Mit Freude am Prüfen

Die ehrenamtliche Arbeit der Prüferinnen und Prüfer ist für die Aus- und Fortbildung essenziell. Doch auch Unternehmen profitieren, wenn sie ihre Mitarbeitenden für diese wichtige Tätigkeit freistellen.
v.l. Ausbilder Stefan Schmoldt und Auszubildender Simon Hintze
Anneke Wolther/Aurubis
Bei Aurubis in Hamburg begannen im vergangenen Herbst 75 Azubis und duale Studierende ihre Ausbildung. Hier im Bild zu sehen: Ausbilder Stefan Schmoldt (li.) und der Auszubildende Simon Hintze.

Von Clemens Gerlach, 4. April 2025

Die Handelskammer sucht ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer für die berufliche Aus- und Fortbildung. Geeignet ist, wer im Prüfungsgebiet sachkundig ist und mindestens halbtags arbeitet. Zum Zeitpunkt der Berufung darf die Regelaltersgrenze für den Renteneintritt noch nicht erreicht sein. Prüfende müssen in der Metropolregion Hamburg wohnen oder arbeiten. Ein dreiköpfiger Prüfungsausschuss ist paritätisch besetzt – mit je einem Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sowie der Lehrenden. Bei Interesse senden Sie bitte eine E-Mail an ausbildungsberatung@hk24.de. Mehr Informationen erhalten Sie hier.

Die Stimmung könnte kaum besser sein: „Es ist immer eine tolle Atmosphäre, wenn wir mündliche Prüfungen bei uns im Haus haben“, sagt Budnikowsky-Personalleiter Garvin Vollmer. „Selbstverständlich sind Anspannung und Aufregung vorher groß, aber wir versuchen, sie den Prüflingen zu nehmen. Am Ende sind alle happy, wenn sie bestanden haben.“ Für Vollmer steht fest: „Es ist ein tolles Gefühl, mit dazu beizutragen, dass jemand seine beste Leistung bringt.“

Budnikowsky ist seit 1912 inhabergeführt, mittlerweile in der dritten und vierten Generation der Familie Wöhlke. „Schon immer hat Ausbildung bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Da ist es gute Tradition, dass wir Mitarbeitende bei Bezahlung für Prüfungen freistellen“, berichtet Vollmer. Er selbst hat Anfang 1998 bei Budni begonnen, seit 2012 ist er Personalleiter des Drogerieunternehmens. Dieses begrüßte im August 2024 in Hamburg 41 neue Auszubildende aus acht Herkunftsländern – und beschäftigt in der Hansestadt und in Berlin insgesamt 85 Azubis im Verkaufs-, Einzelhandels- oder Drogeriefach.

Dass sich Betriebe wie Budnikowsky so stark beim Prüferehrenamt beteiligen, ist von existenzieller Bedeutung. „Die Prüferinnen und Prüfer sichern durch ihre Tätigkeit die hohe Qualität des dualen Ausbildungssystems und leisten damit einen wichtigen Beitrag, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ihr Einsatz trägt außerdem maßgeblich zur Standortsicherung bei“, sagt Klaus Mansutti, in der Handelskammer Leiter der Abteilung „Ausbildung und Prüfungsorganisation“.

Christoph Wöhlke Hochformat (BUDNIJulia Schwendner)
© Julia Schwendner // ThisIsJulia Photography, instagram.com/thisisjuliaphotography
Für Budnikowsky-Geschäftsführer Christoph Wöhlke ist es selbstverständlich, dass sich sein Unternehmen stark am Prüferehrenamt beteiligt.

Auch beim Metallproduzenten Aurubis ist es schon seit mehreren Jahrzehnten gängige Praxis, sich aktiv im und für das Prüfungssystem zu engagieren. „Wir sind stolz, am Standort Hamburg konsequent in die Ausbildung und Nachwuchsförderung von Menschen zu investieren und damit unserer sozialen Verantwortung als Unternehmen und guter Nachbar nachzukommen“, betont Nils Gerstenkorn. Er kam 1992 zu Aurubis, absolvierte dort eine Ausbildung als Industriemechaniker und ist seit bald neun Jahren Ausbildungsleiter.

