftanks werden bei Langstreckenflügen noch lange keinen Einzug halten. Bei Kurz- oder Mittelstrecke vielleicht.

Wie ist die Resonanz in der Industrie?

Die ist herausragend. Wir reden tatsächlich mit den weltgrößten Kosmetik-, Home-Care- und Laundry-Konzernen sowie der Lebensmittel- und Fuel-Industrie. Die Fragen sind aber immer zwei: Wie viel könnt ihr liefern, und zu welchem Preis? Wenn wir Wasserstoff für ein bis zwei Euro pro Kilogramm bekommen, können wir zu einem Palmölpreis produzieren.

Palmölpreise sind immer noch ein bisschen teurer als Erdöl, aber die Gesetzgebung wird sich auch dahingehend ändern, dass es CO2-Steuern gibt, die ansteigen. In der Bundesrepublik sind wir bei Benzin, Heizöl und Gas seit dem 1. Januar 2024 bei 45 Euro pro Tonne, die Vereinten Nationen schlagen aber 100 Dollar pro Tonne vor. Und dann werden fossile Verbrennungsstoffe teuer und unsere Fuels noch günstiger im Vergleich.

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Isadora Tast
 

Auch der Ressourcenverbrauch spielt ja eine Rolle. Für Palmölplantagen wurden schon Millionen Hektar Regenwald abgeholzt und damit unter anderem Lebensraum für Tiere zerstört. Jetzt habt ihr eine Gründung hier am Tempowerkring in Harburg und wollt euch als vielleicht noch kleiner David einer gigantischen Aufgabe widmen. Seht ihr tatsächlich eine Chance, hier von Hamburg aus einen Beitrag zu leisten, die Welt ein Stück besser zu machen?

Ja, diese Chance besteht. Und darum stehen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen jeden Morgen auch auf und kommen motiviert hierher. Wir hätten uns auch vor drei Jahren niemals träumen lassen können, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das Portemonnaie so weit aufmacht und es eine Rekordförderung von 4,1 Millionen Euro gibt.

Das war das Größte, was bis dato vom EXIST-Forschungstransfer-Programm ausgezahlt worden ist. Auch die Stadt Hamburg vertraut uns und hat uns mit dem IFB-InnoRampUp eine 150 000-Euro-Förderung gegeben. Die IFB selbst ist bei uns ebenfalls in der Seed-Runde investiert. Also das Vertrauen und die Hoffnung sind da.

Es ist nicht nur Hoffnung: Gerade in den letzten zwei, drei Wochen haben wir maßgebliche Durchbrüche hier im Labor erreicht. Wir können genau messen, wie schnell die Bakterien wachsen, wie viel Wasserstoff da reinfließen muss. Was ist die Performance des Systems? Und was wir jetzt berechnet haben, gibt wirklich Grund zur Hoffnung.

Du erwähntest die Förderprogramme. Reichen die aus? Wie beurteilst du die Rahmenbedingungen am Start-up-Standort Hamburg?

Der Gründungsstandort Hamburg ist vergleichsweise gut in der Bundesrepublik. Das rührt einerseits daher, dass Hamburg die zweitgrößte Stadt ist mit einer sehr, sehr hohen Lebensqualität. Das ist durchaus ein Grund für Talente, hierherzuziehen. Die möchten nicht im ländlichen Raum wohnen, sondern wenn es ein Biotechnologieunternehmen gibt, das aus CO2 Öle macht, also eine tolle Vision hat, und dann noch eine attraktive Stadt im Hintergrund ist, dann wird auch gar nicht so stark über Löhne verhandelt, weil man vielleicht gegen einen Konzern mit IG-Metall-Löhnen nicht mithalten kann.

Das ist durchaus ein Standortfaktor. Wir sind hier in Harburg gleich im Einzugsraum von der TU Hamburg, wir sind ja selber eine Ausgründung der TU. Die Hälfte des Teams sind Absolventen der TU Hamburg, und auch das ist ein Standortvorteil für uns. Dann ist für uns auch ein Vorteil, dass Hamburg das Ziel hat, der größte Wasserstoff-Standort in Deutschland zu werden.

