Seit dem Beginn des Öffnungskurses im Jahr 2016 hat sich der deutsche Warenaustausch mit Usbekistan bis 2022 auf 1,4 Milliarden Euro verdreifacht. Allein im vergangenen Jahr kletterten die deutschen Ausfuhren um 130 Prozent, während gleichzeitig die Importe aus Usbekistan um 55 Prozent zunahmen. Für Deutschland ist Usbekistan bereits jetzt der zweitwichtigste Absatzmarkt in Zentralasien und hat mit 35 Millionen Einwohnern – das entspricht in etwa der Bevölkerungszahl von Polen – das Potenzial, zum größten zu werden. Auch als Einkaufsmarkt wird das rohstoffreiche Land immer attraktiver. Besondere Chancen liegen unter anderem in den Bereichen Chemieerzeugnisse, Textilien, Landwirtschaft und aufgrund der strategischen Lage in der Logistik.
„Usbekistan wird als östlicher Brückenkopf nach China und Asien und als alternativer Standort zum russischen Markt weiter an Gewicht gewinnen“, erklärte dazu Manfred Grundke, Vorstandsmitglied und Sprecher des Arbeitskreises Zentralasien im Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V., der zusammen mit der Handelskammer Hamburg und der Botschaft der Republik Usbekistan kürzlich zum Wirtschaftsforum „Tag der usbekischen Wirtschaft in Hamburg“ in den Albert-Schäfer-Saal der Handelskammer einlud.
Mit bedeutenden Gästen: Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust begrüßte gemeinsam mit Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank den usbekischen Premierminister S. E. Abdulla Aripov und eine hochrangige Wirtschaftsdelegation. Bei der Eröffnung der Veranstaltung unterstrich Aust die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den zentralasiatischen und europäischen Partnern angesichts großer globaler Herausforderungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen geopolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen. Die Situation unterstreiche, wie wichtig es sei, Lieferketten zu diversifizieren und neue Märkte und Partnerschaften zu erschließen. Usbekistan könne durch seinen Rohstoffreichtum, die große Ressource an Arbeitskräften sowie die strategische Lage für die Logistik eine wichtige Rolle spielen.
Nach Grußworten von Katharina Fegebank und Prof. Dr. Peer Witten vom Ost-Ausschuss übernahm der Ehrengast das Wort. In seinem Impuls sprach Aripov über die unumkehrbaren Reformprozesse in seinem Land. Die Rahmenbedingungen für die ausländischen Investoren seien nachhaltig verbessert worden, dies sehe man auch an der wachsenden Zahl deutscher Unternehmen, die sich im Land engagieren. Usbekistan setze auf deutsches Know-how und deutsche Technologie, um die eigene Industrie zu modernisieren und zu diversifizieren.
Das Wirtschaftsforum startete mit einem Kurzvortrag des Vorsitzenden der usbekischen Industrie- und Handelskammer, Davron Vakhabov, der über das positive Investitionsklima in Usbekistan sprach. Das robuste Wirtschaftswachstum des Landes unterstrich auch Akmalkhon Ortikov, Geschäftsführer der staatlichen Privatisierungsagentur, in seinem Kurzbeitrag.
Das erste Panel thematisierte Fragen der Logistik und des Transports. Moderator Eduard Kinsbruner, Regionaldirektor Zentralasien des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft e. V., begrüßte auf dem Panel Abdusamat Muminov, stellvertretender Minister für Transport, Khusnutdin Khasilov, Vorsitzender der Uzbekistan Railways AG, Yekaterina Ryabushko, Head of International Governance der DB Cargo Eurasia sowie Valerian Braziler, Geschäftsführer der Hamburger Stravex Transport- und Handelsgesellschaft mbH.
Die Diversifizierung der Lieferwege – sei es per Straße, Schiene, Wasser oder Luft, für die sich Usbekistan einsetzt, stand im Mittelpunkt der Diskussion. Die Regierung Usbekistans nutzt die Möglichkeit zur Entwicklung des mittleren Korridors und leitet eine aktive zwischenstaatliche Zusammenarbeit durch regelmäßige bilaterale Besuche und die Unterzeichnung von Memoranden zur Minimierung von Zöllen und Grenzübertrittshindernissen mit den Regierungen Aserbaidschans, Georgiens und der anderen zentralasiatischen Staaten ein. Die Konferenzgäste profitierten vom offenen Erfahrungsaustausch zwischen den Vertreterinnen und -vertretern der Politik und der Unternehmen. Allgemeine Einschätzung: Der Hamburger Hafen sei dafür prädestiniert, eine große Rolle als Knotenpunkt in der Logistikkette zu spielen.
Im zweiten Panel, das von Mirco Nowak, Sprecher des Arbeitskreises Osteuropa der Handelskammer Hamburg und CEO der LUNO Export & Logistic Services GmbH moderiert wurde, ging es um Handel und Industrie in und mit Usbekistan. Die Hamburger Wirtschaft wurde hier gleich durch zwei Unternehmensvertreterinnen repräsentiert: Stephanie Meier-Sydow, Director Sales CIS Countries and Turkey, vertrat Jebsen & Jessen Industrial Solutions GmbH, Corinna Horndahl, Geschäftsführerin und Leiterin Produktentwicklung, die Teamdress Holding GmbH. Von usbekischer Seite nahmen Ilkhom Khaydarov, Vorsitzender des Verbandes „UzTextilindustrie“, sowie ein Vertreter aus der Agrarwirtschaft am Panel teil.
Khaydarov gab einen kurzen Überblick über die aufstrebende usbekische Textilindustrie, die sich vollumfänglich an internationale Arbeitsnormen angepasst habe und sich für die kommenden Jahre zum Ziel gesetzt habe, die Nachhaltigkeit der Branche voranzutreiben. Horndahl berichtete, dass das Berufsbekleidungsunternehmen Teamdress gerade eine Firma in Usbekistan gegründet habe, um dort längerfristig produzieren zu können. Perspektivisch solle nach Möglichkeit auch der Rohstoff Baumwolle aus dem Land beschafft werden, um geringere Lieferwege zu haben. Dies sei essenziell auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Infos zum Außenhandel
Die Handelskammer unterstützt Firmen, die im Außenhandel aktiv sind oder werden wollen, mit einer Vielzahl von Angeboten, darunter Tipps für die Import- und Exportpraxis, aktuelle Rechtsinfos, Bescheinigungen, Hilfe bei der Anbahnung von Geschäftskontakten. Eine Übersicht finden Sie hier. Im Standardwerk „K und M – Konsulats- und Mustervorschriften“ sind auch Infos zu Usbekistan enthalten.