Sollten sich Unternehmen schon jetzt mit den virtuellen Räumen des Metaverse beschäftigen?

Alexander El-Meligi, Co-Founder und Managing-Partner von Demodern, und Friedrich Musolf, Geschäftsführer der 360 Grad Creations GmbH, antworten kontrovers in der Rubrik „Pro & Kontra“.
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Von Frank Schlatermund, 11. April 2023 (HW 2/2023)

PRO

Das Metaverse wächst

Alexander El-Meligi (43), Co-Founder und Managing-Partner Demodern
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Demodern
Alexander El-Meligi, Co-Founder und Managing-Partner Demodern

Ja, definitiv. Bei dieser Art virtuellem Internet agieren Nutzerinnen und Nutzer in einer räumlichen, interaktiven und persistenten 3D-Umgebung. Die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten betreffen mittel- bis langfristig nahezu alle Lebens- und Arbeitsbereiche – von virtuellen Meetings über kollaboratives Arbeiten und E-Learning bis hin zu virtuellen Showrooms, Veranstaltungen und Reisen. Der zunehmende Einsatz von Augmented und Virtual Reality, zum Beispiel im Gesundheitswesen, zeichnet den Weg vor.

Das Metaverse wächst. Bislang gibt es – neben „Horizons“ von Mark Zuckerbergs Meta-Konzern – bereits einige Plattformen wie „Roblox“, „Decentraland“ oder „Sandbox“, aber auch immer mehr firmeneigene Experiences. Diese Evolution der heutigen Internetanwendungen entspricht den Erwartungen einer neuen Generation, die mit dieser Art der digitalen Nutzung vertraut und aufgewachsen ist.

Zahlreiche Branchen und Industrien können ihre Produkte und Dienstleistungen dort auf ein neues Niveau heben. Durch die Integration von Chatbots und KI-Systemen lassen sich beispielsweise der Kundenservice revolutionieren und effizientere Marketingstrategien entwickeln. Die Kombination digitaler Technologien und erhöhter Interaktivität ermöglichen die Entwicklung neuer Geschäftsideen, die Kundinnen und Kunden einzigartige Erlebnisse bieten.

Zudem können Unternehmen globale Märkte ohne physische Präsenz erschließen. Dies kann zu einer signifikanten Erhöhung des Kundenstammes und des Umsatzes führen sowie Kosten einsparen. Die Möglichkeiten des Metaverse sollten frühzeitig genutzt werden, um Geschäftspraktiken und -strategien zu transformieren, sich von der Konkurrenz abzuheben und künftig wettbewerbsfähig zu bleiben.


KONTRA

Es fehlt noch an Benutzerfreundlichkeit

Friedrich Musolf (26), Geschäftsführer 360 Grad Creations GmbH
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Dominik Dietrich / 360 Grad Creations GmbH
Friedrich Musolf, Geschäftsführer 360 Grad Creations GmbH

Das Metaverse ist eine faszinierende Vision. Egal ob Forschung, Kunst oder Bildung: Revolutionspotenzial ist hier definitiv vorhanden. Nicht grundlos setzen Weltkonzerne – allen voran Meta (ehemals Facebook) – auf das Metaverse. Mit unserer Agentur sind wir auf Social-Media-Marketing spezialisiert und versorgen unsere Kundschaft mit Strategien, Kampagnen und Content rund um Instagram, TikTok und Facebook. In diesem Zusammenhang sind wir häufig mit genau dieser Frage zum Metaverse konfrontiert.

Die virtuelle Welt richtet sich momentan an ein technisch sehr versiertes Publikum. Nur wenige Menschen besitzen die erforderliche Hardware für ein immersives Metaverse, das somit für einen Großteil der Bevölkerung vorerst nur eine ferne Vision bleibt. Am Beispiel ChatGPT konnten wir Anfang dieses Jahres sehen, wie schnell sich eine Technologie durchsetzen kann, wenn nur jeder ihren Nutzen versteht und sie einfach bedienen kann – und somit ist klar, dass der Fokus in naher Zukunft auf Künstlicher Intelligenz liegt. Ein Kernproblem des Metaverse ist aus meiner Sicht, dass es noch nicht benutzerfreundlich genug ist. Es fehlt an modischen, populären und preiswerten Lösungen, die mit smarten Lifestyle-Produkten wie der Apple Watch vergleichbar sind und den Einstieg erleichtern.

Ich glaube, dass Firmen sich zwar mit dem Metaverse beschäftigen sollten, dass aber Künstliche Intelligenz und deren Fortentwicklung das nächste große Ding sein werden. Bevor ein Unternehmen viel Budget in die Entwicklung virtueller Räume pumpt, sollte es sich zunächst mit seiner Zielgruppe auseinandersetzen und prüfen, ob sich dieses Investment bereits in einem so frühen Stadium lohnt. Oder ob eher der Weitblick auf andere Technologien ratsam wäre. Trotz aller Begeisterung glaube ich, dass sich die taktische Beobachtung des Metaverse in vielen Branchen (noch) auszahlt.


Das Metaverse (deutsch: Metaversum) ist nichts, in das man einfach nur von außen hineinschaut. Vielmehr ist es ein virtueller Bereich, in dem Virtual-Reality-Technologien es Menschen erlauben, als Avatare miteinander zu interagieren. Es schafft im Kontext eines vernetzten dreidimensionalen Digitalraumes eine Konvergenz (Annäherung) zwischen physischer Realität und virtuellem Raum. Dieses tiefe Eintauchen unterscheidet das Metaverse von herkömmlichen Websites und sozialen Netzwerken. Unter anderem ist es möglich, im Metaverse einzukaufen, zu spielen, zu arbeiten, zu reisen oder sich zu treffen. Sofern das Know-how und die notwendige Technologie vorhanden sind, kann jeder Inhalte erstellen und ins Metaverse setzen.

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