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Isadora Tast
 

Ihr habt ja auch international ein paar Erfahrungen. Wo sind eure Wettbewerber? Gibt es Gegenden, in denen Gründungen noch erfolgreicher sind, wo sie noch bessere Bedingungen als hier?

Tatsächlich pflege ich natürlich eine Excel-Tabelle mit Mitstreitern, um eine Übersicht zu behalten. Es gibt kaum Start-ups oder Firmen, die eine ähnliche Technologie haben wie wir. Die Kombination aus genau diesem Bakterium, das wir nutzen, mit diesem patentierten Bioreaktor, den wir haben, ist weltweit einmalig. Start-ups, die eine ähnliche Variante haben, aber mit anderen Bakterien arbeiten, findet man zum Beispiel in den USA. Da gibt es zwei Start-ups, die ungefähr auf gleichem Level sind wie wir.

Wir werden Hamburg immer verbunden bleiben, und nach unseren jetzigen Visionen werden wir auch immer hier ein Team haben.

 

Deren Vorteil liegt darin, dass die größere Fördermöglichkeiten bekommen. Also in den USA ist der Risikoappetit der Investoren größer. Das heißt, man kann durchaus schon Millionenbeträge mit einer PowerPoint-Präsentation bekommen.

Und hier hatten wir schon für unsere erste Finanzierungsrunde eine gründliche Due-Diligence-Prüfung durch die Investoren, unter anderem vom High-Tech Gründerfonds (HTGF), von der Stadt Hamburg durch die IFB und der Nidobirds Ventures GmbH, auch ein Hamburger Venture-Capital-Fonds.

Und wie ist so die Resonanz der der Hamburger-VC-Szene hier auf euch?

Also, wir haben bis jetzt vier Privatinvestoren drin, und davon sind zwei Hamburger, also ein guter Teil der Investoren.

Letztes Jahr durftet ihr im Sommer an einem vierwöchigen Accelerator-Programm des Plug and Play Tech Centers im Silicon Valley teilnehmen. Was für Erfahrungen habt ihr dort gesammelt? Wie blickt man im Valley auf Hamburg?

Das war ein großes Learning, ein tolles, professionelles wie auch privates Abenteuer. In der Bay Area haben wir gelernt, dass Mut und richtiges Storytelling sehr, sehr wichtig sind. Ich kam da an mit einem Pitch, der auch übrigens hier in Deutschland funktioniert hat – mit diesem Pitch haben wir unsere Seed-Investitionen auch von Hamburger Investoren bekommen. In den USA wurde er mir völlig zerrissen.

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Isadora Tast
Malte Heyne (li.) im Podcast-Gespräch mit Maximilian Webers.

Ich saß dort in diesem Raum – das war ein Einzelgespräch mit einer Coachin –, und schon nach einer Folie sagte sie doch wirklich „Stop! You know, it’s done“. Aber ich habe es sportlich genommen, weil das die Profis sind. Es geht um die Narrative. Mir wurde gesagt: Keinen interessiert, was das für eine Bakterie ist oder ob das überhaupt eine Bakterie ist. Sag einfach nur, ihr braut Öl aus CO2: CO2 ist ein „bad carbon dioxide – you produce a good oil!“. Story ist sehr, sehr wichtig. Und auch, dass man groß denkt, sich nicht immer vom Realismus auffressen lässt.

Denn um diese Klimaziele zu erreichen, muss man schon hyperüberzeugt sein, das wirklich zu schaffen. Auch die Klimaziele 2040 sind sehr straff. Man muss mutig sein. Die amerikanischen Investoren sind das: Sie investieren in eine Idee, noch bevor man irgendein Patent hat. Und das ist etwas, was man auch nach Europa, nach Deutschland, nach Hamburg transformieren kann. Seid mutig, gründet!

Jetzt, da ich in dieser sehr glücklichen Situation bin, denke ich manchmal: Warum gründen nicht viel mehr Menschen? Denn anders als in den USA beispielsweise hat man hier ein soziales Auffangnetz. Wenn man es nicht schafft und es nicht skaliert, gut, dann kriegst du vielleicht mal Arbeitslosengeld, und danach bekommst du wieder einen Job oder machst ein zweites Start-up. Aber es ist nicht schlimm, und dir passiert persönlich nichts.

