Ist der Hamburger Hafen zukunftsfähig?

Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e. V., und Axel Kröger, Geschäftsführender Gesellschafter Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG, antworten kontrovers in der Rubrik „Pro & Kontra“.
Schroptschop/iStockphoto.com
 

Von Frank Schlatermund, 4. April 2025


PRO

Der Hafen ist effizient und modern.

Axel Mattern (59), Vorstand Hafen Hamburg Marketing e. V.
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Hafen Hamburg Marketing e. V.
 

Professionell, effizient, modern und ständig im Wandel – mit diesen Eigenschaften lässt sich der Hamburger Hafen kurz und knapp beschreiben. Sie sind es auch, die ihn zukunftsfähig machen, und zwar in allen Bereichen des Universalhafens.

Das Fundament, auf dem der Hafen aufbaut, sind seine Unternehmen. Mit ihrer Innovationskraft und ihrem Tatendrang sind sie dabei, sich zu modernisieren. Damit einhergehen eine umfassende Digitalisierung und Automatisierung vieler Prozesse, was letztendlich auch der Nachhaltigkeit zugutekommt.

Parallel dazu sind auch auf der politischen Ebene mit dem Hafenentwicklungsplan 2040 feste Eckpunkte für die Zukunftsfähigkeit des Hafens definiert worden, welche gleichzeitig ausreichend Spielraum für eine Anpassung innerhalb dieses Zeitraums bieten.

Einer der Schwerpunkte ist hierbei die Transformation des Hafens hin zu einem Energie-Hub. Damit wird der Hafen zu einem Motor der Energiewende werden. Mit dem Bau eines Elektrolyseurs ist man zudem in der Lage, Wasserstoff innerhalb der Hafenflächen zu produzieren. Die Mengen werden dazu dienen, die Hansestadt, die Metropolregion und weitere Regionen zu versorgen.

Hamburg und sein Hafen gelten als das größte zusammenhängende Industriegebiet Nordeuropas. Für dieses spielen funktionierende und kurze Logistikketten eine entscheidende Rolle. Dass die Ladung „über Hamburg gehen will“, zeigt der hohe Umschlagsanteil von fast 90 Prozent beladener Container. Insbesondere dieser wertschöpfende Bereich wächst seit Jahren und sorgt hier für zunehmende Marktanteile.

Zukunftsfähig machen den Hamburger Hafen auch die exzellenten Anbindungen an das Hinterland. Denn Europas größter Eisenbahnhafen setzt auf den umweltfreundlichen Schienenverkehr, ein Aspekt, der in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.


KONTRA

Der Hafen ist zu teuer.

Axel Kröger (60), Geschäftsführender Gesellschafter Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG
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Spedition Konrad Zippel
 

Sofern die Politik nichts unternimmt, ist die Zukunft des Hamburger Hafens gefährdet. Er steht im internationalen Wettbewerb und gilt als „Tor zum Osten“. Doch der Osten kränkelt derzeit. Und seit Jahren wächst der Containerumschlag in Rotterdam und Antwerpen schneller als hier bei uns. Wir verlieren zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit. Der Hafen ist inzwischen viel zu teuer geworden, was vor allem auf gestiegene Lohnkosten zurückzuführen ist.

Wir brauchen daher mehr Automatisierung, wie am Container Terminal Altenwerder. Das wird auch kommen, das Personal wird weniger werden, nur dauert dieser Prozess sehr lange. Allerdings wartet in der Zwischenzeit niemand auf den Hamburger Hafen. Hapag-Lloyd beispielsweise verlagert sich in großen Teilen nach Wilhelmshaven.

Der Zug ist das Verkehrsmittel der Zukunft, und unsere Stadt verfügt über den größten Eisenbahnhafen Europas. Ein einziger Zug ersetzt 40 Lkw. Doch bei steigenden Preisen wird es zunehmend schwieriger, die Schiene als Produkt zu verkaufen. Die Kunden ziehen den günstigeren Lkw vor.

Hamburg müsste mehr Flexibilität zeigen. Vor allem, was die Bürokratie und das Verkürzen von Wartezeiten betrifft. Wir vermissen eine schnellere Abfertigung. Zudem arbeitet der Hafen mit einem Slot-System. Zum Be- und Entladen verfügen wir über ein Zeitfenster von nur einer Stunde. Steht ein Lkw im Stau, ist der Slot anderweitig vergeben. Dieses Verfahren muss dringend geändert werden.

Die Speditionen sollen dem Hafen Planungssicherheit geben, indem sie Frachtmengen im Voraus schätzen – das können wir überhaupt nicht leisten. Man hat auch nicht darauf reagiert, dass Reedereien Container zum Teil nicht mehr auf Feederschiffen durch das Binnenland transportieren, sondern ihre großen Schiffe direkt nach Danzig schicken.

Zuweilen entsteht der Eindruck, die Politik habe den Hamburger Hafen nicht mehr richtig im Fokus. Für Speditionen und viele andere Dienstleister hängt davon allerdings die Existenz ab. Doch bei aller Kritik: Unser Hafen hat großes Potenzial. Er könnte die Kurve noch kriegen, sofern er schnell und umfänglich reagiert und seine Aufmerksamkeit wieder stärker auf seine Kunden richtet.

Als größter Seehafen Deutschlands ist der Hamburger Hafen eine tragende Säule sowohl der hiesigen als auch der gesamten außenhandelsorientierten deutschen Wirtschaft. Die Sicherung seiner Zukunftsfähigkeit ist für die unmittelbar betroffenen Logistikunternehmen und den gesamten Wirtschaftsstandort Hamburg von herausragender Bedeutung. Die Handelskammer hat daher in einem breiten Beteiligungsprozess der betroffenen Wirtschaftsakteure und Gremien die dazu erforderlichen Rahmenbedingungen diskutiert. Darauf aufbauend entstand das Standpunktepapier „Zukunftsplan Hafen“ im Rahmen der Standortstrategie „Hamburg 2040“.


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