Als Standortmanagerin trägt die Handelskammer mit einem eigenen Aktionsplan zur Fachkräftegewinnung bei. Dieser beinhaltet internationale Partnerschaften, eine geplante Konferenz zur Arbeitswelt der Zukunft und bewährte Instrumente wie den Fachkräftemonitor.
Exzellente Hochschulen, hoch qualifizierte Fachkräfte: Diese Faktoren tragen mit dazu bei, dass Hamburg einer der leistungsfähigsten Wirtschaftsstandorte Europas ist und zahlreiche junge Menschen anzieht. So stiegen die Studierendenzahlen in der Hansestadt allein in den letzten zehn Jahren um rund ein Drittel – von knapp 91 000 im Jahr 2012/13 auf rund 120 000 im aktuellen Jahr. Und mit einem Durchschnittsalter von 42,2 Jahren hatte Hamburg 2021 bundesweit die jüngste Bevölkerung.
Dennoch fällt es Unternehmen in der Metropole zunehmend schwer, freie Stellen zu besetzen – und die Befürchtung, dass hier bis 2035 übergreifend rund 133 000 Fachkräfte fehlen könnten, ist nach wie vor aktuell. Weitere Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie eine Stärkung der weltweit vorbildlichen dualen Ausbildung sind deshalb essenziell, um den Standort zu sichern. Bildung ist nicht umsonst eine maßgebliche Säule der Fachkräftestrategie der Handelskammer.
Aktiv für Weiterbildung
Angesichts des riesigen Fachkräftebedarfs müssen wir alle Potenziale nutzen, die sich uns bieten.
Armin Grams
So gilt es etwa, bisher brach liegende Potenziale zu nutzen – und Jugendliche zu fördern, die bisher keinen Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden haben. Für diese setzt sich die Handelskammer zusammen mit der Handwerkskammer, der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UVNord) sowie der Stadt im 2005 gegründeten Verein „Ausbildungsförderung der Hamburger Wirtschaft e. V.“ ein. Dieser hilft jungen Menschen, eine Einstiegsqualifizierung zu erhalten und im Anschluss direkt in eine duale Berufsausbildung wechseln – eine solide Startchance dank betrieblichen Zeugnisses und Zertifikates der Handelskammer.
Schon aufgrund des technologischen Wandels ist auch berufsbegleitende Weiterbildung ein Gebot der Stunde. Diesem Ziel hat sich die Handelskammer Hamburg Bildungs-Service gGmbH (HKBiS) verpflichtet. „Angesichts des riesigen Fachkräftebedarfs müssen wir alle Potenziale nutzen, die sich uns bieten“, sagt Armin Grams, CEO der HKBiS und in der Handelskammer-Geschäftsführer der Bildungsplattform für Lebenslanges Lernen.
Die HKBiS ermöglicht es Berufstätigen, ihre Fachkenntnisse auszubauen – häufig mit Unterstützung ihrer Unternehmen, die von zusätzlichem Know-how profitieren. Neben zahlreichen Kursen bietet sie die Möglichkeit, über 70 Abschlüsse auf Bachelor- und Masterniveau in allen Jobbereichen zu erlangen: in kaufmännischen, industriell-technischen, IT- und Medienberufen sowie in der beruflichen Bildung.
In Hamburg sind betriebliche und akademische Bildung ein bewährtes Duo. Eine Übersicht der Hochschulen in staatlicher, privater oder kirchlicher Trägerschaft finden Sie hier.
Eine Kombination aus Berufstätigkeit und Weiterbildung ermöglicht auch die private Hochschule HSBA Hamburg School of Business Administration, die 2024 ihren 20. Geburtstag feiern wird und sich mit der HKBiS den CAMPUS75 an der Willy-Brandt-Straße teilt. „‚Um den nächsten Karriereschritt zu machen, brauche ich meinen Master, ich möchte aber nicht aufhören zu arbeiten‘ – das sagen viele unserer dual Studierenden“, berichtet Prof. Dr. Max Johns, einer der beiden HSBA-Interimspräsidenten. Und dafür bietet die HSBA beste Voraussetzungen: „Wir verfügen über eine große Nähe zu Unternehmen und sind sehr eng am Puls der Wirtschaft“, so Johns. Mit „Upskilling“ werden die rund 1000 Studierenden fit gemacht.