COLIPI wurde 2021 als Projekt der TU Hamburg gestartet und 2022 als GmbH ausgegründet. Das Start-up hat eine einzigartige Technologie entwickelt, die CO2 in umweltfreundliches Öl umwandelt. Dieses soll Erd- und Palmöl in der Kosmetik-, Chemie-, Lebensmittel- und Kraftstoffindustrie ersetzen. COLIPI wird von der EU, dem Bund, der Stadt Hamburg sowie von Investoren wie dem High-Tech Gründerfonds, der Hamburgischen Investitions- und Förderbank, Nidobird und Stefan De Loecker gefördert. Zum Gründerteam gehören neben Maximilian Webers die Wissenschaftler Philipp Arbter, Tyll Utesch und Jonas Heuer.

Aber es heißt ja, dass man in Deutschland beim Scheitern so einen Makel hat, während man in den USA sagt: „Fail faster, succeed sooner“. Habt ihr Sorge vor so etwas?

Für uns jetzt bei COLIPI sind das keine Sorgen. Wir fokussieren uns erst mal auf die Wissenschaft. Und wir haben auch keine Sorge, zu versagen. Wobei ich mich nach dieser Rekordförderung durch das BMWK und auch durch die Stadt Hamburg sehr den Steuerzahlern verpflichtet fühle. Es wäre für mich schon sehr, sehr traurig, wenn wir das nicht durch die Decke kriegen. Und wie gesagt, unsere Laborergebnisse sagen, es kann funktionieren.

Die Frage war vorhin noch, ob man in der Bay Area nach Hamburg guckt: Ich würde sagen, ja. Aber in der Bay Area gibt es viel mehr Gründungen und deutlich mehr Funding, also Finanzierung. Man könnte durchaus sagen, dass die Start-ups und die Investoren 90 Prozent ihrer Zeit dort verbringen, sich dann noch zu acht Prozent auf der ganzen anderen Welt umgucken und dann vielleicht noch zwei Prozent in Deutschland. Diese Zahlen sind völlig aus dem Hut gezaubert, aber vielleicht illustriert es die Dimensionalität.

Die Handelskammer setzt sich ja dafür ein, dass die Hamburger Wirtschaft bis 2040 klimaneutral wird. Glaubst du, dass das möglich ist?

Ganz stark, aus vollem Herzen! Es wird aber sehr anstrengend, und zwar noch viel anstrengender, als viele Bürgerinnen und Bürger sich vorstellen können. Auch die Narrative in den Medien müssen sich da noch etwas anpassen, denn momentan hört sich das oft an wie ein „Nice to Have“ an. Nein, dafür müssen wir mit voller Kraft aktiv sein. Und das heißt tatsächlich auch „Ja“ zu Elektrofahrzeugen zu sagen und eben nicht in der Stadt mit SUVs fahren.

Das wird sich langfristig auch über den Preis regeln. Wir haben es mal durchgerechnet: Ein fairer und machbarer Preis von E-Fuels könnte so bei drei bis vier Euro pro Liter liegen. Natürlich weiß ich, dass die Welt jetzt schon bei zwei Euro pro Liter Benzin stöhnt. Aber wenn die CO2-Steuer voll reinschlägt, wird auch das teurer werden.

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Isadora Tast
 

Wenn die Erderwärmung weiter zunimmt, steht den Menschen irgendwann das Wasser im wahrsten Sinn des Wortes bis zum Hals. In Hamburg vielleicht nicht so schnell; aber in Städten wie Bangkok, Singapur oder Jakarta wird das eher passieren, weil der Meeresspiegel steigt.

Dann wird die Motivation, etwas dagegen zu unternehmen, noch größer. Und dann sagt man auch „Ja“ zum Vier-Euro-Benzin. Das ist also eher ein Zeitspiel. Wir müssen jetzt als Start-up so lange überleben, bis die Gesetzgebung und die Bevölkerung entsprechend bereit sind, solche Änderungen in Kauf zu nehmen. Dazu wird auch die zunehmende Anzahl der negativen Wetterphänomene beitragen.

Wo geht die Reise hin, habt ihr schon die nötigen Produktionskapazitäten? Wo steht ihr in fünf bis zehn Jahren?

