„Es gibt allen Grund, optimistisch zu sein“, so lautete das Fazit des Hamburger Wirtschaftssenators Michael Westhagemann, als er seine Rede über Gegenwart und Zukunft des Hamburger Hafens beim Internationalen Hafensymposium beendete. Die Wellen an Herausforderungen, die durch internationale Krisen, Wettbewerb und langfristige Erneuerungsprozesse in den Bereichen Digitalisierung und Klimapolitik unaufhaltsam auf den Hamburger Hafen zurollen, konnte der parteilose Politiker zwar nicht ganz glätten – die Sicherheit, dass sich Hamburger Wirtschaft und Landespolitik den Problemen stellen wollen, sorgte bei den rund 300 Teilnehmenden der Veranstaltung jedoch für Applaus.
Unter dem Titel „The Future of Ports“ referierten und debattierten beim Symposium Fachgrößen und Entscheidungstragende aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung über erfolgreiche Hafenentwicklung, die Vereinbarung von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sowie wegweisende Ansätze internationaler Hafenprojekte. Im Zentrum der Veranstaltung die Frage: Wie geht es für den Hamburger Hafen in Zukunft weiter?
Der Hafenentwicklungsplan wird aktuell von der Behörde für Wirtschaft und Innovation gemeinsam mit der Hamburg Port Authority erarbeitet. Bis zum Jahr 2040 soll er den Erfolg des Hamburger Hafens sichern und stärken. Neben einer Reihe von infrastrukturellen Projekten ist ein Ziel des Planes, den Hafen als wichtigen Standort für Online-Handel (E-Commerce) zu erschließen. Waren sollen in Zukunft vom Hafen aus autonom an Verbraucher:innen geliefert werden – über die Straße, über das Wasser und mit Drohnen durch die Luft. Die gesamte Ausarbeitung folgt dem Leitbild „Stadthafen – klimaneutral und nachhaltig wachsend“.
Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust richtete sich mit einem nachdrücklichen Appell an die Politik und stellte klar, dass der Entwicklungsplan, der den Hafen zum Innovationsmotor der gesamten Hamburger Wirtschaft machen soll, unbedingt umzusetzen sei. „Und um diese Idee zu realisieren, brauchen wir die Unterstützung der Bundesregierung. Es muss eine Ermöglichungskultur geschaffen werden, keine Kultur des Zauderns“, sagte Aust mit Blick auf notwendige Infrastrukturprojekte und angestrebte Terminalbeteiligungen ausländischer Investoren.
Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher unterstützte den Präses, hob ebenfalls die Wichtigkeit des Hafenentwicklungsplans hervor und richtete drängende Worte an Berlin: „Der Hafen hat ein großes Potenzial für die Energiewende und den Import von grünem Wasserstoff, für Digitalisierung und neue, innovative Geschäftsfelder. Dafür brauchen wir aber ein stärkeres Engagement der Bundesregierung.“
Es gibt allen Grund, optimistisch zu sein.
Michael Westhagemann
Die Energiewende und die damit geplante Reduktion von Emissionen spielte auch in der Hafenanalyse von Tim Power vom unabhängigen maritimen Beratungsunternehmen Drewry eine Rolle. Der Brite stellte klar, dass Klimaneutralität ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Zukunft des Hamburger Hafens sein werde. Im Übrigen sehe er die Perspektiven des Hafens wegen seiner exzellenten Hinterlandanbindung positiv. Herausforderungen existierten eher auf Managementebene, wo in Zukunft weiter Digitalisierungsprozesse zielgerichtet in den Hafenalltag zu integrieren seien.
Auch in der Preispolitik und bei der Kapazität des Hafens gebe es Handlungsbedarf, betonten die Top-Manager Peter Wolf (CMA CMG) und Rolf Habben Jansen (Hapag-Lloyd). Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority, räumte ein, dass der Hafen sich weiter Erneuerungsprozessen stellen müsse, machte aber auch deutlich: „Mit der konsequenten Digitalisierung unseres Hafens und der globalen Vernetzung mit den größten Häfen der Welt haben wir uns eine gute Wettbewerbsposition geschaffen.“ Ziel sei es nun, die Lieferketten im Hafen krisensicher zu machen und dem durch den demografischen Wandel drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Einen Blick auf internationale Lösungsansätze bezüglich der von Power und Meier beschriebenen Herausforderungen ermöglichten die Vorträge von Führungspersönlichkeiten der Häfen aus Antwerpen, Göteborg und Tanjung Pelepas in Malaysia. Bei einer gemeinsamen Paneldiskussion der Hafenmanager wurde schließlich deutlich, dass schnell umgesetzte Infrastrukturprojekte essenziell seien, um den aktuellen Wettbewerb mit einer langfristigen, innovativen und vor allem klimafreundlichen Zukunftsplanung in Vereinbarung zu bringen. Ob diese Katalysatoren dafür sorgen werden, die Bedürfnisse von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu befriedigen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Die kritischen Stimmen aus der Wirtschaft, die auch auf dem Symposium geäussert wurden, tauchen in dem Artikel gar nicht auf. Die Frage, warum CMA CGM eine Terminalbeteiligung verwehrt wird, COSCO aber umworben wird, wurde von HPA und HHLA unbeantwortet gelassen. Von der Zollproblematik ganz zu schweigen, die bei Firmen, die es sich erlauben können, zum Umrouten nach Antwerpen, Rotterdam oder Wilhelmshaven führen.
Ein bischen weniger Lobhudelei, ein bischen mehr Realität, das wäre wünschenswert.