Hamburgs Tourismus boomt. Im ersten Halbjahr zählte die Hansestadt sogar mehr Übernachtungen als im Vergleichszeitraum vor der Corona-Pandemie. „Die Gäste sind zurück, und auch die Hamburgerinnen und Hamburger nehmen das Angebot gerne an“, erklärt Kammerpräses Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg, am Dienstag beim Hamburger Tourismustag in der Handelskammer Hamburg. Und ergänzt: „Krisen kommen und gehen. Die größte Herausforderung auf absehbare Zeit jedoch ist der Mangel an Fachkräften.“
Die aktuelle Problematik ist offensichtlich. Auf zwei Arbeitskräfte, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, rückt nur eine nach. Gleichzeitig prägen die Jüngeren wie die „Generation Z“ und „Millennials“ den Arbeitsmarkt. Wie die Tourismuswirtschaft für Nachwuchskräfte attraktiv bleibt, war das zentrale Thema beim Hamburger Tourismustag in der Handelskammer. Er stand unter dem Motto „Erfolg durch Unternehmenskultur!“ und bot zahlreiche Best Practices und anregende Diskussionen bis in den Abend.
Einen neuen Ansatz beschreibt das Unternehmen Viva con Agua, das sich 2005 aus einer „spontanen Idee“ heraus gegründet hat, seitdem kontinuierlich gewachsen ist und viele Trinkwasserprojekte weltweit gefördert hat. Im November 2023 feiert es die Eröffnung der „Villa Viva“ in Kooperation mit Heimathafen Hotels – ein 12,5-stöckiges Gasthaus mit 40 Zimmern im Hamburger Münzviertel. Ein Restaurant und Tagungsräume gehören ebenso dazu wie Kunst- und Musikfestivals sowie soziale Projekte im Stadtteil. „Tourismus ist immer auch Stadtentwicklung“, sagt Benjamin Adrion, Gründer der Viva con Agua Foundation. „Wir stellen Resonanz mit der Generation Z her. Unsere Mitarbeitenden stimmen mit unseren Unternehmenswerten überein. Sie geben ihr Bestes, weil sie sich mit dem großen Ganzen identifizieren“, so Adrion. „Das ist auch wirtschaftlich sinnvoll.“
„Unternehmenswerte sind ein gutes Recruiting-Tool“, bestätigt André Vedovelli, Geschäftsführender Direktor des Hotels Atlantic Hamburg, der in den vergangenen Jahren vor einigen neuen Herausforderungen stand – etwa mit einzelnen Gästen, die selbst am Empfang kaum noch vom Smartphone aufgucken. Oder auch in Gesprächen mit Auszubildenden, die fragten, ob sie auf unbedachte Bemerkungen von Gästen reagieren dürften. „Selbstverständlich“, rät Vedovelli und verweist auf Wertschätzung und Vertrauen, das er allen Teams zu jeder Frage entgegenbringe. Dieser Respekt setze neue Potenziale frei, um Menschen neu zu begeistern. Aber Werte sind nicht Mittel zum Zweck, sondern „die Leitplanken eines wertvollen und erfolgreichen Miteinanders“, ergänzt er. „Wenn wir diese Herausforderung annehmen, dann vollziehen wir den ‚Change’, den unsere Gesellschaft so dringend braucht.“
Einsichten aus einer anderen Branche bringt Thomas Voigt, Kommunikationschef der Otto Group, der einen krassen „Kulturwandel“ beschreibt: „Jede Veränderung braucht einen exogenen Schock“, ist er überzeugt. Bei Otto war es ein heftiger Umsatzeinbruch in 2015. Durch neue Formate der Mitarbeiterführung – mehr Austausch und Zusammenarbeit, mehr Kommunikation, mehr Freiräume und Beteiligung am Erfolg – hat sich der Konzern vom etablierten Onlinehandel zum erfolgreichen Marktplatzanbieter gewandelt. „Veränderung ist kein Projekt, sondern ein Prozess“, so Voigt. Dies gelingt nur, wenn die Mitarbeitenden „mitgenommen“ werden, Bindungen und ein Gemeinschaftsgefühl entstehen. „Heute haben wir unsere Fühler dort, wo Digitalisierung und Transformation stattfinden.“
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Einen Überblick über die Informationsangebote der Handelskammer Hamburg zu Tourismus und Freizeit finden Sie auf dieser Seite.