Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck hat gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und dem Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Dr. Sultan Al Jaber, auf dem Areal des Kupferherstellers Aurubis die erste Wasserstofflieferung aus den VAE in Empfang genommen – mit dem symbolischen Öffnen eines Gashahnes. Der von der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) gelieferte Wasserstoff war in Form des Wasserstoffderivates Ammoniak verschifft und im September von der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) umgeschlagen worden. Im Vergleich zu Wasserstoff lässt sich Ammoniak einfacher, effizienter und kostengünstiger speichern und transportieren.
Es ist der Auftakt einer ganzen Reihe von Wasserstofflieferungen, die Habeck im Frühjahr während einer Reise in die Golfstaaten verhandelt hatte. Geplant ist der Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den VAE. Der Hamburger Senat möchte die Hansestadt zu einem Wasserstoff-Hub machen und plant den Aufbau einer eigenen Herstellung mit Elektrolyseur im Hafen. Die erste Ammoniaklieferung gilt als eine Art „Testlauf“. Sie sei laut Habeck ein „Meilenstein“, denn der chemisch in diesem Ammoniak gebundene Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für mehr Klimaneutralität: Mit Ökostrom hergestellter „grüner“ Wasserstoff soll künftig helfen, auf fossile Brennstoffe in der industriellen Produktion zu verzichten.
Den frisch angelieferten Wasserstoff wird Aurubis für einen ersten, rund achtwöchigen Testlauf zur klimaneutralen Umstellung der Kupferdrahtproduktion einsetzen. Das Unternehmen wolle noch deutlich vor 2050 klimaneutral produzieren, betonte Aurubis-Chef Roland Harings. Mit dem Pilotprojekt solle gezeigt werden, dass der Aufbau einer „blauen“ und in Zukunft „grünen“ Ammoniakwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch möglich sei. Beim jetzt gelieferten Tank handelt es sich noch um sogenannten „blauen“ Wasserstoff, der nicht wie der „grüne“ mittels Erneuerbarer Energien erzeugt wird, sondern mit Erdgas.
Norddeutschland hat bei der Entwicklung von wasserstoffbasierten Lösungen eine Vorreiterrolle.
Malte Heyne
In Deutschland müsse, so Habeck, mehr denn je der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft vorangetrieben werden. Dafür werde eine eigene nationale Wasserstoffproduktion geschaffen, allerdings sei auch dessen Import notwendig. Sultan Al Jaber betonte, dass sein Land viel in die Entwicklung der Wasserstofftechnologie investiert habe und dies zusammen mit den deutschen Partnern auch künftig weiter vorantreiben wolle. Habeck hatte Mitte März in Abu Dhabi mehrere Kooperationen zum Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet.
Während ihres Hamburg-Aufenthaltes besuchten Robert Habeck und Sultan Al Jaber auch die Handelskammer und wurden von Dr. Malte Heyne begrüßt. „Der Besuch von Vizekanzler Robert Habeck und Dr. Sultan Ahmed Al Jaber ist ein wichtiges Zeichen für die gelebte Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten“, konstatierte der Hauptgeschäftsführer. „In diesem Rahmen wurde nun die erste vollständige Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen dem Nahen Osten und Westeuropa vollendet. Das ist ein wichtiges Signal für die Energieversorgung der Zukunft in Hamburg und ganz Deutschland. Besonders freut uns, dass dieses Projekt aus einem unter anderem von der Handelskammer und der Hamburger Wirtschaftsbehörde organisierten runden Tisch im vergangenen Jahr hervorgegangen ist.“
Nur durch internationale Partnerschaften könne eine ausreichende Versorgung der Hamburger Wirtschaft mit Wasserstoff sichergestellt werden, so Heyne weiter. Wie solche Partnerschaften funktionieren können, zeige das Beispiel des Ammoniak-Testcargos, der jetzt am Standort Hamburg in der Kupferproduktion genutzt werde. „Norddeutschland hat bei der Entwicklung von wasserstoffbasierten Lösungen eine Vorreiterrolle. Diese gilt es nun gemeinsam weiter auszubauen. In dieser Phase des Markthochlaufes von ‚grünem‘ Wasserstoff begrüßen wir aus Sicht der Hamburger Wirtschaft ausdrücklich die temporäre Technologieoffenheit für ‚blaue‘ Wasserstoff-Derivate. Nur so können wir die Energieversorgung sicherstellen und die Dekarbonisierung entscheidend beschleunigen. Dafür müssen Planungs- und Genehmigungsverfahren dringend vereinfacht werden.“