Könnt ihr mit einfachen Worten beschreiben, was genau euer Unternehmen macht?
Wir entwickeln Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel. Unsere bewährte und einfach skalierbare Technologie nutzt den natürlichen Prozess der Verwitterung von Kalkstein. Genaugenommen speichern wir CO2 im Wasser und nutzen damit das Potenzial der Ozeane als größte Kohlenstoffsenke unseres Planeten.
Die beschleunigte Verwitterung von Kalkstein (AWL, „Accelerated weathering of limestone“) ist eine Reaktion, bei der Kohlendioxid (CO2) mithilfe von Kalkstein (CaCO3) „neutralisiert“ wird. Diese Reaktion kommt in der Natur immer, überall und in großem Umfang vor.
Allerdings erstrecken sich die Zeitskalen der natürlichen Kalksteinverwitterung über Tausende von Jahren. Mit der von uns entwickelten Technologie beschleunigen wir diesen Prozess extrem, sodass auch große Mengen CO2 innerhalb von wenigen Minuten „unschädlich“ gemacht werden können.
Das heißt, die Natur macht es vor, wir beschleunigen den Vorgang lediglich. Das Ergebnis dieser chemischen Reaktion ist Hydrogencarbonat (HCO3). Es kann Zehntausende von Jahren in den Ozeanen gespeichert werden und hat eine positive „heilende“ Wirkung gegen ihre Versauerung.
Was war eure Motivation, Planeteers zu gründen?
Der von den Menschen verursachte Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, vor der wir heute stehen. In diesem Zusammenhang ist es von zentraler Bedeutung, wie wir es als Menschheit schaffen können, unsere CO2-Emissionen von derzeit 40 Milliarden Tonnen pro Jahr drastisch zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es unterschiedliche Ansätze: Verhaltensänderung, Vermeidung sowie technologische Innovation.
Angelaufen ist die Reihe „HW-Start-up des Monats“ im Mai 2023. Hier finden Sie sämtliche Unternehmen, die wir bislang in dieser Rubrik vorgestellt haben.
Wir glauben, dass die Technologie zumindest ein Teil der Lösung sein muss. Aus diesem Grund haben wir die Planeteers gegründet. Unser Team verbindet viel Erfahrung aus Industrie, Beratung und Unternehmertum mit modernster Forschung. Allein in unserem Gründerteam tragen wir mit mehr als 70 Jahren einschlägiger Berufserfahrung dazu bei, die Wissenschaft in die Anwendung zu bringen und die weltweiten Probleme des Klimawandels zu bewältigen.
Wie finanziert sich euer Unternehmen, und welches sind derzeit eure größten Herausforderungen?
Wir entwickeln skalierbare Technologien zur Entnahme und langfristigen Speicherung von biogenem oder fossilem Kohlenstoff. Diese lassen sich auf den regulierten (als Beispiel sei hier das EU-Emissionshandelssystem genannt) oder freiwilligen Kohlenstoffmärkten verkaufen. Wir erzielen erste, signifikante Umsätze im freiwilligen Kohlenstoffmarkt – hier haben wir unseren Markteintritt festgelegt. Jetzt im September wurden wir beispielsweise vom renommiertesten Verbund „Frontier“ als Lieferant ausgewählt.
Die Technologieentwicklung in einem Climate-Tech-Start-up erfordert aber auch Eigenkapital. Wir haben starke Investoren an unserer Seite, die uns auf unserer Mission unterstützen. Kürzlich haben wir erfolgreich eine bedeutende Seed-Finanzierungsrunde im einstelligen Millionenbereich abgeschlossen.
Die starke Investorengruppe wird angeführt von Impact VC BonVenture, Smart Energy Innovationsfonds von Energy 360°, ClimaNow, Carbon Drawdown Initiative CarbDown sowie von privaten Investoren aus dem Impact Bereich.
Vor uns liegen viele Schritte der Technologieentwicklung, der weiteren Marktvalidierung und der Skalierung unseres noch jungen Unternehmens. Was uns begeistert, ist die Unterstützung, die wir von allen Seiten erfahren, um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
Hamburg spielt dabei eine zentrale Rolle – die Stadt ist für uns kein Standort, sondern unser Zuhause. Hier finden wir Mitarbeitende, Partner und Netzwerke – vor allem aber die Menschen, die uns helfen, unsere ambitionierten Ziele zu erreichen und gemeinsam unseren Planeten lebenswert halten.
Die Planeteers-Gründer
Florian Birner ist Wirtschaftsingenieur der Fachrichtung Elektrotechnik. Seine Karriere begann bei der Robert Bosch GmbH, wo er in verschiedenen Positionen im technischen Einkauf und im Produktionsmanagement tätig gewesen ist. Nach sechs Jahren wechselte er zur Linde AG. Als Senior Manager war er für den Aufbau mehrerer großer, milliardenschwerer Anlagen auf der ganzen Welt verantwortlich. Nach seinem MBA an der WHU Otto Beisheim School of Management gründete Florian Birner in Hamburg das Health-Tech-Start-up meevo Healthcare, das er im Sommer 2022 verließ.
Florian Brinkmann hat einen Hintergrund als Geologe und Geochemiker. Seine Schwerpunkte liegen auf Kohlenstoffkreislauf und Klimaforschung. Er arbeitete etwa acht Jahre lang bei der DEA an CCS-Projekten und an der Gas-Exploration. Nachdem er 2018 seinen MBA an der WHU Otto Beisheim School of Management gemacht hat, gründete Florian Brinkmann mehrere kleinere Softwarefirmen. Im Sommer 2022 beschloss er, seine Erfahrungen im Bereich Klima und Start-ups zu kombinieren und ein Klimatechnologie-Unternehmen zu gründen.
Prof. Dr. Jens Hartmann arbeitet seit 15 Jahren an Themen der Ozean-Alkalität. Er leitet an der Universität Hamburg die Arbeitsgruppe „Aquatische Geochemie“ und ist in führender Rolle an verschiedenen internationalen Forschungsprojekten beteiligt, die sich mit dem Management von gebundenem Kohlenstoff im Meerwasser befassen.
Dr. Frank Rattey ist promovierter Wirtschaftsingenieur der Fachrichtung Maschinenbau. Nach zehn Jahren in der Unternehmensberatung Kearney wechselte er zu Airbus nach Toulouse und später nach Hamburg. Insgesamt zwölf Jahre lang hat er in leitender Position große internationale Teams in den Bereichen Einkauf, Entwicklung, Kundendienst und Qualität übernommen. Zusätzlich sammelte Frank Rattey mit der Gründung von infresh erste Start-up-Erfahrungen im Food-Tech-Bereich.