
Freizeit-, Bekleidungs-, Hygiene- und Essensgelder, Verwahrgelder für die Betreuten: Einrichtungen der Alten- oder Jugendhilfe müssen häufig mit großen Mengen Bargeld umgehen. Das bindet Personal und Ressourcen, birgt Fehlerpotenzial und sorgt für viel Bürokratie. Doch dem Problem lässt sich abhelfen, dachten Jes Hennig, Christoph Roling und Thomas Heuck. Im Herbst 2023 gründeten sie ihr Fintech Parto – und entwickelten eine „digitale All-in-one-Zahlungslösung für Sozial- und Pflegeeinrichtungen“. Diese soll Personal entlasten, Menschen in Betreuung finanzielle Unabhängigkeit und Teilhabe ermöglichen sowie Kosten senken.

Im Frühjahr 2024 bewarben sie sich um eine Förderung der Investitions- und Förderbank Hamburg (IFB), mit der sie bereits zuvor gute Erfahrungen gemacht hatten. Schon wenige Tage nach dem Pitch erhielten sie eine Zusage für das InnoFinTech-Programm, das Start-ups der Finanz- und Versicherungswirtschaft (FinTech und InsurTech) in den Anfangsjahren mit bis zu 200 000 Euro fördert. „Der Bewerbungsprozess ist nicht allzu aufwendig und lohnt sich aufgrund der tollen Förderung allemal“, sagt Co-Founder und CPO Christoph Roling. „Positiv ist auch, dass die Bewerbung dazu animiert, sich verschiedene Aspekte der Geschäftsidee noch einmal vor Augen zu führen.“
Mittlerweile ist das Team von Parto auf 15 Personen angewachsen. „Der Kundenzuspruch ist riesig, und wir bauen unser Produkt auch dank der Förderung fokussiert aus“, freut sich Roling. „Zudem haben wir im letzten Herbst eine weitere Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen und den GründerGeist-Wettbewerb 2024 der Wirtschaftsjunioren gewonnen. Es gibt also viele Gründe, um mehr als positiv nach vorn zu blicken.“
Städtische Fördermittel
Wie das Trio von Parto, benötigen fast alle Gründungswilligen externe Finanzmittel, um Innovationsideen zu realisieren und ihr Produkt am Markt zu platzieren – also Fremdkapital und Fördermittel. Laut dem aktuellen Hamburg Startup Monitor greift mehr als die Hälfte der Gründenden in Hamburg (56 Prozent) auf staatliche Fördermittel zurück (Bundesdurchschnitt: 49 Prozent). Für technologieorientierte Gründende in Hamburg sind dabei zumeist die IFB – die Förderbank der Stadt Hamburg – und ihre Tochtergesellschaft IFB Innovationsstarter die ersten Ansprechpartner.
Je interessanter und individueller eine Geschäftsidee ist, desto besser sind die Chancen, eine gute Förderung und Finanzierung zu erhalten.
Sven Gabriel
Diese bieten gleich eine ganze Reihe von Förderprogrammen und Zuschüssen. Das Programm InnoFounder etwa unterstützt Start-ups in der Vorgründungs- und Gründungsphase mit einem pauschalen, personenbezogenen Zuschuss von bis zu 75 000 Euro. Für technologisch stark innovative Geschäftsmodelle stellt das Ausgabenerstattungsprogramm InnoRampUp bis zu 150 :000 Euro Zuschuss bereit.
In den ersten fünf Jahren können innovative Start-ups mit weniger als 50 Beschäftigten über die IFB-Tochter auch Risikokapital in Form von offenen Beteiligungen einwerben. Hierzu dient der Innovationsstarter Fonds (Beteiligung: bis zu 1,5 Millionen Euro). Zusätzlich erhalten sie Unterstützung in operativen, strategischen und akquisitorischen Fragen. Und für Existenzgründende, die ein günstiges Darlehen benötigen, stellt die IFB den „Hamburg-Kredit Gründung und Nachfolge“ (maximal eine Million Euro) sowie den „Hamburg-Kredit Mikro“ (bis zu 25 000 Euro) bereit. Über das Programm PROFI können sich Unternehmen zudem auf Fördermittel für besonders innovative Projekte bewerben (Höhe: bis zu eine Million Euro).
Für innovative Start-ups in späteren Entwicklungsphasen hat der Hamburger Senat zwei bedeutende Förderprogramme ins Leben gerufen. Der InnoVentureFonds (über Innovationsstarter) bietet Förderungen bis zu sieben Millionen Euro – soweit sich ein weiterer privater Akteur signifikant beteiligt. Und das HamburgInnoGrowth-Programm ermöglicht stille Beteiligungen von bis zu 2,5 Mio. Euro durch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Hamburg mbH. Mehr Infos erhalten Sie hier. Hilfreich für Start und Entwicklung von jungen Firmen sind übrigens auch Inkubatoren und Acceleratoren, auf die 17 Prozent der Gründenden zurückgreifen.
Bundes- und EU-Förderprogramme
Auch der Bund und die EU stellen Fördermittel und günstige Kredite für innovative Start-ups bereit. Dazu gehört zum Beispiel der ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit, der über die KfW-Bank vergeben wird: Für Vorhaben in diesem Bereich lassen sich bis zu 25 Millionen Euro aufnehmen, hinzu kommen Zuschüsse bis zu drei Prozent der Kreditsumme.
Eine Übersicht zu Finanzierungs- und Beratungsmöglichkeiten samt nützlichen Links finden Sie hier. Gründende, deren Finanzierungsvolumen mehr als 30 000 Euro beträgt, können sich beim Finanzierungssprechtag der Handelskammer in vertraulichen und kostenlosen Einzelberatung näher informieren. Jeden Donnerstag bietet die Handelskammer eine kostenlose virtuelle Erst- und Einstiegsberatung an.
Die Forschungszulage des Bundes bezuschusst geeignete Projekte mit 25 Prozent der entstandenen förderbaren Kosten, etwa Personalkosten. Die maximale Höhe liegt bei einer Million Euro pro Geschäftsjahr. Zu Antragstellung und Infos gelangen Sie hier.
Wissensbasierte Gründungsvorhaben, die in Hochschulen und Forschungseinrichtungen vorbereitet werden, können zudem die unterschiedlichen EXIST-Förderprogramme des Bundeswirtschaftsministeriums nutzen – zum Beispiel EXIST-Women, das sich speziell an Frauen richtet. Antragsteller ist jeweils die Hochschule. Innovative Unternehmensgründungen von Frauen können sich übrigens bis zum 31. Juli für den IDEE-Förderpreis bewerben. Das Preisgeld beträgt insgesamt 65 000 Euro.
Grundsätzlich gilt: „Je interessanter und individueller eine Geschäftsidee ist, desto besser sind die Chancen, eine gute Förderung und Finanzierung zu erhalten und schlussendlich am Markt erfolgreich zu sein“, so Sven Gabriel aus dem Team „Gründung und Förderung“ der Handelskammer. Er rät allen Gründungswilligen, sich vorab von der Handelskammer beraten zu lassen.