Wir wollen im nächsten Jahr die „Series-A-Runde“ beschließen, neues, frisches Kapital einwerben, um das Team zu verdoppeln, vielleicht von 13 auf 20, vielleicht auch auf 26, und auch um unsere Produktionskapazitäten zu vergrößern. 2028 ist unser Ziel, dass unsere Carbon-Utilization-Technologie marktreif ist.

In der Bay Area haben wir gelernt, dass Mut und richtiges Storytelling sehr wichtig sind.

 

Spätestens dann wollen wir auch ein Pilotkraftwerk haben, vielleicht in der Größe eines Blockheizkraftwerks, das technologische Daten liefert und Vertrauen schafft, weil wir damit weltweit Industrien ansprechen wollen, die CO2-Emissionen haben: Müllverbrennungs-, Bioethanol-, Biogas-, Zementanlagen, Kunststoffproduktion und ähnliche. Die müssen in Zukunft tendenziell viel mehr, vielleicht sogar 100 Euro pro Tonne CO2 zahlen. Und wir sagen denen: Nehmt euer CO2 und macht daraus einen zusätzlichen Umsatz. Dafür gebt uns eine kleine Lizenzgebühr.

Denn wir werden sicherlich nicht die zwei- bis dreistelligen Milliardenbeträge haben, um der ganzen Welt diese Kraftwerke, diesen ganzen Beton, diesen ganzen Stahl zu finanzieren. Industrielle Biotechnologie ist anlageninvestitionsintensiv, und darum ist das Lizenzmodell das Wichtige. Bis 2040, haben wir gesagt, möchten wir durch unsere Technologie die Produktion von vielen Millionen Tonnen Öl aus CO2 ermöglichen. Wie gesagt, nicht mit eigenen Anlagen, aber mit unserer Technologie, die dann bei CO2-Emittenten funktioniert und wirkt.

Kannst du mal einordnen, was das im Volumen für den Weltmarkt bedeuten würde?

Das ist schon ein einstelliger Prozentteil des gesamten heutigen Erdölbedarfs.

Wie hoch ist denn der Verbrauch?

Aktuell liegt der Verbrauch bei 4,5 Milliarden Tonnen Erdöl pro Jahr. Das ist schwer zu greifen in Badewannen oder gar Wasserflaschen. Ich habe das mal mit der Außenalster ausgerechnet. Es ist 1300-mal das Volumen der Alster pro Jahr an Erdölverbrauch. Wenn man sich erst mal vorstellt, dass dieser Wasserkörper unter einem in Erdöl umgerechnet jedes Jahr verbraucht und im schlimmsten Fall zu drei Vierteln verbrannt wird, dann weiß man erst mal, was das für Dimensionen sind.

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Isadora Tast
 

Was würdest du dir mit Blick aufs Jahr 2040 vom Wirtschaftsstandort Hamburg wünschen? Gibt es genügend Anreize für euch, hier zu expandieren?

Wir werden Hamburg immer verbunden bleiben. Und nach unseren jetzigen Visionen werden wir auch immer hier ein Team haben, sei es jetzt das steuerzahlende Headquarter oder ein gewisser Forschungsbereich. Tendenziell müssen wir aber global denken, genauso wie die Klimakrise eine globale Herausforderung ist. Und wir müssen dahin gehen, wo die größten CO2-Emittenten sitzen – unter anderem in Indien, China, Russland und den USA. Und diese Märkte müssen wir uns erschließen, also werden wir auch dahin expandieren.

Was wir uns in Hamburg wünschen, ist zumindest für die nächsten vier, fünf, sechs Jahre noch mehr Fläche, noch mehr Kapazität für Teams, neue Büros hier im Tempowerk. Und wir brauchen Starkstrom, am besten Grünstrom – und Wasserstoff, der dann hoffentlich aus Moorburg geliefert wird, sowie ein Wasserstoffnetzwerk; eben diese Pipelines, die auch hier in Hamburg ausgebaut werden. Ich glaube, sogar hier im Tempowerk ist ein Endpunkt. Wir fühlen uns hier also sehr zu Hause und werden hier auch noch weiter wachsen. 


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