Wirtschaft trifft Generation Klimastreik

Grundlegende Transformation ist nötig

Wie begegnen sich Vertreterinnen und Vertreter der Hamburger Wirtschaft und junge Klimaaktivistinnen und - aktivisten? Die Handelskammer Hamburg hat Wirtschaftsjunioren, weitere Unternehmen, „Fridays for Future“ sowie die Umweltbehörde zu einer Diskussionsrunde eingeladen, um in den wichtigen Austausch zu gehen.
Cornelia Theis / Handelskammer Hamburg
Diskussion in der Handelskammer Hamburg: Klimaaktivist:innen und Wirtschaftsvertreter:innen treffen aufeinander.

Es begann sehr einvernehmlich. „Lassen Sie uns alle Klimaaktivisten werden“, begrüßte Dr. Henner Buhck, Geschäftsführer der Buhck-Gruppe und Vorsitzender des Ausschusses für Energie und Umwelt der Handelskammer Hamburg. Er stellte klar: „Es eilt. Wir nähern uns in voller Fahrt den gefährlichen Kipppunkten des Klimasystems.“ Es sei daher höchste Zeit, aktiv zu werden.

Die Handelskammer Hamburg habe sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 Hamburg mit der Wirtschaft klimaneutral zu machen. Dazu müssten alle Unternehmen mitziehen. Eine OECD-Studie, die gerade von der Handelskammer in Auftrag gegeben worden ist, sei ein erster wichtiger Schritt, um alle Hamburger Unternehmen von der Dringlichkeit des Problems zu überzeugen. 

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Dr. Henner Buhck, Geschäftsführer der Buhck-Gruppe und Vorsitzender Ausschuss für Energie und Umwelt begrüßt alle Zuhörer:innen

Prof. Dr. Timo Busch, Betriebswirt von der Universität Hamburg, unterstützte die Dringlichkeit mit seinem Vortrag: „Wir haben zu lange in den Rückspiegel geschaut und bereits zu viel Zeit verloren“. Denn eigentlich müsste die Hälfte aller CO2-Ausstöße ab sofort reduziert werden. Das sei gar nicht so einfach umzusetzen, würde es doch die Bereitschaft zum Verzicht bei jedem Einzelnen erfordern. Daher sei es wichtig, Brücken in eine klimaneutrale Zukunft zu bauen und Transformation zu ermöglichen. Dabei könne man auch auf Produktivitätszuwächse bauen, wie das Beispiel Photovoltaik zeige: In den 70er-Jahren musste man 100 US-Dollar pro Watt ausgeben und heute nur noch weniger als 1 US-Dollar pro Watt.

Lassen Sie uns alle Klimaaktivisten werden!

Dr. Henner Buhck, Geschäftsführer der Buhck-Gruppe und Vorsitzender Ausschuss für Energie und Umwelt
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Cornelia Theis / Handelskammer Hamburg
Prof. Dr. Timo Busch, Betriebswirt von der Universität Hamburg  bei seinem Vortrag zum Thema „Transformation als Lösung“

Mit den Impulsen der Vorredner ging es in die Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Dirk Lau, Leiter der Abteilung Klimawende, Energie, Industrie der Handelskammer Hamburg. Wolfgang Michael Pollmann, Staatsrat der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, Annika Rittmann von Fridays for Future, Tanja Ferkau, CEO der IMPCT gGmbH, Nadine Herbrich von recyclehero und Annemarie Bruns von Aurubis  waren sich einig: Wirtschaft und Gesellschaft müssen gemeinsam die noch zur Verfügung stehende Zeit nutzen, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise abzuwenden.

Wir haben zu lange in den Rückspiegel geschaut.

Prof. Dr. Timo Busch, Betriebswirt von der Universität Hamburg

Tanja Ferkau, CEO der IMPCT gGmbH, sieht das Problem in der bisherigen linearen Denkweise der Wirtschaft. Aber es verändert sich bereits: „Die Wirtschaft ist zum Teil bereits in der Transformation“. Das bestätigte auch Annemarie Bruns von Aurubis. Der energieintensive Konzern habe die Kupferproduktion bereits stark umgestellt. Durch gezielte Maßnahmen konnte Aurubis den CO2-Fussabdruck bei Kupferkathoden in den letzten acht Jahren um mehr als 35 Prozent reduzieren. Auch in anderen Bereichen orientiere man sich stark an den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.

Das reiche aber nicht, entgegnete Annika Rittmann von Fridays For Future. Sie fragte: „Wo geht das langfristig hin, wenn wir immer neue Produkte produzieren? Wie kommen Wirtschaft, Politik und Klimaschützer am Ende zusammen?“

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Cornelia Theis / Handelskammer Hamburg
Alle sind sich einig: Eine grundlegende Transformation ist nötig

Staatsrat Pollmann stimmte zu: „Klimaschutz ist nicht umsonst zu haben“. Man brauche Umverteilungsmechanismen, die auch ans Gehalt gebunden seien. Nadine Herbrich von recyclehero appellierte an jeden Einzelnen, aber auch vor allem an die Unternehmen: „Es ist unrealistisch, dass wir morgen ein neues Wirtschaftssystem vorfinden. Aber jede Konsumentscheidung hat einen Impact auf das Umfeld.“ Gerade Unternehmen haben sehr viel Macht, die Dinge zum Besseren zu wenden, indem sie ihr eigenes Geschäftsmodell hinterfragen.

Gerade deswegen waren sich alle einig: Die Akteure müssen in der Diskussion bleiben, denn nur gemeinsam kann der notwendige Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft funktionieren.

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