Hoher Besuch am Adolphsplatz: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen besuchte am Freitag das „Internationale Klima-Forum der Hamburger Wirtschaft“ zum 359. Geburtstag der Handelskammer und hielt vor 800 Gästen aus Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur, Verwaltung und Gesellschaft eine vielbeachtete Rede im Börsensaal.
„Klimawandel und Energiewende“, so führte die vehemente Verfechterin eines „Green Deal“ für Klima- und Umweltschutz nach dem Grußwort von Dr. Peter Tschentscher aus, „fordern Mensch und Unternehmen enorme Anstrengungen ab.“ Beides schaffe aber „auch Zehntausende neuer Chancen quer durch Europa“. Und damit kam sie in ihrem ebenso freien wie mitreißenden Vortrag zum eigentlichen Thema der Veranstaltung am Adolphsplatz.
Auf Initiative der Handelskammer hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine wegweisende Studie zu Hamburgs Weg zur Klimaneutralität bis 2040 samt einer Reihe von Handlungsempfehlungen erarbeitet. So sollen den 180.000 Mitgliedsunternehmen der Kammer, aber auch Exekutive und Legislative Orientierungshilfen an die Hand gegeben werden.
Die Ergebnisse stellte der stellvertretende OECD-Generalsekretär Yoshiki Takeuchi vor – und in Zeiten globaler Krisen bieten sie durchaus Anlass zur Zuversicht: Hamburg tauge zur weltweiten Modellregion, lobte der Finanzexperte auf Englisch. Schließlich warte die Wirtschaft nicht auf Regierungen, „sie handelt jetzt“. Im Rahmen der Kammerinitiative „Hamburg 2040: Wie wollen wir künftig leben – und wovon?“ sei die Hansestadt auf gutem Weg, ihre Unternehmen frühzeitig klimaneutral und somit „kosteneffizienter, stressresilienter, ressourcenunabhängiger“ zu machen. Nachhaltigkeit, sagt Takeuchi, „ist eben nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Wirtschaft“. So lautete der Tenor des Tages.
„Klimaneutralität und Wettbewerbsfähigkeit bedingen einander“, meinte auch Kammerpräses Prof. Norbert Aust in seiner Eröffnungsrede und listete ein Bündel rentabler Reduktionsmaßnahmen auf, die Hamburgs Unternehmen voranbringen: Ammoniakterminals zur Wasserstoffgewinnung, Businessmodelle für synthetische Kraftstoffe, die Nutzung von Windenergie für die Ansiedlung innovativer Unternehmen oder auch die Erprobung klimaschonend komfortabler Verkehrssysteme.
Das Potenzial erneuerbarer Energien betonte auch von der Leyen. „Wir wollen ab 2030 jedes Jahr zehn Millionen Tonnen sauberen Wasserstoff selbst erzeugen und weitere zehn Millionen einführen“, führte sie aus, und rühmte: „Das Vorhaben hier in Hamburg ist deshalb ein Vorzeigeprojekt für Europa. Hinzu kommt das neue Auktionssystem der Europäischen Wasserstoffbank. All das wird der gesamten europäischen Wasserstoffwirtschaft einen gewaltigen Schub geben. Und Hamburg ist weit vorne mit dabei.“
Lob für die Handelskammer
Neben dem Lob für Hamburgs Initiativen hatte sie zudem einen Aufruf im Gepäck: Voran gehe es nur, so die EU-Kommissionspräsidentin, „wenn wir alle die Ärmel hochkrempeln – und genau das tut die Handelskammer. Das erfordert Teamgeist, Mut und Durchhaltevermögen. Mit Ihrer sprichwörtlichen hanseatischen Weitsicht haben Sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Mich wundert das nicht. Als älteste Handelskammer in Europa haben Sie die Logik des europäischen Grünen Deals sofort erfasst.“
Das belegte auch die anschließende Podiumsdiskussion: Unter dem Titel „Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Klimaneutralität“ sprach Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne mit Vertretern und Vertreterinnen lokaler Unternehmen. Die Einigkeit in Klimafragen fasste Prof. Michael Otto, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Otto-Gruppe, zusammen: „Wenn wir eine Transformation zur Klimaneutralität wirtschaftlich erfolgreich machen, setzen wir ein wichtiges Zeichen.“ Für unsere Lebensgrundlagen. Und die Zukunft des Standorts.
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Highlight-Video
Aufzeichnung der Veranstaltung
OECD-Studie
Die OECD-Studie zur Klimaneutralität Hamburgs bis 2024 bietet Empfehlungen zu wesentlichen Fragen der Klimawende wie Wasserstoff, Verkehr und Kreislaufwirtschaft in Hamburg. Unternehmen erhalten Hinweise zur Umsetzung klimaneutraler Maßnahmen, der Rolle von Unternehmensnetzwerken und den Möglichkeiten einer effizienteren nicht-fossilen Energieversorgung. Auch der Hafen sowie der für den Wirtschaftsstandort und seine Wettbewerbsstärke wichtige Industriesektor werden thematisiert.
Eine deutschsprachige Kurzfassung und die englischsprachige Komplettfassung der OECD-Studie und eine Video-Aufzeichnung der Veranstaltung sind hier abrufbar.