„Unsere Mitarbeitenden sind in etlichen Prüfungsausschüssen vertreten“, sagt Gerstenkorn. Neben den von Aurubis selbst ausgebildeten Berufen wie Chemielaborant oder Verfahrenstechnologe (jeweils „m/w/d“) prüfen sie auch Auszubildende in weiteren Berufszweigen wie Zerspanungsmechaniker oder Mechatroniker. Bei Weiterbildungsberufen, etwa Aus- und Weiterbildungspädagoge oder Industriemeister Chemie und Metall, ist Aurubis ebenfalls vertreten.

Für Arbeitgeber hat die Unterstützung des Prüferehrenamts durch das Freistellen von Prüfenden eine Reihe von Vorteilen, betont Klaus Mansutti. „Unter anderem sorgt das Ehrenamt für eine sehr gute Vernetzung innerhalb der Branche beziehungsweise eines Expertenkreises. So ist garantiert, dass die freigestellten Mitarbeitenden fachlich immer auf dem neuesten Stand sind.“

Für Budnikowsky-Geschäftsführer Christoph Wöhlke ist das Engagement seines Unternehmens selbstverständlich: „Wir sind der Überzeugung, dass die Mitarbeit in den Prüfungsausschüssen der Handelskammer entscheidend ist, um jungen Menschen eine fundierte Berufsausbildung zu ermöglichen.“ Das Einzelhandelsunternehmen engagiert sich dabei entsprechend der Zahl der Auszubildenden, die ihren Abschluss machen wollen, und stellt dafür so viele Stunden bereit, wie für die Prüfungen erforderlich sind.

Nils Gerstenkorn (Aurubis)
Jörg Brockstedt/Aurubis
Nils Gerstenkorn ist seit fast neun Jahren Ausbildungsleiter bei Aurubis.

„Wenn sich mehrere Unternehmen in ähnlichem Maße engagieren würden, könnten wir gemeinsam sicherstellen, dass ausreichend Prüfer zur Verfügung stehen und die Prüfungen reibungslos verlaufen“, ist Wöhlke überzeugt. Denn der Bedarf an Prüfenden ist groß – und mit dem Ausscheiden der „Boomer“-Generation aus dem Arbeitsleben wird die Nachfrage weiter anwachsen.

Wer sich entschieden hat, ehrenamtlich in Aus- und Fortbildungsprüfungen einzusteigen, mag oftmals nicht mehr aufhören. Rund 3500 Prüfende hat die Handelskammer. „Etliche sind schon sehr lange dabei, manche bis zu 40 Jahre. Das sehen wir immer wieder bei den Prüfer-Ehrungen“, weiß Mansutti. Er betont, ihr gesellschaftlicher Beitrag könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Für Unternehmen könnte es von Interesse sein, aktiv mit diesem Engagement zu werben und auf entsprechende eigene Initiativen zu verweisen.“

Auch Aurubis-Ausbildungsleiter Gerstenkorn plädiert für eine breitere Informationsarbeit. „Wir sehen mehr Aufklärung und Kommunikation über die Möglichkeiten von Ehrenämtern als wichtig an. Dies ist ein Instrument, damit sich Menschen gemeinnützig einbringen können.“ Sein Unternehmen gewinnt erfolgreich Nachwuchskräfte über digitale Aktivitäten, insbesondere Beiträgen in sozialen Medien. In Hamburg begannen hier 75 Azubis und duale Studierende in zwölf Berufen im Herbst 2024 ihre Ausbildung.

Bei Budnikowsy kommen die Prüfenden zumeist aus dem Personal- oder Schulungsbereich. Sie verfügen über reichlich Erfahrung, die sie gerne an die Fachkräfte von morgen weitergeben. „Wir schätzen deren Engagement sehr und fördern es intensiv“, sagt Budni-Personalleiter Vollmer. „Wir freuen uns über steigende Ausbildungszahlen und haben eine hohe Übernahmequote. Wir machen so weiter, das ist gar keine Frage.“


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