Der Termin dauerte nur kurz: Begrüßung im Ehrenhof durch Präses Prof. Norbert Aust und Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne, Eintrag ins Goldene Buch der Handelskammer, Fotos für die Presse vor dem Hauptportal – und schon war alles vorbei. Zum ersten Jahrestag der Gründung des „Paktes für Solidarität und Zukunft“ zwischen Hamburg und Kyiv ließ es sich Dr. Vitali Klitschko nicht nehmen, in der Handelskammer zu erscheinen. Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt wollte sich persönlich bei Norbert Aust und Malte Heyne sowie bei der gesamten Hamburger Wirtschaft für die umfangreiche Hilfe bedanken, die seinem Land seit dem russischen Angriff am 24. April 2022 zuteil wird.
Mit dem „Pakt für Solidarität und Zukunft“ unterstützt die Hansestadt in Zusammenarbeit mit #WeAreAllUkrainians, der Handelskammer und Hanseatic Help Kyiv auf vielfältige Weise. Bislang wurden etwa rund 300 Paletten mit Hilfsgütern, gespendet von Hamburger Bürgerinnen und Bürgern sowie von Hamburger Unternehmen, nach Kyiev geschafft. Auf einem Spendenkonto sind bis jetzt mehr als 170 000 Euro eingegangen, ebenfalls aufgebracht von Privatpersonen und Hamburger Firmen.
Unter www.kyiv.hamburg.de finden Sie Informationen, wie Sie sich an der Hilfsaktion beteiligen können – und können den „Pakt für Solidarität und Zukunft“ im Wortlaut lesen. Die Internetseite wird fortlaufend aktualisiert und steht auch in ukrainischer und englischer Sprache zur Verfügung. In sozialen Netzwerken verwenden die Projektbeteiligten den Hashtag #HamburgKyiv. Informieren können Sie sich auch auf der Seite der Handelskammer.
Hamburgs Polizei und Feuerwehr haben Güter aus ihrem Bestand im Wert von knapp 230 000 Euro in die Dreimillionenstadt am Dnjepr schaffen lassen, unter anderem fünf Rettungswagen, mehr als 1500 Atemschutzmasken und 1400 Lungenautomaten. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konnte die Stadt Hamburg medizinische Erste-Hilfe-Kits und Stromgeneratoren im Gesamtwert von 120 000 Euro für Kyiv beschaffen.
„Kyiv ist Hamburg dankbar – einer Partnerstadt, die die ukrainische Hauptstadt unterstützt und ihr hilft“, so Vitali Klitschko. „Wir schätzen auch die Tatsache, dass Hamburg Ukrainer, die vor dem Krieg geflohen sind, aufgenommen hat und ihnen immer noch hilft. Wir sind dankbar für die humanitäre und wirtschaftliche Hilfe für Kyiv. Wir werden weiter zusammenarbeiten, insbesondere bei der Umsetzung von Projekten der Versorgungssicherheit und dem Wiederaufbau von Kyiv nach dem Krieg.“
Nachdem sich Klitschko und sein Bruder Wladimir, der ihn bei seinem Hamburg-Besuch begleitete, im Kolumbus-Zimmer ins goldene Buch der Handelskammer eingetragen hatten, luden sie Norbert Aust und Malte Heyne zu einem Gegenbesuch nach Kyiv ein. „Wir würden uns freuen, euch durch unsere Heimatstadt führen zu dürfen“, sagten sie. Und Vitali Kitschko ergänzte: „Ich verspreche euch die besten Bodyguards.“
Auch mehr als 400 Tage nach Beginn des russischen Angriffs gilt unsere Solidarität weiter der Ukraine.
Norbert Aust
Hamburg unterstützt Kyiv auch bei der Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur und leistet hierzu technische Beratung. Bereits im März vergangenen Jahres hatte das Unternehmen Hamburg Wasser mit dem ukrainischen Wasserversorger Kyiv Vodokanal eine Betriebspartnerschaft geschlossen. Regelmäßig tauschen sich Fachleute der Unternehmen über den Betrieb der dortigen Hauptwasser-Wiederaufbereitungsanlage aus. Darüber hinaus haben verschiedene Hamburger Institutionen und Behörden Kontakte nach Kyiv geknüpft und bieten ihre Unterstützung an.
Für die kommenden Wochen ist geplant, ein Tagesbetreuungszentrum für Kinder, ein sogenanntes „Day Care Center“ in Kyiv auszustatten. Es soll Kindern, die ihre Eltern verloren haben, flüchten mussten oder vertrieben wurden, einen Zufluchtsort mit psychologischer und sozialpädagogischer Betreuung bieten. Hamburg engagiert sich schon jetzt beim Wiederaufbau der Ukraine und nimmt gemeinsam mit anderen deutschen sowie europäischen Städten an entsprechenden EU-Initiativen teil.
„Zuversicht und Haltung bewahren“, lautet das Statement von Präses Aust anlässlich des Klitschko-Besuches in der Handelskammer. „Auch mehr als 400 Tage nach Beginn des russischen Angriffs gilt unsere Solidarität weiter der Ukraine. Dank unserer Partner im Städtepakt #HamburgKyiv können wir konkrete Hilfe leisten.“ Hamburgs Wirtschaft unterstütze mit Geld- und Sachspenden, darunter beispielsweise medizinische Hilfsgüter, Lebensmittel und Spezialfolie, um vom Kampf beschädigte Fenster abzudichten. Im Rahmen des Städtepaktes sollen, so der Präses, frühzeitig Perspektiven für einen Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur geschaffen und langfristige Wirtschaftsbeziehungen etabliert werden. „Schon jetzt sind wir dabei, ukrainische Produkte nach Hamburg zu holen, um die Ukraine wirtschaftlich zu fördern.“
Bevor Vitali Klitschko die Handelskammer aufsuchte, stattete er Dr. Peter Tschentscher einen Besuch im Rathaus ab. „Die Hamburgerinnen und Hamburger stehen solidarisch an der Seite der Menschen in der Ukraine, die durch die Angriffe Russlands großes Leid und Unrecht erfahren“, konstatierte der Bürgermeister der Hansestadt. „Im ‚Pakt für Solidarität und Zukunft‘ unterstützen wir Kyiv in der aktuellen Notlage und planen die weitere Zusammenarbeit unserer Städte, sobald der Wiederaufbau beginnen kann.“ Es gebe viele Wege, um den Menschen in der Ukraine von Hamburg aus zu helfen. Jeder Beitrag sei willkommen. „Ich danke Bürgermeister Klitschko für seinen Besuch in Hamburg und seinen großen persönlichen Einsatz im Widerstand gegen die russische Aggression, der für uns alle in Europa von größter Bedeutung ist.“
Nachdem sich Vitali Klitschko und sein Bruder Wladimir vor der Handelskammer von Norbert Aust und Malte Heyne verabschiedet hatten, stiegen sie gemeinsam mit Tatjana Kiel und Dörte Kruppa von #WeAreAllUkrainians in einen schwarzen Tesla und fuhren davon. Am Steuer: Vitali Klitschko.