Um ihren rund 170.000 Mitgliedsbetrieben die notwendigen Qualifizierungsmöglichkeiten für Mitarbeitende zu bieten, meint Armin Grams resolut, müsse die Handelskammer als wichtige Wirtschaftsvertreterin der Stadt „schon ein sehr dickes Brett bohren“. Auch jenseits von Studium und Lehre gebe es zwar viele Arten, fähige Mitarbeitende zu finden, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer – „von der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte über die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen bis hin zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung zum Beispiel durch Verbesserung der Kinderbetreuung“. Doch das schärfste Schwert sei die Qualifizierung von der Wiege bis zur Rente.
Daher entwickelt Grams derzeit die Plattform „Lebenslanges Lernen“, auf der alle Angebote der Handelskammer gebündelt werden. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf hauseigenen Angeboten, denn auch externe Träger sollen über Kooperationen explizit mit einbezogen werden – Hochschulen und Fachverbände, Betriebe und Institutionen. Insbesondere wird eine enge Zusammenarbeit mit der HSBA Hamburg School of Business Administration angestrebt. „Die ganze Bandbreite der Qualifizierungsangebote für unsere Mitgliedsbetriebe eben“, schwärmt Grams. Ein weiteres Ziel: „Wir wollen den Gegensatz von Ausbildung und Studium aufbrechen und berufliche und akademische Bildungswege stärker verzahnen.“
Wir wollen den Gegensatz von Ausbildung und Studium aufbrechen und berufliche und akademische Bildungswege stärker verzahnen.
Armin Grams
Die Plattform will bereits bei der Berufsorientierung ansetzen, wo zum Beispiel manches Gymnasium laut Grams „noch Luft nach oben hat“, weil dort nach wie vor zu einseitig auf akademische Bildungswege gesetzt werde. Fast ebenso wichtig wie Schul- und Ausbildung sei aber die Fort- und Weiterbildung in der Mitte des Lebens, um Erwerbskräfte fit für den strukturellen Wandel ihrer Jobs zu machen. „Frühverrentung nach körperlich anspruchsvoller Tätigkeit“, so Grams, „können wir uns als Gesellschaft nicht mehr leisten.“ Das habe auch die neue Bundesregierung erkannt und ihren Koalitionsvertrag um „Midlife-BAföG“ genannte Umschulungszuschüsse erweitert.
Dass an der Plattform Bedarf besteht, steht für Grams außer Frage. „Obwohl sie erst dieses Quartal offiziell ihre Arbeit aufnimmt, haben wir schon viel positives Feedback erhalten.“ Von Hochschulen etwa oder Bildungsträgern, weit über die Stadt hinaus. Letztlich aber verortet sich das Portal in Hamburg: Durch lebenslange Qualifikation will es neben der beruflichen Agilität auch den Standort im Ganzen stärken.
HKBiS
Weiterbildung und lebenslanges Lernen sollen selbstverständlicher werden, fordert die Handelskammer seit Langem. „Der Staat kann und sollte dies durch Anreizmechanismen wie zielgruppenorientierte Prämien- oder Gutscheinmodelle flankieren, ohne dabei – etwa durch neue Regulierungen oder zusätzliche Freistellungsansprüche – Unternehmen in ihrer Flexibilität einzuschränken“, hieß es zum Beispiel im Forderungspapier zur letzten Bundestagswahl. Wichtige Instrumente dafür sind Plattformen wie die HKBiS. Das Weiterbildungsangebot der Handelskammer fördert das vielleicht wichtigste Standortkapital: die Menschen und ihre Bildung. An den Kursen und Schulungen der HKBiS nehmen jährlich rund 3000 Menschen in etwa 22.000 Stunden teil.