Umfassendes Bildungsangebot
Die HKBiS und die HSBA sind nur zwei der zahlreichen Einrichtungen, die zum Kampf gegen den Fachkräftemangel beitragen und Hamburg zu einem attraktiven Bildungsstandort machen. Berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge bieten etwa auch die Nordakademie oder die International School of Management (ISM) an. Und Unternehmen und Stadt profitieren generell von der hohen Dichte an erstklassigen Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen in der Hansestadt. So finden sich hier etwa so renommierte Hochschulen wie die Universität Hamburg als eine von lediglich elf Exzellenzuniversitäten Deutschlands, die Bucerius Law School (Spitzenwert im CHE-Hochschulranking 2023) oder die HafenCity Universität (HCU), Europas einzige Hochschule, die sich ausschließlich der Forschung und Lehre auf dem Gebiet der gebauten Umwelt widmet.
Mit der Science City Hamburg Bahrenfeld, die in den nächsten 20 Jahren entstehen soll, hat Hamburg zudem ein ambitioniertes Zukunftsprojekt gestartet – und im Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY als deren zukünftigem Zentrum forschen bereits Tausende Expertinnen und Experten. „Wir gucken wirklich in die Ursprünge des Universums und schauen uns an, wo wir alle herkommen und wo wir alle hingehen“, erklärt Dr. Arik Willner, Chief-Technology Officer des DESY, das große Forschungsziel im Podcast mit Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Malte Heyne. Und er betont: „Daten von der Nanoebene werden hochrelevant für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.“
Perspektiven der Bildung
Forschung und Bildung haben in Hamburg also einen hohen Stellenwert. Doch es gilt noch einiges zu tun. So sieht Armin Grams die Notwendigkeit dauerhafter Veränderungsbereitschaft. „Schon in den Schulen sollten Denken ohne Scheuklappen, Selbstständigkeit und Entdeckergeist geweckt und gefördert werden. Der Zugang zu Bildung muss so niedrigschwellig wie möglich sein“, sagt der Experte für Lebenslanges Lernen. Beeindruckt hat ihn etwa der Besuch eines „Lifelong Learning“-Festivals im irischen Cork. „Da waren alle Bildungspartner vertreten. Sie hatten ein gemeinsames Ziel – die Bevölkerung mitzunehmen.“
Die im November 2022 verabschiedete Fachkräftestrategie der Handelskammer setzt auf eine Reihe von Maßnahmen – von der Qualifikation über die gezielte Förderung der Zuwanderung bis hin zur Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen. Mehr Informationen hier.
Für Prof. Alkis Otto, wie Max Johns Interimspräsident der HSBA, steht zudem eines fest: „Das Problem des Fachkräfte-Rückganges zu lösen, wird ohne Migration nicht funktionieren. Die große Gesamtaufgabe ist es, die zuwandernden Menschen zu integrieren und für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren.“ Dabei komme dem Bildungssektor eine wichtige Aufgabe zu. „Es bedarf Anstrengungen auf vielerlei Ebenen.“
Armin Grams wiederum setzt auch auf technologischen Fortschritt in Form von KI: „Künstliche Intelligenz kann helfen, die Fachkräftelücke zu verringern. Wir stehen am Anfang, tasten uns vor.“ Ausprobieren mit Augenmaß laute die Devise. Doch trotz aller Unsicherheiten hält der Bildungsexperte eines für ganz entscheidend, um die Herausforderungen meistern zu können: „Wir müssen verstärkt lernen, Lösungen zu finden, und damit aufhören, zu sehr Probleme zu identifizieren.“ Eine Devise, die sicher auch in anderen Bereichen als gute Leitlinie dienen könnte. Lösungsorientiertes Denken ist schließlich ein Teil Lebensqualität – und Grundlage einer zukunftsorientierten Metropole.